Gertrud Leupi trat 1848 in das Kloster Baldegg ein und legte 1850 die zeitliche Profess ab. Sie erhielt im Kloster eine Ausbildung zur Lehrerin und unterrichtete anschliessend im Zisterzienserinnenkloster Frauenthal und im Benediktinerkloster Engelberg.
Bei ihrem Eintritt in Baldegg hatte sie erwartet, dass dort bald die ewige Anbetung eingeführt würde. Doch dann erhielt sie in der Wallfahrtskirche Niederrickenbach NW die Eingebung, ein Anbetungskloster zu gründen. In der Folge trat sie 1853/54 zusammen mit Sr. Vinzentia Gretener aus dem Kloster Baldegg aus und unterstellte sich dem Abt von Engelberg, doch in Nidwalden war die Stimmung für eine Klostergründung nicht günstig. Die Frauen erhielten von Kommissär Niederberger den Rat, im geplanten Mädcheninstitut zehn Plätze für bedürftige Kinder aus Nidwalden freizuhalten. Diese Strategie führte zum Erfolg: Der Landrat genehmigte das Kloster mit einer Gegenstimme.
Anfang September 1857 begannen die ersten sechs Schwestern im «Stäfelihaus» in Niederrickenbach eine Klostergemeinschaft, welche die ewige Anbetung pflegt. Zur Oberin wurde Sr. Vinzentia Gretener gewählt; wegen Krankheit und Überforderung musste sie nach kurzer Zeit ihr Amt abgeben und wurde von Gertrud Leupi als Frau Mutter abgelöst. 1859 konnte die junge Gemeinschaft das Mädcheninstitut eröffnen, das bis 1981 bestehen sollte. 1863 erhielt die Gemeinschaft die bischöfliche Bestätigung. Die «Kongregation der Opferschwestern des dritten Ordens des hl. Benedikt» erlebte in den folgenden Jahren viele Berufungen: Bereits 1858 zählte die Gemeinschaft 15 Schwestern, 1873 waren es über 50 Schwestern.
Schritt ins Ungewisse mit 55 Jahren
1873 schickte der Abt von Engelberg die Patres Frowin Conrad und Adelhelm Odermatt in die Vereinigten Staaten, um in Missouri das Kloster Conception zu gründen. Diese erbaten sich von den Benediktinerinnen von Maria Rickenbach Schwestern für den Unterricht der Kinder deutscher Auswanderer. Frau Mutter Gertrud Leupi sandte zunächst Sr. Anselma Felber mit vier weiteren Schwestern – «die gesündesten, besten, opferwilligsten» – die das «Clyde Monastery» gründeten und dort die ewige Anbetung einführten.
1879 legte Sr. Gertrud Leupi ihre Leitungsaufgabe nieder und reiste – inzwischen fast 55 Jahre alt! – selbst in die USA; zunächst ebenfalls nach Missouri, wo sie das Kloster Maryville gründete. Kurz darauf bat sie Martin Marty, Abt der ursprünglich vom Kloster Einsiedeln gegründeten Abtei St. Meinrad und auch als «Apostel der Sioux» bekannt, um ihre Unterstützung in South Dakota. Zwischen 1883 und 1887 gründete Sr. Getrud Leupi zusammen mit anderen Schwestern ein weiteres Kloster in Zell (South Dakota); die Schule und die Kirche stehen noch heute. 1887 reiste Sr. Gertrud nach Yankton und gründete dort das «Sacred Heart Monastery»; konkret wurde das Kloster aus Maryville hierher verlegt. Sie leistete einen wichtigen Beitrag zur Ausbildung von Mädchen vom Stamm der Sioux. Trotz der vielen Aufgaben in der Schule und in der Mission behielt Sr. Gertrud stets eine grosse Liebe zur Einsamkeit und zum Gebet.
1891 zählte die Gemeinschaft in Yankton bereits über 60 Schwestern. Sr. Getrud kehrte in die Schweiz zurück. Sie hatte die Idee, in ihrem Heimatland Schwestern für die Mission in den Vereinigten Staaten auszubilden. Mithilfe ihres Neffen und Pfarrers Josef Leupi konnte sie das Schloss Wikon kaufen und gründete dort das Kloster Marienburg Wikon als Erziehungs- und Missionsinstitut. Wegen des sogenannten Klosterartikels in der Bundesverfassung von 1874 («Jesuitenartikel), der die Errichtung oder Wiedererrichtung von Klöstern verbot, unterstand das Kloster Wikon rechtlich Yankton, ab 1927 Maria Rickenbach. Nach der Aufhebung des Klosterartikels wurde Wikon 1974 vom Institut zum Kloster, die Selbstständigkeit wurde formell aber nie vollzogen.
Sr. Getrud Leupi setzte ihre erzieherischen und missionarischen Aktivitäten fort, kehrte aber nie mehr nach Rickenbach zurück. Am 26. März 1904 starb sie im Alter von 79 Jahren in Wikon.
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