Pfarrer Markus Lussy zeigt ein römisches Messgewand, auf dem der heilige Sebastian abgebildet ist. (Bild: Edith Meyer)

Kirche Schweiz

«Ich will der Welt Chris­tus zeigen»

Mar­kus Lussy ist ein Spät­be­ru­fe­ner. Am Sebas­ti­ans­tag in Immen­seee fand seine Pfarr­in­stal­la­tion statt. Er erzählt, warum er sich für Gott und nicht für die Ehe ent­schie­den hat, und sagt: «Ein Pries­ter darf kein Selbst­dar­stel­ler sein.»

Der Glaube begleitet Markus Lussy schon seit seiner Kindheit. Doch der Beruf des Pfarrers wurde ihm nicht in die Wiege gelegt. Der gebürtige Küssnachter hat einen ungewöhnlichen Berufsweg hinter sich: Er lernte Maurer und arbeitete bis 1997 auf dem Bau. «Ich war jung, verliebt und dachte, ich werde heiraten und eine Familie gründen», erzählt Pfarrer Lussy.

Zeitgleich machte er die Lastwagenprüfung, weil er Carchauffeur werden wollte. Doch so weit kam es nicht. «Der Churer Bischof Amédée Grab suchte damals einen Privatchauffeur und Hausmeister.» Er habe die Stelle sofort erhalten. Markus Lussy chauffierte fortan den Bischof mit der Limousine an Firmungen. «Im Raum Zürich erlebte ich Jugendliche in den Kirchen, die schwatzten und weder ein Kreuzzeichen noch die Kniebeuge machten. Dadurch wurde mein Herz immer trauriger.» Diese Erlebnisse bewegten ihn dazu, Pfarrer zu werden.

Er hegt keinen Zweifel am eingeschlagenen Weg
Der Gedanke, eine theologische Ausbildung zu machen, liess Markus Lussy nicht mehr los. Nach seinem siebenjährigen Studium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz im Wienerwald in Österreich arbeitete er zwei Jahre als Diakon in Graubünden. 2008 wurde er zum Priester geweiht.
«Am Anfang war mein Vater Franz Lussy gar nicht begeistert. Er sagte zu mir: ‹Gehts noch. Unsere Familie wirkt im Hintergrund, nicht auf der Kanzel.›» Erst bei der Priesterweihe habe sein Vater aufgehört, zu hadern und sich für ihn gefreut. Zurück in der Innerschweiz, wirkte Markus Lussy in Steinen, Goldau und Lauerz. Ab 2021 war er als Vikar und Pfarradministrator in Immensee tätig. Zweifel, ob der Pfarrerberuf das Richtige sei, hatte Markus Lussy nie.

«Unsere Generation muss das ausbaden»
Die katholische Kirche gerät wegen Missbrauchsfällen immer wieder unter Druck. Der Bischof von Chur, Joseph Maria Bonnemain, will diese Fälle schonungslos aufdecken und aufarbeiten lassen. «Es ist sehr traurig, dass es Missbrauchsfälle gegeben hat. Das geht gar nicht», sagt Pfarrer Lussy. Es sei wichtig, über solche Fälle nicht zu schweigen. «Unsere Generation muss das ausbaden. Es darf nichts unter den Teppich gekehrt werden», fügt er hinzu. Er sei überzeugt, dass alle jungen Priester das aufgedeckt haben wollen. «Sie wollen den Glauben leben so wie ich», betont Pfarrer Lussy.

Noch nie verzeichnete die römisch-katholische Kirche in der Schweiz so viele Kirchenaustritte wie in den letzten zwei Jahren. Gründe sind das Weltbild des Vatikans, das Frauenbild, das die katholische Kirche vertritt, die Haltung gegenüber der LTBGQ-Community, negative Schlagzeilen oder die Kirchensteuer. Schmerzt das? «Ja. Oft überlegen die Menschen gar nicht, von was sie sich trennen. Nämlich von Christus. Man kann nur selber ein gutes Beispiel sein, um die Menschen wieder in die Kirche zu bringen.»

«Geld aus der Kirchensteuer fliesst nicht in den Vatikan»
Das Argument der Kirchensteuer lässt Pfarrer Lussy nicht gelten. Das sei oft eine Ausrede. «85 Prozent der Kirchensteuer bleiben in den Gemeinden. Unser Geld aus der Kirchensteuer fliesst nicht in den Vatikan.» In Immensee wird zudem Geld aus der Antoniuskasse an die kirchliche Sozialberatung (Kirso) Innerschwyz in Goldau gespendet. «Dort wird Menschen geholfen, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken oder einen leeren Kühlschrank haben», sagt Pfarrer Lussy. Einzig einmal pro Jahr, am 29. Juni, dem Fest Peter und Paul, wird in den katholischen Gottesdiensten der ganzen Welt für den Papst gesammelt. «Peterspfennig» heisst diese Spende. Pfarrer Lussy spannt den Bogen zu «Glaube, Liebe, Hoffnung». «Ich will die Bibel verkünden, damit die Menschen wissen, wer Gott ist. Und ich will der Welt Christus zeigen», betont Pfarrer Lussy. Seine Arbeit ist vielseitig: Er hält Gottesdienste, feiert die Eucharistie und spendet die Sakramente der Beichte, der Versöhnung, der Taufe und der Ehe.

Pfarrer Lussy macht Hausbesuche und Altersseelsorge im «Sunnehof, das Zuhause im Alter». Weiter erteilt er die Krankensalbung und steht Beerdigungen vor. «Ich unterstütze die Menschen in schwierigen Situationen wie Krankheit, Sinnkrisen, Einsamkeit oder bei Todesfällen.» Seine Aufgaben in Immensee gefallen ihm. «Ich bin im Bezirk Küssnacht aufgewachsen und habe einen guten Draht zu den Menschen.» Er schätze die Gespräche auf der Strasse, im Kirchenkaffee oder während der Mittagessen im «Sunnehof».

Pfarrer Lussy geht die Arbeit nicht aus. Immensee hat über 1600 Pfarreiangehörige. Der Mann, der sich während des Gesprächs sehr bescheiden zeigt, sagt: «Ein Priester darf kein Selbstdarsteller sein. Er soll das Wort Gottes ins Zentrum stellen.» Er wolle den Menschen helfen, den Halt bei Jesus im Glauben zu finden. Durch den Glauben betrachte man die Kirche eben nicht mehr nur als Institution.
Der Geistliche ist überzeugt davon, dass, «wenn wieder mehr Leute glauben wollen, mehr junge Männer den Beruf des Priesters wählen werden». Pfarrer Lussy ist ein Befürworter des Zölibats. «Dadurch kann ich viel intensiver für die Pfarreiangehörigen da sein.»

Die Frage, ob er eine Pfarrköchin habe, verneint er. «Ich koche und esse, wenn ich Hunger habe.» Seine Mutter Marlis Lussy habe ihn das Kochen gelernt. «Ich schlage mich gut durch. Hier und in der Wildnis», sagt Pfarrer Lussy und lacht. Er habe schon «Heugümper» gegessen. «Meine jüngste Schwester hat mir einmal Mehlwürmer gekocht. Aber am liebsten esse ich Cordon bleu.»
Edith Meyer

Originalbeitrag im «Bote der Urschweiz»


Bote der Urschweiz


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  • user
    Anita 03.02.2023 um 02:34
    Welch frohmachender Artikel, super!

    Don Lussy... bauen Sie weiter.... erbauen Sie Herzen.... wunderbar.
    Ich danke Ihnen und hoffe, dass Sie in der Pfarrei Köchinnen habe, die Ihnen leckere Cordon bleu kochen...
    ich esse das übrigens auch sehr gerne:D
  • user
    Claudio 02.02.2023 um 15:40
    Solche Hirten braucht die Kirche.... SdS
  • user
    R.K.Conrad 01.02.2023 um 20:44
    Bravo! Und bleiben Sie fest im Glauben und sich Ihren guten Vorsätzen treu!