Die heilige Rita von Cascia. (Bild: CarlosVdeHabsburgo, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Kommentar

Hei­lige Jahre – ihre Päpste – und die hei­lige Rita

Wer sich mit der hei­li­gen Rita beschäf­tigt, stellt fest, dass Hei­lige Jahre eng mit ihrem Leben ver­wo­ben sind.

Rita Mancini aus Roccaporena war schon etliche Jahre Augustinerin im Kloster Sancta Maria Magdalena in Cascia. Seit dem Karfreitag 1441 trug sie auf ihrer Stirn eine blutende Wunde. Es war das Stigma, welches sie sich nach einer Karfreitagspredigt des bekannten Buss-Predigers Jakobus von den Marken erbeten hatte. Rita war in der Gemeinschaft der Augustinerinnen im doppelten Sinn eine Stigmatisierte! Einerseits durch das Wundmal aus der Dornenkrone Christi auf ihrer Stirn. Anderseits durch Neid und Anfeindungen einiger Mitschwestern.

Heiliges Jahr 1450 unter Nikolaus V.
Als Papst Nikolaus V. (1397–1455) im Jahr 1450 ein Heiliges Jahr ausgerufen hatte, entschloss sich auch der Augustinerinnen-Konvent zu Sancta Maria Magdalena nach Rom zu pilgern, um an den Apostelgräbern zu beten, den Jubiläums-Ablass zu gewinnen und den Segen des Heiligen Vaters zu empfangen. Alle durften sich für die Wallfahrt rüsten, nur Schwester Rita sollte im Kloster zurückbleiben wegen ihrer hässlichen Stirnwunde! Rita betete unter dem Kreuz, vor dem sie damals stigmatisiert worden war, dass sich die Wunde schliessen möge für die Dauer der Wallfahrt nach Rom! Ihr Gebet wurde erhört. Schwester Rita war dabei, als sich der kleine Augustinerinnen-Konvent auf den Weg nach Rom machte.

Heiliges Jahr 1900 unter Leo XIII.
Bereits nach ihrem Tod in der Nacht auf den 22. Mai 1457 wurde Rita von der Bevölkerung in Cascia und Umgebung als Heilige verehrt. Da Cascia damals – an der Strecke zwischen Adria und Mittelmeer – eine kleine, jedoch bekannte Handelsstadt war, drang die Kunde von der wundertätigen Ordensfrau durch die vielfältigen Handelsleute auch in fernere Regionen. Natürlich leistete auch der Augustiner-Orden, dem Rita angehörte, seinen Beitrag zur breiteren Verehrung. So wurde sie 1628 von Papst Urban VIII. seliggesprochen. Als in Spanien König Karl II. und in Portugal König Johann II. von ihren schweren Leiden geheilt wurden, verbreitete sich die Verehrung der seligen Rita auch in den katholischen Fürsten-Herrscherhäusern. Spanische und portugiesische Prinzessinnen heirateten in das Erzhaus Österreich bzw. in die Familie Habsburg-Lothringen ein und brachten die Rita-Verehrung sozusagen als geistliche Mitgift ein. (Anm.: Die letzte Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, Zita aus dem Haus Bourbon-Parma, hatte bis zu ihrem Tod 1989 in ihrer Wohnung in Zizers GR eine gefällige Rita-Statue zur Verehrung aufgestellt; diese fand nach ihrem Tod einen Platz in der Hauskapelle ihres ältesten Sohnes Erzherzog Otto von Habsburg am Starnberger See in Bayern.)

Durch die genannten Herrscherhäuser gelangte die Rita-Verehrung auch nach Lateinamerika und auf die Philippinen. Trotz der weltweiten Verehrung ging es mit der Heiligsprechung nur zögernd voran. Mitschuldig waren auch die Französische Revolution und die Verschiebung der Bistumsgrenzen in Italien. Mal war Cascia der Diözese Norcia (Nursia) zugehörig, dann lag die Zuständigkeit wieder beim Bischof von Spoleto. Erst unter Papst Leo XIII. wurde die Causa zügig weitergeführt. Vincenzo Gioacchino Pecci (1810–1903) war von Haus aus ein Verehrer der seligen Rita von Cascia. So brachte er nun als Papst den Heiligsprechungsprozess zum Abschluss. Als Tag der feierlichen Heiligsprechung wählte er im Jubeljahr 1900 das Hochfest Christi Himmelfahrt am 24. Mai; seither ist jedes Heilige Jahr auch ein kleines «Rita-Jubiläum».

Heiliges Jahr 2000 unter Johannes Paul II.
Auch Karol Józef Wojtyła gehörte zu den Rita-Verehrern. Das Millennium 2000 fiel unter sein segensreiches Pontifikat. Für das 100-Jahr-Jubiläum der Heiligsprechung von Rita von Cascia wollte er einen besonderen Akzent setzen. Papst Johannes Paul II. ordnete an, dass nach den grossen Feierlichkeiten zu Ehren der heiligen Rita am 22. Mai in Cascia der Sarkophag mit dem unversehrten Leichnam der Heiligen zur Verehrung nach Rom gebracht würde. So traf der kristallgläserne Sarkophag am 23. Mai 2000 in Rom ein und wurde zunächst zur Verehrung in der Augustinerkirche in Rom aufgebahrt. Am eigentlichen Jubiläumstag, am 24. Mai 2000, wurde der Sarkophag in einer langen, eindrücklichen Prozession auf die Piazza von St. Peter begleitet. Sehr eindrücklich, wie der Heilige Vater lange in stiller Betrachtung auf dem Betstuhl vor dem Sarkophag verharrte. Dem Festgottesdienst stand der damalige Kardinalstaatssekretär vor. Bei der anschliessenden Generalaudienz würdigte der Papst die heilige Rita in ihrer tiefen Leidensmystik und Kreuzesspiritualität als «Helferin in aussichtslosen Anliegen». Anlässlich des Jubiläums der Heiligsprechung verlieh er ihr bei diesem festlichen Akt den zusätzlichen Titel « Die Heilige der Familien».

Heiliges Jahr 2025 unter Franziskus
25 Jahre sind vergangen. Und wieder wurde ein Heiliges Jahr ausgerufen. Papst Franziskus lud die katholische Welt ein, als «Pilger der Hoffnung» unterwegs zu sein. Ein sehr schönes Motto inmitten einer hoffnungslosen Welt in ihrer Schieflage. Auch wenn Jorge Bergoglio durch seine Eltern direkte italienische Wurzeln hat, war nicht zu erwarten, dass er in seinem Programm einen solchen Akzent zu Ehren der heiligen Rita setzen würde, wie es sein Vor-Vorgänger getan hat. Vielleicht zu unspektakulär, zu wenig medienwirksam. Wie auch immer, der Herr über Leben und Tod hat den Pontifex am Ostermontag heimgerufen und der längere Teil des Heiligen Jahres wird nun von seinem Nachfolger begleitet.

Heiliges Jahr 2025 unter Leo XIV.
Einen Leo XIV. hätte man bitten dürfen, zum nun 125-jährigen Jubiläum der Heiligsprechung Ritas einen speziellen Akzent zu setzen, wie der heilige Johannes Paul II. es vor 25 Jahren getan hat. Doch er ist zu kurz im Amt für ein solches Vorhaben, da der 24. Mai in die Nähe rückt. Es ist jedoch sehr gut vorstellbar, dass der Heilige Vater an diesem Tag in besonderer Weise an die heilige Rita denkt und sicher bereits am 22. Mai, ihrem kirchlichen Gedenktag, die heilige Messe zu ihrer Ehre feiert, wenn keine anderen Verpflichtungen anstehen. Warum diese Zuversicht? Robert Francis Prevost gehört dem Augustinerorden an. Zu dieser grossen Augustinerfamilie gehörte auch die heilige Rita.

In diesen spirituellen Zusammenhängen verbinden wir uns am Jubiläum «125 Jahre Heiligsprechung Rita von Cascia» mit unserem neuen Papst. Der Heilige Vater aus den USA setzte bereits bei seinem ersten Auftritt auf der Loggia von St. Peter Hoffnungszeichen: Sein Friedensgruss, seine tiefgründigen Antrittsworte, die Anrufung der Muttergottes, sein Kleidungsstil, der eines Pontifex würdig ist … Und dann seine Namenswahl! Er knüpft durch den Namen bei Papst Leo XIII. an, der vor 125 Jahren die selige Rita Mancini von Cascia heiliggesprochen hatte. Daher bedeutet es eine Verpflichtung, an der Jubiläumsfeier am kommenden Samstag, 24. Mai, auf der Rhein-Insel Rheinau den Heiligen Vater Papst Leo XIV. in besonderer Weise im Gebet zu unterstützen. Auf die Fürsprache der heiligen Rita, der grossen Heiligen aus seinem Orden, möge sein Pontifikat zum Segen werden für Kirche und Welt!

 

125 Jahre Heiligsprechung Rita von Cascia
Samstag, 24. Mai 2025, in der Klosterkirche in Rheinau ZH
09.30 Uhr Rosenkranz
10.15 Uhr Festgottesdienst als Pontifikalamt mit HH. Emmanuel Rutz OSB, Abt zu St. Otmarsberg / Uznach
Traditionelle «Rosenweihe» zu Ehren der heiligen Rita


Bernhard Stephan Schneider


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

Captcha Code Kann das Bild nicht gelesen werden? Klicken Sie hier, um zu aktualisieren

Captcha ist erforderlich!

Code stimmt nicht überein!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Sei der Erste, der kommentiert