Prof. Konstantin Beck. (Bild: Roland Graf)

Pro Life

HLI-​Tagung in Zürich: «Soli­da­ri­tät ja, aber zu wel­chem Preis?»

Am ver­gan­ge­nen Sams­tag, den 30. Novem­ber 2024, führte «Human Life Inter­na­tio­nal (HLI)» ihre Jah­res­ta­gung durch, die­ses Mal zum Thema «Soli­da­ri­tät ja, aber zu wel­chem Preis?» Im Fokus stand dabei ins­be­son­dere auch die Poli­tik des Bun­des wäh­rend der Corona-​Pandemie.

Die Bestrebungen von HLI, Fachleute des Bundes für die Teilnahme an der Tagung zu gewinnen, erwiesen sich als sehr zeitraubend, ja, es gab nur Absagen, oft mit ausgesprochen fadenscheinigen Argumenten. Den Vogel in Sachen Diskussionsverweigerung hatte ein Medizinprofessor und Mitglied der sogenannten «Swiss National COVID-19 Science Task Force» abgeschossen. Dieses Gremium war vom Bundesrat eingesetzt worden, um ihn durch wissenschaftliche Expertise bei der Bewältigung der Corona-Pandemie zu unterstützen. Besagter Professor machte seine Teilnahme von der Bedingung abhängig, dass das Wort «Corona» nicht mit ihm in Verbindung gebracht werden dürfe. Mehr noch: Auch bei der Vorstellung der anderen Referenten dürfe das Wort «Corona» nicht erwähnt werden! Dabei ging es keineswegs darum, über der offiziellen Politik des Bundes den Stab zu brechen, sondern darum, anhand einer kritischen Bestandesaufnahme die Lehren für die adäquate Bewältigung zukünftiger Herausforderungen im Gesundheitswesen zu ziehen. Die Kommunikationsblockade seitens der zuständigen Behörden wie auch der Wissenschaft ist umso unverständlicher, als die Schweizer Corona-Politik um Längen besser abgeschnitten hat als jene in allen benachbarten Ländern.

Es war schliesslich der Hausarzt und Buchautor Dr. med. Daniel Beutler, der die Kohlen für die Ärzteschaft aus dem Feuer holte und aus seinem reichen Erfahrungsschatz punkto Pandemiebewältigung schöpfen konnte. Die anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten jedenfalls ihr Kommen nicht zu bereuen – im Gegenteil.

Ausgehend vom Beispiel des barmherzigen Samariters (Lk 10,29-37) zeigte der Gesundheitsökonom Prof. Konstantin Beck, dass die Solidarität mit den Kranken im Christentum ihre Wurzeln hat. Dabei gilt es zu beachten, dass es sich beim Samariter um die individuelle Form der Solidarität handelte. Da im Einzelfall die Krankheitskosten sehr hoch sein können, ist die Lösung mit einem verhältnismässig kleinen, obligatorischen Solidaritätsbeitrag vieler naheliegend. Er betonte, dass zwei christlichen Tugenden – Ehrlichkeit und Bescheidenheit – sowie die rechtsstaatliche Tugend namens Rechtssicherheit eine unabdingbare Voraussetzung sind, damit das auf der Basis der gesetzlich festgeschriebenen Solidarität aufgegleiste Krankenkassensystem funktioniert.
Die von der Soziallehre der Kirche entwickelten Prinzipien der Solidarität und Subsidiarität haben schliesslich Eingang in die Bundesverfassung und das Krankenversicherungsgesetz gefunden. Bei den derzeitigen Rahmenbedingungen plädierte Konstantin Beck für risikogerechte Prämien einerseits und individuelle Prämienverbilligung andrerseits. Der Risikoausgleich sei auch ein Generationen-Vertrag, der in einer kinderreichen Gesellschaft bestens funktioniert, bei Kinderarmut hingegen zu einer à la longue untragbaren Belastung der jüngeren und älteren Generation zu führen droht.
 


Der Journalist Alex Reichmuth vom «Nebelspalter» hat etliche Artikel zum Thema Geschlechtsumwandlungen geschrieben. Das Interview, das die Journalistin Nicole Hammer mit ihm führte, förderte zusammen mit dem späteren Podiumsgespräch bedenkliche Fakten zutage. Demzufolge werden Jugendliche in der Pubertätsphase, die ohnehin mit Unsicherheiten und Identitätsschwierigkeiten verbunden ist, aus ideologischen Gründen zu Geschlechtsumwandlungen gedrängt, ohne dass die gravierenden Konsequenzen dieser Hormontherapie und der damit verbundenen Operation wirklich seriös erwogen werden. Eine geschlechtsangleichende Hormontherapie, eventuell begleitet von einer Operation, bedingt grundsätzlich eine lebenslange Therapie, die oft auch mit einer psychologischen Unterstützung einher gehen muss. Die Kosten von bis zu Fr. 25 000 müssen in der Schweiz von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung übernommen werden, da diese Therapie in den Pflichtleistungskatalog des KVG aufgenommen wurde. Immer wieder kommt es zu sogenannten Detransitionen, d. h. zur ganzen oder teilweisen Rückgängigmachung der Geschlechtsumwandlung.

Im zweiten Teil seines Vortrages widmete sich Prof. Beck der Kritik an der Art und Weise, wie der Begriff «Solidarität» heute (über-)strapaziert wird. Die KVG-Kosten stiegen allein von 2020 bis 2023 um 5,6 Mrd. Franken. Allein die Kosten der Cholesteringruppe stiegen im selben Zeitraum um 1,3 Mrd. Franken und die Kosten der zehn auffälligsten chronischen Krankheiten (ohne Cholesterin) um 1,8 Mrd. Franken, während in der Mehrheitsbevölkerung die Kosten nahezu konstant blieben.

In einem Exkurs zeigte Konstantin Beck zudem auf, dass die «Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG)» als Fachgesellschaft «Frauen, welche eine Schwangerschaft planen», die Impfung gegen COVID-19 auf unverantwortliche Weise «ausdrücklich empfohlen» hatte. Aufgrund einer Studie (Stock et al.) mit 122 500 geimpften Frauen legte er dar, dass das Infektionsrisiko um den Faktor 2,2 höher war als bei den Ungeimpften und die Zahl der Totgeburten gestiegen war. Es kam laut der Studie zu zehnmal mehr Rehospitalisationen von Neugeborenen (2580 statt 258). In der Schweiz fehlen 6000 Geburten pro Jahr. Die Reproduktionsrate ist im Jahr 2023 auf ein historisches Allzeittief gesunken. Gegenüber 2019/2020 haben gemäss einer Umfrage unter Hebammen in den Jahren 2021-2024 die Zahl der Spontanaborte und Blutungen während der Schwangerschaft stark zugenommen.

Zur höchst interessanten Podiumsdiskussion, die der bekannte Journalist Andreas Brennwald moderierte, gehörten Prof. Konstantin Beck, Alex Reichmuth, Dr. med. Daniel Beutler und HLI-Vizepräsident Niklaus Herzog. Für vertiefte Informationen verweisen wir auf die nachstehend aufgeführten Links.

Erster Vortrag von Prof. Konstantin Beck
https://open.spotify.com/episode/5FdPcX5Mr4SQmhzOoEHmBk?si=dHoTK4U9RzKH2SbcUUVEhg

Zweiter Vortrag von Prof. Konstantin Beck
https://open.spotify.com/episode/4xmBVTG53xIjgiZPhEe51K?si=PxkZn5wmS7GC5h-ptor8-w

Beitrag mit Alex Reichmuth
https://open.spotify.com/episode/2zKoMNdp1eXFyV976WAU5f?si=unSqr-BpS--mwTy3wcTv7A

Podiumsdiskussion
https://open.spotify.com/episode/3YjJa5yjCbOklBEItnTa7C?si=zFqZSUX-SvKZGkkgUjTO0w

Alternativ sind alle Vorträge auch auf Podbean
https://radiogloria.podbean.com/


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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  • user
    Meier Pirmin 04.12.2024 um 10:52
    Diese Vereinigung war mir bisher nicht bekannt. Positiv an diesem Bericht berührt, dass die Debatte durchaus nicht in einem eiferenden Stil geführt worden zu sein scheint, wiewohl keineswegs auf der Basis der behördlichen Rechthaberei zur Zeit der streng genommen nicht als Pandemie einzuschätzenden, aber durchaus als gesundheitlicher und gesundheitspolitischer Ernstfall zu beurteilenden Corona-Zeit, die übrigens nicht einfach zu Ende gegangen ist, man kann sich nach wie vor anstecken, sieht wieder mehr Leute als auch schon, auch in Arztpraxen, mit Maske über Mund und Nase. War selber noch 2022 trotz 2 Impfungen ein vergleichsweiser schwerer "Corona-Fall".