Sie waren bis vor wenigen Jahren in der Gastronomie tätig. Wie kam es zum Wechsel an die Theologische Fakultät in Luzern?
Walter Arnold: Ich hatte in meiner gastronomischen Laufbahn im Alter von 40 Jahren viel erreicht. Das heisst, ich bekleidete in einem grossen Unternehmen eine verantwortungsvolle und spannende Position. Ich durfte das über all die Jahre Erlernte tagtäglich in einer breiten Palette von Tätigkeiten umsetzen. Mit dem angeeigneten Wissen nahm auch die Arbeitsbelastung zu. Ich stellte mir die Frage, was ich beruflich die nächsten 25 Jahre mache. Ich konsultierte die Berufsberatung und äusserte erstmals den Wunsch, mich im Bereich Theologie weiterzubilden. Die Beraterin empfahl mir damals, mich nebenberuflich in dieser Sparte zu engagieren und eine Weiterbildung im Bereich Betriebswirtschaft zu machen, ohne mich auf einen speziellen Bereich festzulegen. Gesagt, getan: Nach zwei Jahren schloss ich mein Nachdiplomstudium an der TEKO in Luzern erfolgreich ab. Mit viel neuem Wissen, jedoch innerlich leer, wandte ich mich an unseren Pfarrer in Altdorf, Daniel Krieg. Er erhörte meinen Wunsch und riet mir, berufsbegleitend den 4-jährigen Studiengang Theologie in Luzern zu absolvieren. Dies war ein guter Entscheid. Nach dem erfolgreichen Abschluss im Sommer 2015 durfte ich anschliessend als erster Student des Bistums Chur im bischöflichen Sonderprogramm an der Theologischen Fakultät in Luzern studieren.
Was hat Sie an der Theologie beeindruckt? Was vielleicht auch befremdet?
Mich hat die Vielfalt an verschiedenen Fächern beeindruckt. Die Vorlesungen waren sehr abwechslungsreich, und ich war erstaunt über die Altersspanne der Kommilitoninnen und Kommilitonen. Wir waren eine bunt gemischte Gruppe und der Austausch untereinander nach den Vorlesungen war sehr interessant und lehrreich. Befremdet war ich im ersten Semester von der Einführungsvorlesung in die Philosophie. Im Studiengang wurde mir durch das Kennenlernen der Philosophen aus der Antike bis in die aktuelle Zeit ein anderes Bild vermittelt. An der Theologischen Fakultät wurde alles sehr abstrakt und ich wähnte mich ab und zu mehr in einer Mathematikvorlesung statt in einer Philosophievorlesung. Bei einigen Dozenten vermisste ich die didaktische Komponente in der Vorlesung. Einer/eine liest und alle schreiben mit …
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Kompliment zu Ihrem Interview. Sie haben einerseits sehr klare Fragen gestellt und den Lesern den "richtigen" Walter Arnold porträtiert. Walter zeichnet sich ja aus, dass er klare Worte wählt, kritisches Hinterfragen nicht scheut und zu diesem auch klare Antworten, verbunden mit konstruktiven Hinweisen vermittelt. Ich hoffe, dass sein Wunsch erfüllt wird und das riesige Frauenpotential von der katholischen Kirche "angezapft" wird. Dies wird zu einer "Auferstehung" der Kirche beitragen und wir haben Menschen, Frauen und Männer, die aus dem Leben und der täglichen Praxis kommen. Ich wünsche Ihnen und Walter weiterhin viel Erfolg und Befriedigung in Ihren Tätigkeiten.
Mit freundlichen Grüssen
Peter Beglinger
Dass die Einführungsvorlesung in Philosophie etwas trocken und abstrakt ausgefallen sein könnte, ist sehr gut vorstellbar, was vielleicht aber nicht ausschliesst, dass sie dennoch von einer gewissen Relevanz auch für ein Theologiestudium und sogar äusserst spannend sein kann. Die verschiedenen Teilbereiche von Philosophie, um nur einige zu nennen, wie Logik, Metaphysik, Naturphilosophie, Philosophie des Geistes und der Sprache, Wissenschaftstheorie oder politische Philosophie vermögen vielleicht auch gewisse Anregungen für die theologische Wissenschaft zu vermitteln. Nicht zuletzt auch die philosophische Disziplin der Ethik, deren ganz verschiedenen ethischen Theorien, die sich ja teilweise nicht nur ergänzen, als vielmehr konträr entgegen stehen, vor allem aber Metaethik und deren Begründungsansätze, oder ethische Grundbegriffe wie der Handlungsbegriff, das Gute oder das Gerechte, der anthropologische Freiheitsbegriff, Verantwortung etc., die sich samt und sonders in der alltäglich-praktischen Lebensgestaltung als äusserst komplex erweisen können, besitzen wahrscheinlich auch in der Theologie doch eine gewisse Bedeutung, die einem viele Gewohnheiten in der Lebensgestaltung alles andere als selbstverständlich erscheinen lässt. Im menschlichen Dasein jedenfalls, so will einem oftmals scheinen, wird man, bei genauem Hinsehen, völlig unbesehen der persönlichen religiösen Haltung, fast täglich auf derartige Fragestellungen zurückverwiesen.
D a n k e!!