Der Palmsonntag steht am Beginn der Karwoche. Der Name – von kara, althochdeutsch für Sorge, Kummer – weist nur auf einen Aspekt der Vorbereitung auf Ostern hin: das Leiden Christi. Die Vorbereitung auf die Auferstehung Christi kommt in dieser Bezeichnung nicht vor, weshalb in der Liturgie der Begriff «Heilige Woche» verwendet wird.
Ursprünglich umfasste sie die ganze letzte Woche der österlichen Busszeit von Palmsonntag bis Karsamstag, seit der liturgischen Neuordnung durch das Zweite Vatikanum ist das Ostertriduum (Abendmahlsmesse des Gründonnerstags bis Ostersonntag) davon abgeteilt, sodass die Karwoche als liturgische Zeiteinheit vor der Abendmahlsmesse des Gründonnerstags endet.
Jubel dem kommenden König
Mit dem Palmsonntag («Dominica in Palmis de passione Domini») tritt die Kirche in die Feier der österlichen Geheimnisse des Herrn ein. Während bis zur Neuzeit in Rom das Leiden des Herrn nach der Passionsgeschichte des Matthäusevangeliums im Mittelpunkt stand, nahmen andere westliche Liturgien (Spanien, Gallien, Nord- und Süditalien) Johannes 12 als Grundlage (Salbung in Bethanien und den Einzug Jesu in Jerusalem). Es entwickelten sich daraus liturgisch inszenierte Einzugsprozessionen.
Ab dem 10. Jahrhundert ritt der Pfarrer auf einem Esel mit. Da sich die Esel häufig störrisch verhielten, wurden sie durch hölzerne Esel mit einer reitenden Christusfigur ersetzt. Das älteste Zeugnis dafür findet sich in der Vita Ulrichs von Augsburg (982/992). Darin wird beschrieben, wie der Klerus am frühen Morgen zur Segnung der Palmen und anderer grüner Zweige zusammenkam. Bei der Prozession in die Kirche wurden die Palmzweige vor der Figur des reitenden Christus niedergelegt. Der Ablauf der Palmsonntagsprozessionen war regional und zeitlich sehr unterschiedlich; die grosse Konstante war der stille Auszug aus und der triumphale Einzug in die Stadt oder das Dorf. Der Christusfigur wurde vom Volk grosse Macht zugesprochen und so berührten die Menschen die Figur mit den grünen Zweigen: Nicht allein durch die Segnung durch den Priester, sondern mehr noch durch den direkten Kontakt zum «lebendig gewordenen» Christus erhielten die Zweige in der Überzeugung der Menschen Unheil abwehrende Wirkungen (Schutz im Gewitter, vor Feuer, Krankheit oder Unglück).
Vermutlich war es diese Frömmigkeit, die dazu führte, dass die Palmesel in der Reformation verboten wurden (Götzenbild). In den katholischen Gebieten blieben die Palmesel mit Christusfigur zunächst erhalten; während der Aufklärung wurden sie endgültig verboten. In manchen Orten überlebte der Brauch oder wurde in den letzten Jahren wieder eingeführt. Bis heute üblich sind jedoch die kunstvoll gebundenen Palmbäume, Palmstöcke usw.
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