Über das Leben der heiligen Idda ist wenig bekannt. Das Benediktinerkloster in Fischingen brannte 1440 bis auf die Grundmauern nieder, sodass es keine historischen Quellen vor diesem Datum gibt. Idda soll um 1140 als Tochter eines Adligen in Kirchberg bei Ulm geboren worden sein und einen Grafen aus dem Geschlecht der von Toggenburg geheiratet haben. Es wird vermutet, dass es sich um Diethelm IV. von Toggenburg gehandelt hat. Nach dem frühen Tod ihres Gatten führte sie ein gottgeweihtes Leben. Sie starb um das Jahr 1200 und wurde schon bald als Heilige verehrt.
Die Legende besagt, dass der Graf von Toggenburg Idda, die Tochter eines Grafen von Kirchberg bei Ulm heiratete. Eines Tages legte Idda ihren Ehering auf das Fensterbrett. Ein Rabe stahl das Schmuckstück und flog davon. Sie wagte nicht, ihrem eifersüchtigen Gemahl den Verlust zu beichten, und hoffte, der Ring werde sich wieder finden. Und wirklich wurde er von einem Jäger gefunden, der ihn nichts ahnend an den Finger steckte. Als der Graf ihn an der Hand des Jägers sah, vermutete er, dass seine Frau ihn mit diesem Mann betrogen hatte. In seinem Zorn liess er den Jäger töten und zerrte Idda auf die Zinnen der Burg, von wo aus er sie in die Schlucht warf.
Auf wundersame Weise überlebte Idda den Sturz und lebte als Einsiedlerin im Wald. Erst nach mehreren Jahren wurde sie entdeckt. Als ihr Mann davon hörte, ging er zu ihr und erkannte seine Schuld. Er bat sie, zu ihm zurückzukommen, doch Idda wollte ihr zurückgezogenes Leben weiterführen. So baute der Graf für sie eine Klause. Idda kümmerte sich um die Armen, unterrichtete Kinder und spendete Ratsuchenden Trost. Wenn sie im Dunkeln zur Messe ins Benediktinerkloster ging, begleitete sie ein Hirsch mit zwölf Lichtern auf seinem Geweih.
Es wird auch erzählt, dass der Teufel die heilige Idda versuchte. Als sie eines Abends in die Heilige Schrift vertieft war, kam er und löschte das Licht. Da hielt sie die Kerze zum Fenster hinaus, wo ein Grab lag. «Steh auf und zünde meine Kerze an!», rief sie dem Toten zu. Und der Tote stand auf und zündete die Kerze an. Die Legende besagt, dass es sich bei dem Toten um ihren Ehemann gehandelt haben soll, der vor ihr verstorben war.
Nach ihrem Tod ums Jahr 1200 wurde sie in der Toggenburger Kapelle neben der Klosterkirche begraben und als Heilige verehrt. Die Toggenburger Kapelle wurde in der Folge zur Iddakapelle. Im Jahr 1496 liess Abt Heinrich Schüchti das spätgotische Grabmal über der Grabstätte der heiligen Idda errichten.
Eine starke Frau mit einer starken Geschichte
Dass die heilige Idda historisch wenig fassbar ist, ist für Pater Gregor Brazerol, Prior des Klosters Fischingen, kein Problem. «Die Menschen lieben die Legende der heiligen Idda, die von Albrecht von Bonstetten zusammengestellt wurde. Sie ist ein Zusammenzug verschiedener älterer Legendenmotive. Aber das weiss kaum jemand und stört auch niemanden.» Ebenso wenig, dass das Grab der Heiligen leer ist und keine Reliquien von ihr erhalten sind. Die starke Geschichte von der Ehekrise, vom Absturz, vom Herausfallen aus der Gemeinschaft sei heute für viele anschlussfähig. «Idda verkörpert einen Menschen, der einen Bruch in der Biografie verkraften musste. Sie hat sich mit ihrem Mann versöhnt, hat aber ihre neue Lebensform beibehalten. Oder am Ende der Legende gibt es das Motiv, dass sie das Licht aus der jenseitigen Welt erhält und in diesem Licht sich mit ihrem Mann, ihrem Leben und vielleicht auch mit dem eigenen Tod versöhnen kann.»
In der Klosterkirche werden mit biblischen Zitaten verbundene Szenen aus der Legende dargestellt. Beim Motiv vom Hirsch mit den zwölf Flammen auf dem Geweih steht ein Vers aus Psalm 119: «Dein Wort ist meinem Fuss eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade.» Für Pater Brazerol ist das immer eine wichtige und hilfreiche Rückbindung der Heiligenlegende an die Heilige Schrift. «Christliches Leben schöpft Kraft aus der Schrift, die uns hilft, das eigene Leben zu deuten.»
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