Die Vatikanischen Gärten. (Bild: Stefan Bauer, www.ferras.at, CC BY-SA 2.5 via Wikimedia Commons)

Weltkirche

Giro d’Italia fei­ert Pre­miere im Vatikan

Wett­kampf auf aus­ser­ge­wöhn­li­chem Ter­rain: Erst­mals führt eine Giro d’Italia-Etappe durch die Vati­ka­ni­schen Gär­ten – vor­bei an Brun­nen, Kapel­len und viel Geschichte. Ein Blick hin­ter die Mau­ern des Vatikans.

Am kommenden Sonntag, den 1. Juni, ist es so weit: Zum ersten Mal führt eine Etappe des Giro d'Italia durch den Vatikan. Es ist gleichzeitig die letzte der 21 Etappen und damit krönender Abschluss der diesjährigen Rundfahrt.

1974 startete das italienische Radrennen zwar am Vatikan, doch diesmal verläuft es quer durch den Zwergstaat – ein Wunsch des verstorbenen Papstes Franziskus. Die Organisatoren sprechen von einem Höhepunkt, der Sport, Geschichte und Spiritualität vereint.

Die Strecke beginnt zwischen Audienzhalle und Petersdom. Danach erklimmen die Sportler den 75 Meter hohen Vatikanischen Hügel in Serpentinen. Bei ihrem Rundkurs durch die Vatikanischen Gärten passieren sie das Kloster Mater Ecclesiae, in dem Benedikt XVI. seinen Lebensabend verbrachte, sowie die vatikanischen Museen. Bei ihrer Abfahrt kommen sie auch an Santa Marta vorbei, dem früheren Wohnsitz von Papst Franziskus.

Steile Hänge hinterm Petrusgrab
Die vatikanischen Gärten, durch die das Peloton rollt, bedecken rund 20 der insgesamt 44 Hektar grossen Vatikanstadt. Hinter dem Petersdom wird deutlich, dass der Vatikan ein Hügel ist; schon beim Bau der konstantinischen Basilika wurden enorme Erd- und Steinmassen abgetragen, sichtbar an der steilen Abbruchkante hinter der Apsis der heutigen Peterskirche.

Auf dem rund 28 Fussballfelder grossen Gelände finden sich neben Verwaltungsgebäuden mehrere Kapellen, ein Weg mit Marienfiguren aus aller Welt, ein Bahnhof und ein Hubschrauberlandeplatz.

Vatikanangestellte können etwa in der Stefanskirche hinter dem Petersdom heiraten oder im Kaufhaus, das sich im alten Bahnhofsgebäude befindet, einkaufen. Gelegentlich fahren von hier auch noch Züge – meist jedoch nur für Touristen im Rahmen von Spezialtouren der Vatikanischen Museen.
 


Vom Nutzgarten zum Park mit Zoo und Sternwarte
Die Ursprünge der heutigen Gärten reichen bis ins späte 13. Jahrhundert zurück. Damals verlegte der Papst seine Residenz vom Lateran ans Petrusgrab. Nikolaus III. (1277–1280) liess zunächst eine Art Klostergarten mit Heil- und Nutzpflanzen anlegen. Über die Jahrhunderte wandelte sich das Areal: von einem Ort der Versorgung hin zu einer Bühne päpstlicher Herrschaft. In der Renaissance und im Barock entstanden prächtige Anlagen, Brunnen und Gebäude wie die Casina Pius IV. oder der Turm der Winde, der als Sternwarte diente.

Im 19. Jahrhundert folgte dann eine Umgestaltung nach englischem Landschaftsvorbild. Pius IX. (1846–1878) und Leo XIII. (1878–1903), die sich nach dem Ende des Kirchenstaates als «Gefangene im Vatikan» betrachteten, förderten die Pflege der Gärten besonders intensiv. Leo XIII. gründete zudem einen kleinen Tierpark mit exotischen Tieren, die er aus Afrika geschenkt bekommen hatte. Die neu gewonnene vatikanische Souveränität nach den Lateranverträgen von 1929 manifestierte sich auch in monumentalen Neubauten im Stil der Mussolini-Zeit, die das Gartenbild noch heute prägen.

Exklusive Wohnlage und modernste Technik
Auch in der Nachkriegszeit widmeten sich die Päpste immer wieder ihrer Gartenanlage. So liess beispielsweise Johannes XXIII. (1958–1963) in den 60er-Jahren den Johannes-Turm im Westen des Areals restaurieren und bewohnbar machen. In der Folge lebten Kardinäle und auch zeitweise der Papst während Umbauarbeiten des Apostolischen Palasts in dem spektakulären Rundbau. Heute befindet sich dort das Wirtschaftssekretariat des Vatikans. Paul VI. (1963–1978) baute einen Helikopterlandeplatz in den Garten und Benedikt XVI. liess nach seinem Rücktritt ein ehemaliges Kloster zum Ruhesitz umbauen.

Als Reaktion auf den Klimawandel machte Papst Franziskus die Gärten nachhaltiger: Alle Brunnen erhielten moderne Wasserrecycling-Systeme, die Beleuchtung wurde auf LED umgestellt. Das Wasser für die rund 100 Brunnen liefert seit über 90 Jahren Italien – geregelt durch die Lateranverträge von 1929, die dem Zwergstaat eine «angemessene Menge von Wasser» aus Italien garantieren.

Vatikan bietet Touren an
Für die Pflege ist eigenes Personal zuständig. Eine ihrer kunstvollsten Arbeiten ist vom Petersdom aus sichtbar: Vor dem Governatoratspalast arrangierten jetzt die Gärtner Blumen in Form des aktuellen Papstwappens.

Die Vatikanischen Gärten sind im Normalfall nicht zu besichtigen. Wer an der Fronleichnamsprozession des deutschen Kollegs am Campo Santo Teutonico im Vatikan teilnimmt, hat jedoch die Möglichkeit, die prachtvollen Anlagen zu erleben. Zudem bieten die Vatikanischen Museen Führungen durch die Gärten an. Interessierte müssen sich im Voraus anmelden; die Plätze sind begrenzt und begehrt. Der Zugang erfolgt in der Regel über das Gelände der Vatikanischen Museen.


KNA/Redaktion


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Bemerkungen :

  • user
    Schwyzerin 31.05.2025 um 07:44
    Der Höhepunkt des italienischen Radrennen durch die vaticanischen Gärten ist mit viel Lärm und Rummel verbunden. Das Radrennen, bez. die Welt dringt damit in die Geschichte und Spiritualität ein. Ich frage mich was Papst Franziskus mit diesem Wunsch bezwecken wollte und warum macht ein Papst so etwas ? Mit Evangelisierung hat das jedenfalls nichts zu tun. Die vatikanischen Gärten stellen das Paradies dar. Jeder wünscht sich einmal ins Paradies zu kommen. Mit viel Lärm und Rummel ist das nicht möglich. Hingegen mit einem Spaziergang durch die vatikanischen Gärten findet man die Schönheit, die Ruhe und die Demut.