Die Zahl der Abtreibungen betrug im Jahr 2023 11 782, das ist eine Zunahme von über 600 Abtreibungen gegenüber 2022 (11 166); 2021 waren es noch 10 869. Rechnet man die Frauen ohne Wohnsitz in der Schweiz dazu, waren es im Jahr 2023 6,2 % mehr Abtreibungen als im Vorjahr.
Insgesamt nehmen die Abtreibungen seit 2017 wieder zu. Der prozentual grösste Anteil liegt bei den 30- bis 34-Jährigen (23,4 %), gefolgt von den 25- bis 29-Jährigen (23 %).
Die meisten Schwangerschaftsabbrüche (95 %) erfolgten in den ersten 12 Schwangerschaftswochen, 77 % in den ersten 8 Schwangerschaftswochen.
615 Abtreibungen erfolgten nach der 12. Schwangerschaftswoche. In 414 Fällen wurden die Gründe an das BFS übermittelt.[1] Davon war in 248 Fällen eine somatische Indikation beim Fötus der Fall, in 22 Fällen eine somatische Indikation bei der Mutter. In einem Fall lag ein Zwang resp. Vergewaltigung vor, in 15 Fällen führten finanzielle Gründe zu einer Abtreibung nach der 12. Schwangerschaftswoche.
Zur Erinnerung: «Der Abbruch einer Schwangerschaft ist straflos, wenn er nach ärztlichem Urteil notwendig ist, damit von der schwangeren Frau die Gefahr einer schwerwiegenden körperlichen Schädigung oder einer schweren seelischen Notlage abgewendet werden kann. Die Gefahr muss umso grösser sein, je fortgeschrittener die Schwangerschaft ist» Art. 119 StGB Abs. 1.
Schweizweit wurden 81 % der Schwangerschaftsabbrüche medikamentös und 19 % chirurgisch durchgeführt. In sieben Kantonen (Glarus, Luzern, Neuenburg, Nidwalden, Obwalden, Solothurn, Uri) wurden mehr als 90 % der Schwangerschaftsabbrüche medikamentös durchgeführt. Der Anteil der medikamentösen Abtreibungen nimmt seit Jahren konstant zu.
«Medikamentös» klingt nach einer «sauberen» Lösung, doch die Realität sieht anders aus. Die Frauen sind aktiv an der Abtreibung beteiligt, da sie die Tabletten selbst nehmen müssen. Die Abtreibung müssen sie in den meisten Fällen allein durchstehen, da diese zu Hause erfolgt. Oft wird der Embryo unter starken Blutungen und Krämpfen ausgestossen und muss dann in der Toilette «entsorgt» werden.
Nicht in der Statistik erscheinen Schwangerschaftsabbrüche mittels «Pille danach». Es gibt keine verlässlichen Zahlen, wie vielen Kindern durch diese Methode das Recht auf ihr Leben genommen wird.
Die aktuellen Zahlen des BFS zeigen auch, dass die Zahl der Geburten in den letzten Jahren konstant abnimmt: Waren es 2021 noch 89 644 Geburten, waren es 2022 noch 82 371 und im letzten Jahr 80 024 Geburten.
Mehr Abtreibungen, weniger Geburten – die gesellschaftlichen Folgen liegen auf der Hand. Bereits heute wird über einen Fachkräftemangel, besonders im Gesundheitswesen, geklagt.
Im Schnitt müssten Frauen 2,1 Kinder bekommen, damit eine Bevölkerung ohne Migration stabil bleibt. Seit der Nachkriegszeit bekamen Frauen immer weniger Kinder. Dies hat auch mit der zunehmenden Berufstätigkeit der Frauen zu tun. Heute schieben viele die Familienplanung hinaus, um zunächst im Beruf erfolgreich zu sein. Geht die Partnerschaft in die Brüche, stehen sie mit Mitte 30 allein da. Seit ein paar Jahren neu hinzugekommen ist der Verzicht auf Kinder «zugunsten des Klimas». Bis 2050 lägen bereits drei Viertel aller Länder unter dem kritischen Wert von 2,1 Kindern, schreibt das medizinische Fachmagazin «The Lancet».
Frankreich versucht die Geburtenrate mittels guter Kinderbetreuung zu erhöhen, die skandinavischen Staaten durch ihre Familien- und Gleichstellungspolitik. In Polen werden Mehrkinderfamilien finanziell gefördert, in Ungarn bekommen Jungfamilien zinslose Darlehen und Wohnbauzuschüsse. In beiden Ländern stieg die Geburtenrate in den letzten Jahren leicht an.
Der Anstieg an Abtreibungen und der Rückgang von Geburten zeigen, dass dem menschlichen Leben nicht mehr der gleiche Wert zugesprochen wird wie noch vor ein paar Jahren. Friedrich Nietzsche hat es einmal so formuliert: «Ehe: So heisse ich den Willen zu zweien, das Eine zu schaffen, das mehr ist, als die es schufen.» Diese Erkenntnis ist der modernen Gesellschaft weitgehend abhandengekommen. Ganz auf der Linie der alles beherrschenden Selbstverwirklichungs-Fixierung leistet sich man/frau ein Kind, um – wenn überhaupt – sich neben einem Schosshündchen und einer Penthouse-Wohnung noch ein weiteres Lifestyle-Accessoire anzuschaffen.
Der Geburtenrückgang im Jahr 2022 (von 89 644 auf 82 371) lässt sich bisher nicht plausibel erklären. Für «Human Life International Schweiz» (HLI) ist dieser Geburtenrückgang zu ausgeprägt, seine langfristigen Folgen – es fehlen in zwei Jahre bereits eine Million Lebensjahre – zu wichtig, als dass seine Ursachen ungeklärt bleiben dürften. HLI unterstützt deshalb ein Forschungsprojekt des renommierten Gesundheitsökonomen Professor Dr. Konstantin Beck, Dozent an der Universität Luzern. Es trägt den Titel «Analyse der Gründe, die den historischen Geburtenrückgang in der Schweiz ab 2022 ausgelöst haben könnten».
Im Forschungsprojekt werden drei hauptsächliche Hypothesen untersucht:
- Hypothese 1: Freiwilliger Rückgang
- Hypothese 2: Unfreiwillige Reduktion der Fruchtbarkeit
- Hypothese 3: Unfreiwillige Reduktion der Fruchtbarkeit infolge der mRNA-Impfung. (Die Geburten nehmen ab, weil die mRNA-Impfung eine entsprechende Nebenwirkung aufweist.)
Der Projektabschluss mit Gutachten ist auf den 30. Oktober 2024 geplant. HLI wird die Ergebnisse zu gegebener Zeit publizieren.
Quellen
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit.gnpdetail.2024-0118.html
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bevoelkerung/geburten-todesfaelle/geburten.html
[1] Nicht alle Kantone erheben den Interventionsgrund.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Eventuell trägt die kath. Kirche auch einen Anteil zur hohen Anzahl bei, verbietet sie doch jegliche Verhütung vor, während und nach der Ehe, und erklärt jegliche Verhütungsmassnahme als schwere Sünde.
Sie sprechen aber ein wichtiges Problem an: Obwohl die Verhütung in der Schweiz kein Problem wäre, werden noch immer viele Frauen ungewollt schwanger. Es wäre interessant herauszufinden, woran das liegt.
Die obigen Hypothesen zeigen aber auch, dass es bei den behandelten Themen kein sicheres Wissen gibt, ausser, das muss gesagt werden, relativ sicher die Abtreibungsstatistik, wovon mindestens jede Abtreibung nach der 12. Woche zweifelsfrei die vorsätzliche Tötung eines maximal unschuldigen Menschen darstellt, worüber nicht nur die Bischofskonferenz eine Untersuchung machen sollte, warum nicht für die letzten hundert Jahre mit Überlegungen über die nicht nur moralischen Folgen des Ausfalls dieser Menschenmasse. Ideologien, die diesen Befund leugnen, sind in keiner Weise besser als jene politische Richtungen, die den von ihnen verantworteten oder mitverantworteten jeweiligen historischen Massenmord leugnen. Zu den unwissenschaftlichsten Voraussagen gehört , für die allermeisten Fälle, die Behauptung, die Abgetriebenen hätten sowieso kein gutes Leben haben können. Da übrigens Beethovens Mutter infiziert war, bin nicht sicher ob Geschlechtskrankheit oder etwas anderes, wäre ein Kind wie er unter diesen Bedingungen heute wohl selbst in einem Innerschweizer Spital mutmasslich abgetrieben worden. Leider ist hier aber eine rechtliche Güterabwägung aufgrund der Gesetzeslage nicht möglich. Deshalb sollte man auch darauf verzichten, Abtreibung als Mord zu bezeichnen, auch schon, weil es die Diskussion abblockt. Es würde schon der Hinweis auf die Bedingungen eines Abschusses eines Wolfes genügen, wiewohl auch dies Feministinnen schon zu totaler Weissglut treiben würde. Bei diesen gibt es diesbezüglich keine ergebnisoffene Diskussion, was nun mal als Sektenniveau zu gelten hätte. Zu denken gibt mir indes, dass, was ich aber noch besser belegt haben möchte, vom Vatikan zur Zeit von Papst Paul VI. Abtreibung bei aufgrund vn Vergewaltigung geschwängerten Nonnen in Afrika entweder gutgeheissen oder gar bewilligt worden sei.
Sicher ist, dass die Glaubwürdigkeit auch von Abtreibungsgegnern vielfach wenig gegeben ist, was indes am Schicksal der Opfer nichts ändert. In nicht wenigen Ländern diente und dient die Abtreibung auch der sog. Geburtenkontrolle. Im Gegensatz zu noch vor 40 Jahren habe ich Mühe, in dieser Sache mich, auch als Mann, öffentlich zu ereifern. Von Verurteilungen einzelner Frauen ganz abgesehen.
Ich verteidigte seinerzeit die Initiative "Recht auf Leben", wofür mir damals immerhin Parteipräsident Wyer Anerkennung aussprach für theologisch-ethische und juristische Argumentation, das war aber noch im alten Jahrhundert.. Das Schlimmste war aber, dass das Thema allein schon der Partei peinlich war. Niemand wollte sich daran erinnern lassen , dass BR Furgler wegen dieser Frage als Justizminister in den Ausstand getreten war, die einzige vergleichbare Handlung aus Gewissensgründen in der neueren Geschichte des Bundesrates, für mich damals ein Grund, der Partei Loyalität zu bewahren.