Ist Humor zu katholisch? (Bild: dpa/Rolf Vennenbernd)

Mit spitzer Feder

Hazel Brug­ger beim Papst

Fürch­ter­lich hat er sich auf­ge­regt, Andreas Tobler vom Tages-​Anzeiger (18. Juni 2024). Aus­lö­ser sei­nes Mega-​Ärgers war die Ein­la­dung des Paps­tes an berühmte Come­di­ans aus aller Welt. Der Pon­ti­fex wollte ihnen dan­ken für ihren Humor und damit für ihre Gabe, Men­schen zum Lachen zu bringen.

Wörtlich sagte der Papst zu den mehr als 100 Gästen, die seiner Einladung gefolgt waren, u. a.: «Ich blicke mit Hochachtung auf Sie als Kunstschaffende, die sich in der Sprache der Komödie, des Humors und der Ironie ausdrücken. Wie viel Weisheit steckt da drin. Von allen Fachleuten...gehören Sie zu den beliebtesten, begehrtesten, am meisten beklatschten. Sicherlich, weil Sie gut sind, aber es gibt noch einen anderen Grund: Sie haben und pflegen die Gabe, die Menschen zum Lachen zu bringen. Inmitten so vieler düsterer Nachrichten, inmitten so vieler sozialer und sogar persönlicher Notlagen haben Sie die Kraft, Heiterkeit und ein Lächeln zu verbreiten. Sie gehören zu den wenigen, welche die Fähigkeit besitzen, mit sehr unterschiedlichen Menschen verschiedener Generationen und kultureller Hintergründe zu sprechen. Auf Ihre Weise bringen Sie die Menschen zusammen, denn Lachen ist ansteckend. Es ist leichter, gemeinsam zum Lachen zu bringen als allein: Freude ermöglicht den Austausch und ist das beste Medikament gegen Egoismus und Individualismus.»

Was Journalist Tobler empörte: Niemand der anwesenden Humor-Profis zog den Papst durch den Kakao, obwohl sich dieser «mit homophoben Sprüchen wieder einmal unmöglich gemacht habe» und eine Schelte für die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche verdient hätte. Dies muss ausgerechnet der Journalist einer Zeitung sagen, welche die Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland zu sexualisierter Gewalt in ihrem Umfeld totgeschwiegen hatte (pro memoria: von den Pastoren, die des sexuellen Missbrauchs überführt wurden, waren zum Zeitpunkt der Ersttat 75 Prozent verheiratet). Und dies muss augerechnet der Journalist einer Zeitung sagen, die den Entscheid der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, keine Studie zur Aufarbeitung der sexuellen Missbräuche in den eigenen Reihen durchzuführen, ebenfalls verschwiegen hatte.

Am meisten aber trieb Journalist Tobler («Komiker buckeln vor dem Papst») die Tatsache auf die Palme, dass auch die Schweizerin Hazel Brugger der Einladung des Papstes gefolgt war. Mehr noch: In ihrem neuesten, gemeinsam mit ihrem Ehemann Thomas Spitzer produzierten Podcast gab Hazel Brugger freimütig zu, dass sie die Begegnung mit dem Papst «zu 100 Prozent verändert» habe. Tobler reagierte mit fassungslosem Kopfschütteln auf diese Ungeheuerlichkeit: «Kein Hauch von Kritik am Papst und der katholischen Kirche». Eine faustdicke Untertreibung! Denn tatsächlich enthielt sich Hazel nicht nur jeglicher Kritik, sondern zeigte sich von der Begegnung mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche regelrecht begeistert. Zwar blödelte das offensichtlich immer noch schwer verliebte Duo anfangs herum, flachste über de lux-Probleme beim Bau ihres Eigenheims («der Architekt wollte am Telefon wissen, der Elektriker habe zwar momentan im Haus nichts zu tun, ob er trotzdem kommen solle?»), dann ging es aber doch relativ schnell zur Sache. Hazel Brugger geriet regelrecht ins Schwärmen über die Begegnung mit dem Papst und den anderen anwesenden Comedians, war voll des Lobes von den Worten seiner Heiligkeit, darin unterstützt vom ebenfalls sichtich beeindruckten Ehemann. Wie denn auch der Vatikan mit seinem einzigartigen kulturellen Reichtum eine Faszination ausübte, der sich beide nicht entziehen konnten und nicht entziehen wollten.

«Gläubig sind wir aber nicht», befand Hazel Brugger. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Die Tatsache, dass sie der Puppe ihrer ältesten gemeinsamen Tochter den Namen «Maria» gab, ist schon einmal ein gutes Zeichen. Es wäre dies der finale Blattschuss für ein Blatt, das im Volksmund «Tages-Anlüger» genannt wird.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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    Meier Pirmin 26.06.2024 um 21:45
    Mehr solche erfrischende Artikel, Herr Herzog. Auch ich unterschätze gelegentlich unseren Heiligen Vater.
  • user
    ser AD 26.06.2024 um 17:00
    Hazel Brugger ist auf jeden Fall eine faszinierende Persönlichkeit. Ihr Psychologenvater ist leider ungläubig, was man der Tochter nachsehen mag.

    Vor einigen Jahren kam sie im Tagesanzeigermagazin als covergirl, in rotem Overall auf einem Auto stehend.

    Ihre Begeisterung für den Papst ist durchaus authentisch, und sie hat genügend bürgerlichen Anstand, den Papst in seiner Position positiv zu beschreiben.

    Gott bekehrt die Sünder durch Heilige, nicht durch Predigten. Eine solche Heiligkeit sieht man im Papst, welche die natürlichen Grundlagen in den Menschen als Gottes Geschenk hervorstreicht und so den Weg des Herrn bereitet.