Papst Johannes Paul II. gab in «Tertio millennio adveniente» (1994) seinem Wunsch Ausdruck, sich bei der Aktualisierung der «Martyrologien» für die Universalkirche um die Anerkennung der heroischen Tugenden von Männern und Frauen zu bemühen, die ihre Berufung in der Ehe verwirklicht haben. «Da wir überzeugt sind, dass es in diesem Stand nicht an Früchten der Heiligkeit mangelt, empfinden wir das Bedürfnis, die geeigneten Wege dafür zu finden, dass diese Heiligkeit festgestellt und der Kirche als Vorbild für die anderen christlichen Eheleute vorgestellt werden kann» (37). Mit der Seligsprechung von Luigi Beltrame Quattrocchi und Maria Corsini-Beltrame Quattrocchi wurde sein Wunsch erfüllt.
Luigi Beltrame-Quattrocchi kommt am 12. Januar 1880 in Catania (Sizilien) auf die Welt. Er studiert an der Sapienza-Universität in Rom Rechtswissenschaften. Nach seinem Abschluss arbeitet er zunächst in der Finanzverwaltung, später als Staatsanwalt und wird schliesslich Generalstaatsanwalt.
Kurz nach seinem Studienabschluss lernt Luigi die vier Jahre jüngere Maria Luisa Corsini kennen, das einzige Kind florentinischer Eltern. Sie stammt aus dem adligen Haus Corsini und hat seit frühester Kindheit eine umfangreiche Bildung genossen. Sie liebt Kunst und Literatur.
Maria ist tiefgläubig: Der tägliche Besuch der Heiligen Messe, Gebet und geistliche Begleitung gehören selbstverständlich zu ihrem Alltag. Luigi hingegen ist nicht wirklich praktizierend. Da beide einen sehr starken Charakter haben, gibt es während der ersten zwei Jahren ihrer Beziehung viele Auseinandersetzungen. Erst als Luigi Gott wieder Raum in seinem Leben gibt, stimmt Maria der Verlobung zu. Während ihrer Verlobungszeit schreiben sie sich Briefe und Karten, in denen gegenseitige Wertschätzung und Respekt durchscheinen.
Luigi und Maria heiraten am 25. November 1905 in der «Cappella Corsini» in der Basilika «Santa Maria Maggiore» in Rom. Als Ehepaar gehen sie jeden Morgen zur Messe und pflegen gemeinsame Gebetszeiten wie den abendlichen Rosenkranz. 1906 kommt ihr Sohn Filippo zur Welt, ihm folgen 1908 Stefania und 1909 Cesare.
Während ihrer vierten Schwangerschaft wird bei Maria eine «Placenta praevia» (Fehllage der Plazenta) diagnostiziert. Die Ärzte raten zu einer Abtreibung, doch das Ehepaar lehnt dies strikt ab. Es gelingt den Ärzten dann, die Wehen einzuleiten und das Kind vorzeitig zu entbinden – so komplettiert Enrichetta 1914 die junge Familie.
Jahre später erzählt ihr Sohn Cesare: «Es gab eine Art Wettlauf zwischen Vater und Mutter, um in der Spiritualität zu wachsen. Sie begann in der ‹Pole-Position›, da sie bereits eine intensive Glaubenserfahrung gemacht hatte, während er sicherlich ‹ein guter Mann war, gerecht und ehrlich, aber nicht sehr praxisorientiert›.» Das Ehepaar nimmt regelmässig an Exerzitien teil und besucht Theologiekurse an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Am Herz-Jesu-Freitag feiern sie als Familie immer die Heilige Messe mit, da sie sich dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht haben.
Ein Leben für die Familie …
Das junge Paar geht in seiner Aufgabe als Eltern auf. «Wir erzogen sie [die Kinder] im Glauben, damit sie Gott erkennen und ihn lieben.»[1] Maria hält den familiären Alltag in ihren Schriften fest; es entstehen daraus Bücher, deren erzieherischer Wert noch heute aktuell ist. Bei allem vertrauen Luigi und Maria auf die göttliche Vorsehung.
1922 wird für die Eltern ein besonderes Jahr: Die Söhne Filippo und Cesare äusseren den Wunsch, Priester zu werden, die Tochter Stefania beschliesst, bei den Benediktinerinnen einzutreten. (Enrichetta wird später ein Privatgelübde ablegen.) Luigi und Maria fällt die Trennung schwer, doch gleichzeitig sind sie von grosser Freude erfüllt, drei ihrer Kinder dem Herrn zu schenken. Die Familie bleibt trotz der räumlichen Distanz verbunden. Später, als Filippo im Priesterseminar von Noci, Cesare im Seminar von Parma und Cecilia in Mailand ist, verbringt Luigi auch einmal ein Wochenende im Zug, um sie zu besuchen.
Während des Zweiten Weltkrieges weiht Maria ihre drei Kinder der Muttergottes. Filippo (inzwischen Don Tarcisio) und Cesare (Pater Paolino) sind als Armeeseelsorger tätig. Don Tarcisio entkommt der Torpedierung des Schiffes, auf dem er am 13. August 1942 eingeschifft wurde; Am 13. August des folgenden Jahres entgeht Pater Paolino den Schüssen eines Scharfschützen, als er die sterblichen Überreste eines gefallenen Soldaten birgt. Am selben Tag verlässt Stefania (Sr. Cecilia) das Benediktinerkloster in Mailand, kurz bevor es von Bomben getroffen wird.
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