Der neue Weihbischof Josef Stübi mit Ministrantinnen und Ministranten aus Baden und Ennetbaden. (Bild: Rosmarie Schärer/Swiss-cath.ch)

Kirche Schweiz

Hoff­nung leben – auch bei eisi­gem Wind

Rund um die Kathe­drale Solo­thurn blies ein eisi­ger Wind. Doch drin­nen herrschte Fest­stim­mung vor. Denn end­lich erhält das Bis­tum wie­der einen Weih­bi­schof. Josef Stübi wurde von Bischof Felix Gmür, Bischof Mar­kus Büchel und Weih­bi­schof Peter Birk­ho­fer zum Bischof geweiht.

Die St. Ursenkathedrale war bis auf den letzten Platz besetzt. Neben vielen Priestern und Seelsorgerinnen und Seelsorger waren auch zahlreiche Gläubige aus dem Bistum Basel in Solothurn zusammengekommen, um die Bischofsweihe von Josef Stübi mitzufeiern.

Mit dem Weihekandidaten Josef Stübi zogen viele Bischöfe und Äbte in die St. Ursen-Kathedrale in Solothurn ein: Joseph Maria Bonnemain (Chur), Charles Morerod (Lausanne, Genf und Freiburg), Abt Urban Federer (Einsiedeln), Abt Jean Scarcella (Saint-Maurice), Abt Peter von Sury (Mariastein), die beiden emeritierten Weihbischöfe von Basel, Martin Gächter und Denis Theurillat, sowie Nuntius Mgr. Martin Krebs. Zuletzt folgten die beiden Mitkonsekratoren Markus Büchel (St. Gallen) und Peter Birkhofer (Freiburg i. Br.). Bischof Felix Gmür als Hauptkonsekrator schloss den Zug ab.

Nach der Begrüssung durch Bischof Felix begleiteten die beiden Priester Thomas Müller und Eduard Birrer den Weihekandidaten vor den Bischof und baten ihn, Josef Stübi zum Bischof zu weihen. Franziska Ebener, Präsidentin des Diözesanen Seelsorgerates, las darauf die päpstliche Ernennungsbulle vor, deren Inhalt die Anwesenden mit ihrem «Dank sei Gott, dem Herrn» bekräftigten.

In seiner Predigt ging Bischof Felix auf den Wahlspruch von Josef Stübi ein: «Hoffnung leben». Dieses Motto sei kein frommer Wunsch, sondern eine Haltung. Mit der Hoffnung gehe die Gewissheit einher, dass Gott, auf den wir hoffen und an den wir glauben, mit uns sei, jetzt und in Zukunft und bis ans Ende aller Zeiten.
 


Die eigentliche Weihehandlung begann erst nach dem Credo. Nachdem der Heilige Geist mit einer modernen Version des Hymnus «Veni creator spiritus» herabgerufen worden war, legte Josef Stübi vor Bischof Felix sein Versprechen ab.

«Von den Zeiten der heiligen Väter an verlangt es die Ordnung der Kirche, dass sich der Bischof vor seiner Weihe inmitten der Kirche zu dem festen Vorsatz bekennt, den Glauben treu zu bewahren und sein Amt recht zu verwalten», erklärte Bischof Felix. «Daher frage ich dich, lieber Mitbruder. Bist du bereit in dem Amt, das von den Aposteln auf uns gekommen ist und das wir dir heute durch Handauflegung übertragen, mit der Gnade des Heiligen Geistes bis zum Tod zu dienen?»

Mit deutlicher Stimme erklärte Josef Stübli: «lch bin bereit.»

Ebenso versprach er, das Evangelium Christi treu und unermüdlich zu verkünden, das von den Aposteln überlieferte Glaubensgut rein und unverkürzt weiterzugeben sowie am Aufbau der Kirche, des Leibes Christi, mitzuwirken und zusammen mit dem Bischofskollegium unter dem Nachfolger des heiligen Petrus stets ihre Einheit zu wahren und dem Papst Gehorsam zu leisten.
Er versprach, als guter Hirte für das Volk Gottes zu sorgen, um Jesus Christus willen den Armen und den Heimatlosen und allen Notleidenden gütig zu begegnen und den Verirrten nachzugehen und sie zur Herde Christl zurückzuführen.
Als Letztes versprach er, für das Heil des Volkes unablässig zum allmächtigen Gott zu beten und das hohepriesterliche Amt untadelig auszuüben.
 


Nun wurden die Heiligen zum Beistand angerufen; dabei fiel in der Allerheiligenlitanei die Nennung vieler Schweizer Seligen und Heiligen auf wie z. B. Maria Bernarda Bütler oder Marguerite Bays. Währenddessen legte sich Josef Stübi als Zeichen seiner Demut auf den Boden.

Zum eigentlichen Weiheakt – dem Auflegen der Hände – kniete sich Josef Stübi vor Bischof Felix nieder, der ihm unter Stillschweigen die Hände auflegte. Unter dem Klang der Glocke legten nun auch die Mitkonsekratoren und alle anwesenden Bischöfe Josef Stübi ebenfalls schweigend die Hände auf.
 


Durch die Bischofsweihe empfängt Josef Stübi den Dienst des Heiligens, des Lehrens und des Leitens. Dies kam im Segensgebet aus dem 3. Jahrhundert zum Ausdruck. «Giesse jetzt aus über deinen Diener, den du erwählt hast, die Kraft, die von dir ausgeht, den Geist der Leitung. Ihn hast du deinem geliebten Sohn Jesus Christus gegeben, und er hat ihn den Aposteln verliehen. […] Verleihe ihm durch die Kraft des Heiligen Geistes die hohepriesterliche Vollmacht, in deinem Namen Sünden zu vergeben. Er verteile die Ämter nach deinem Willen und löse was gebunden ist in der Vollmacht, die du den Aposteln gegeben hast …»

Während des Weihegebetes wurde das geöffnete Evangelienbuch über dem Haupt des neu geweihten Bischofs gehalten, um so den Ursprung des Bischofsdienstes aus dem Wort Gottes zu verdeutlichen.

Es folgten die ausdeutenden Riten: Durch die Salbung mit Chrisam wurde verdeutlicht, dass der neu geweihte Bischof mit der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt ist, um fruchtbar wirken zu können. Bei der Übergabe des Evangelienbuches sprach Bischof Felix: «Empfange das Evangelium und verkünde das Wort Gottes in aller Geduld und Weisheit.» Danach erhielt Bischof Josef die Insignien des Bischofsamts: Ring, Mitra und Bischofsstab.

Der Ring ist ein Bindungs- und Treuezeichen. Der Bischof wird aufgefordert: «Trag diesen Ring als Zeichen deiner Treue. Denn in unverbrüchlicher Treue sollst du die Braut Christi, die heilige Kirche, vor jedem Schaden bewahren.» Der Bischofsring ist so Zeichen der Verbundenheit des Bischofs mit Jesus Christus, mit seiner Diözese und der ganzen Kirche.
 


Die Mitra weist darauf hin, dass der Bischof berufen ist, der Kirche als Hirte zu dienen.

Der Bischofsstab ist ebenfalls das Zeichen des Hirtenamtes. Dem Bischof wird mit diesem Stab aufgetragen, für die Menschen seines Bistums zu sorgen, so wie Christus als Guter Hirte für die ganze Menschheit Sorge getragen hat.

Mit der Umarmung zum Friedensgruss wurde Bischof Josef ins Bischofskollegium aufgenommen und der eigentliche Weiheakt abgeschlossen.

Im Hochgebet formulierte Bischof Felix eine längere Einleitung zum Friedensgruss, was der aktuellen Situation der Welt unmittelbar nach dem Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine geschuldet war.

Durch die Bischofsweihe empfing Bischof Josef den Dienst des Heiligens, des Lehrens und des Leitens. Er selbst sieht seinen Schwerpunkt im Dienst des Lehrens: «Als die zentrale Aufgabe sehe ich die Verkündigung der Frohen Botschaft und damit auch die Weitergabe des Glaubens», erklärte auf Nachfrage von swiss-cath.ch.

Bereits Im Vorfeld der Weihe meldeten sich in den Medien pressure groups zu Wort, um den Neugeweihten mit wohlfeilen Zeitgeistforderungen einzudecken. Auch am Schluss des Gottesdienstes bliesen staats-kirchliche Exponenten in ihrem «Grusswort» ins gleiche Horn – die Symbolkraft der draussen herrschenden Bisenströmung hätte augenfälliger nicht sein können. So Luc Humbel, Präsident der römisch-katholischen Kantonalkirche Aargau («Keine Ausgrenzung und keine Diskriminierung»). Dito die Präsidentin der Kirchenpflege von Baden-Ennetbaden, Beatrice Eglin («Veraltete Regeln brechen»). Bischof Josef lässt sich von solchen Forderungen nicht unter Druck setzen. «Erwartungen gehören dazu und sind berechtigt. Ich werde versuchen, meine neuen Aufgaben verantwortungsvoll zu erfüllen. Ich weiss aber wohl, dass auch ich nicht jede Erwartung erfüllen kann.»

In seinem Grusswort dankte Bischof Josef den vielen Menschen, die ihn auf dem Glaubensweg begleitet haben. Er setzt grosse Hoffnung auf den Synodalen Weg. Wir stünden in der Kirche in einer nicht leichten Zeit. «Ich bin zuversichtlich und hoffnungsvoll, denn wir gehen den Weg in die Zukunft als Gemeinschaft des Glaubens und in der Mitte der Gemeinschaft geht Jesus Christus mit.» Er sei nicht ein Bischof für Gestern und Vorgestern, sondern ein Bischof für Heute und Morgen. Und er betonte: «Nicht nur von Hoffnung reden, sondern Hoffnung leben!» Angesichts der meteorologischen und kirchenpolitischen Wetterverhältnisse möchte man gut biblisch ergänzen: «Hoffnung leben, und sei es wider alle Hoffnung» (vgl. Röm 4,18).

 

 

Josef Stübi wuchs in Dietwil im Oberfreiamt auf. Er studierte Theologie und Philosophie in Luzern und München und am 20. August 1988 durch Bischof Otto Wüst zum Priester geweiht. Er war zunächst Vikar in Windisch AG, danach Pfarrer in Hochdorf LU und zuletzt Pfarrer in Baden. Seit 2013 ist er nichtresidierender Domherr des Standes Aargau und seit dem 26. Februar 2023 Weihbischof des Bistums Basel und Titularbischof von Lemellefa (Algerien).


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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Bemerkungen :

  • user
    Stefan Fleischer 27.02.2023 um 10:11
    Darf man hoffen?
    Beim Lesen des Weiheversprechens war mein erster Gedanke: "Darf man hoffen?" Das Erste, was mir in den Sinn kam, war nämlich die Aussage eines Priesters vor vielen Jahren, welcher im Zusammenhang mit einer Priesterweihe erklärte, er habe sein Weiheversprechen "unter Vorbehalt" abgegeben. Wenn wir nämlich dieses Versprechen des Weihbischofs heute hören und so verstehen, wie es wohl bei seiner Festlegung damals verstanden und geleistet wurde, so dürfte Weihbischof Birkhofer bald ein sehr eisiger Wind entgegen schlagen. Hoffen und beten wir also, dass er mit der Kraft des Heiligen Geistes diesem Versprechen bedingungslos treu bleibt und sich bemüht uns einfachen Gläubigen eine vollständige und sichere Verkündigung sicher zu stellen, damit auch wir unserem Tauf- und Firmversprechen treu bleiben und unsere Hoffnung nicht nur in dieser Welt auf Christus, unseren Herrn setzen.