Pater Peter Kühlcke (rechts) mit Vikar Beat Reichlin bei der Messfeier in Gebenstorf. (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)

Weltkirche

Im Dienst der Ärms­ten der Armen

Haut­nah wirkte er wäh­rend Jah­ren in Süd­ame­rika im Dienst der Ärms­ten der Armen. Seit zwei Jah­ren ist der deut­sche Pater Peter Kühl­cke als Gene­ral­se­kre­tär der Schönstatt-​Patres in sei­nem Hei­mat­land tätig. Anläss­lich eines Schweiz-​Besuches infor­mierte er in meh­re­ren Pfar­reien ein­drück­lich über seine lang­jäh­ri­gen Tätig­kei­ten in Paraguay.

Wir haben den in Deutschland geborenen, in Argentinien aufgewachsenen und dort zum Priester geweihten Ordensmann im Pastoralraum Turgi-Gebenstorf-Birmenstorf getroffen und mit ihm über sein Engagement in Südamerika gesprochen. Während rund zehn Jahren hat er sich in einem Jugendgefängnis als Seelsorger um die sozialen und menschlichen Nöte von Jugendlichen bemüht. Dabei durfte er unzähligen jungen Menschen vieles geben, was ihnen oft von Jugend auf verwehrt wurde – menschliche Wärme, ein gesundes Lebensfundament. Viele der bereits ab dem 14. Altersjahr inhaftierten jungen Menschen sind wegen Drogendelikten schuldig geworden, wobei sie oft ohne vorheriges Gerichtsverfahren festgehalten werden. Darunter befinden sich viele heimatlose Strassenkinder.

Jesus ist für mich wichtig
Vikar Beat Reichlin begrüsste Pater Kühlcke in allen drei Pfarreien als Gastgeber. Ivo Schürmann stellte als Informationsbeauftragter von «Kirche in Not (ACN)» den Gast aus Südamerika und das Hilfswerk vor. Dieses ist weltweit in über 130 Ländern engagiert, wo es mehr als 5000 Projekte unterstützt.

In seiner Predigt nahm Pater Peter Kühlcke Bezug auf die Frage Jesu im Evangelium «Wer bin ich für euch?» und kam alsdann auf die Situation in Paraguay zu sprechen. Sich dort zu engagieren bedeutet, im Nächsten Jesus zu sehen. Diese wichtige Erkenntnis bedeutete für ihn die Grundlage priesterlichen Wirkens, sich um die oft verwahrlosten jungen Menschen zu bemühen, deren Start ins Leben gründlich misslungen war. Es galt, ihnen das Bewusstsein zu vermitteln, dass Gott auch jene Menschen liebt, die auf der Strasse aufgewachsen sind. So zeigten sich die Jugendlichen mit der Zeit lebhaft am Glauben an Gott interessiert. Ein Jugendlicher machte gar die Aussage, er glaube an Gott, weil er jeden Samstag von der Gefängnisseelsorge Besuch und Zuspruch erhalte.

Es geht darum, den benachteiligten Menschen in Paraguay eine menschenwürdige Lebensgrundlage zu ermöglichen, sie aber auch Jesus näherzubringen. Dazu erwähnte er das eindrückliche Beispiel einer betagten Frau, welche noch am Tage ihres Anrufes dringend den Besuch des Priesters und die Spendung der Sakramente wünschte: sie bat darum, die Beichte abzulegen und die Kommunion zu empfangen. Obschon nach «menschlichem Ermessen» ein Besuch am nächsten Tag denkbar gewesen wäre, spürte der Priester durch Jesus im Herzen die Dringlichkeit und entschied sich, noch am selben Tag den Wunsch der Greisin zu erfüllen. In der Früh des nächstfolgenden Tages erfuhr er, dass die Frau kurz nach seinem Besuch friedlich entschlafen sei. Das Erlebnis wurde zu einem starken Glaubenszeugnis.

Jugendliche sehnen sich nach Halt
Da viele Familienstrukturen beschädigt oder gar gänzlich zerstört sind, erhalten viele Kinder und Jugendliche kein Lebensfundament und gleiten so schon früh in die Drogensucht und in die Kriminalität ab. Letztlich gibt es ganz unterschiedliche, jedoch sehr oft von Tragik geprägte Lebensgeschichten. Nicht selten sind die Eltern bereits von denselben Belastungen geprägt, weshalb sie ihren Kindern keine richtigen Vorbilder sein können. Häufig werden solche jungen Menschen bereits zu sozialen Notfällen, zudem sie oft von der eigenen Familie ausgestossen werden.

Geistliche und Ordensleute der Katholischen Kirche sehen hier eine wichtige Aufgabe, diesen Menschen das zu ermöglichen, was ihnen fehlt und wonach sie sich sehnen. Sie spüren auch, dass die Kinder und Jugendlichen sich ihnen gegenüber öffnen und Vertrauen bekunden.

Dabei ist man sich bewusst, dass ein Gefängnis nicht der richtige Ort sein kann, um eine Integration in eine gradlinige Lebensweise zu erreichen. Nach Besuchen in anderen lateinamerikanischen Staaten hatte man dort Häuser entdeckt, welche für die Resozialisierung errichtet worden waren.

«Ich bin für meine Kinder der Vater, den ich selbst nie hatte»
Die Schönstatt-Bewegung in Paraguay hatte keine finanziellen Mittel, um ein Haus zu errichten, in dem die aus dem Gefängnis entlassenen Jugendlichen aufgenommen, betreut und für das Berufsleben ausgebildet werden können. Allerdings war dies dann später mit staatlicher Hilfe doch möglich, sodass viele Jugendliche dort den Beruf eines Bäckers erlernen und gleichzeitig psychosoziale und geistliche Betreuung erhalten können.

Dieses Vorhaben zeitigte Früchte, selbst wenn klare Verhaltensrichtlinien vorgegeben werden mussten. Innert zehn Jahren haben auf diese Weise 60 Jugendliche den Tritt ins Leben vollends gefunden. Voll Freude berichtete Pater Peter Kühlcke, dass sich ein Erwachsener, der von der Schönstatt-Bewegung als verwahrloster Jugendlicher aufgenommen worden war, bei der Gemeinschaft meldete. Er konnte eine Familie gründen und fand Arbeit in einer Grossbäckerei. Stolz erklärte er: «Ich bin für meine Kinder der Vater, den ich selbst nie hatte.»
Bei der Betreuungsarbeit wurde mit Festangestellten an einem straffen Programm gearbeitet, welches darauf achtete, die Jugendlichen nicht im Stich zu lassen.

In den zehn Jahren seiner Betreuungstätigkeit wurden zwischen 300 und 400 «Jungs» getauft, die dadurch Gott näher zu kommen wünschten.

Dank der liebevollen Hingabe und Betreuung, welche den Kindern und Jugendlichen im Haus der Schönstatt-Bewegung ermöglicht wurde, sind gute Früchte hervorgegangen. Lobend und dankend erwähnte Pater Kühlcke bei seiner Information die wertvolle Unterstützung westlicher Hilfswerke, insbesondere «Kirche in Not (ACN)». Ohne diese namhafte Hilfeleistung könnte die Kirche in Paraguay nicht so segensreich wirken. Es ist ein Wirken, das nur die Kirche, jedoch keine staatlichen Organe in diesem südamerikanischen Land so wahrzunehmen vermag.
 

«Kirche in Not (ACN)» ist ein internationales katholisches Hilfswerk päpstlichen Rechts, das als «Ostpriesterhilfe» gegründet wurde. Es steht mit Hilfsaktionen, Informationstätigkeit und Gebet für bedrängte und Not leidende Christen in rund 130 Ländern ein. Seine Projekte sind ausschliesslich privat finanziert. Das Hilfswerk wird von der Schweizer Bischofskonferenz für Spenden empfohlen.


Stefan Treier

Stefan Treier ist freier Mitarbeiter von «Kirche in Not».


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Bemerkungen :

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    Meier Pirmin 01.07.2025 um 13:38
    Mit Stefan Treier, der sich unter anderem lebenslang als Verwaltungsfachmann unentgeltlich für eine Berggemeinde im Misox zur Verfügung stellte, berichtet hiermit ein "sicherer Wert" offenbar nun auch für swiss-cath. Er gehörte und gehört seit rund 50 Jahren zu den vertrauenswürdigsten mir bekannten praktizierenden Katholiken im Kanton Aargau und wohl darüber hinaus. Seine kürzlich verstorbene Gattin war ihrerseits jenseits von öffentlichem Aufsehen einer der beeindruckendsgten gläubigen Persönlichkeiten, auch Familienmutter, denen ich persönlich je begegnen durfte. Gerne wünsche ich dem ehemaligen Gemeindeschreiber Stefan Treier, dass er weiterhin, übrigens immer praxisbezogen, sozusagen zupackend, seinem bisherigen Engagement aktiv treu bleiben kann. Wenn tätige Hilfe gefragt war, konnte man sich auf ihn stets verlassen, das hatte und hat fürwahr nichts mit "Armengesäusel" zu tun. Wer sich so ausdrückt, @ser AD, hat sich wohl nie wie Stefan Treier selber engagiert.
    • user
      ser AD 01.07.2025 um 18:51
      christologischer Nachtrag.

      Jesus könnte von Sich im Superlativ schreiben, aber häufig hat er den Empfängern von Wohltaten verboten, davon zu reden, wohl
      1. um nicht die menschliche Tat zu rühmen
      2. weiteres Gedränge zu vermeiden und menschliche Ansprüche an Gott abzuklemmen.
      • user
        Meier PIRMIN 03.07.2025 um 13:41
        Ihr "christologischer Nachtrag" bleibt bedenkenswert. Der Autor Stefan T. oben hat sich indes nicht selber gerühmt, und das mit dem "Armengesäusel" war @serAD Ihrerseits daneben, sonst hätten Sie es auch Papst Franziskus vorwerfen können, der zwar immerhin als Erzbischof von Buenos Aires einfacher lebte und weniger verdiente als ein öffentlichrechtlicher vollamtlicher Pfarrer im Kanton Zürich. Sogar dem heiligen Franz von Assisi könnten Sie bei Ihrer Einstellung "Armengesäusel" vorwerfen, war er doch der Sohn eines reichen Kaufmanns. Das Lob der Armut bleibt zu respektieren, kommt aber sehr selten von den wirklich Armen und Elenden.

        Jesus, Maria und Joseph, letzterer aus dem Stamme Davids, als Tekton (griechisch) wohl kein kleiner Schreiner, eher schon ein Bauunternehmer, waren wohl alles andere als Lumpenproletarier. Gilt auch für die Muttergottes aus Nazareth, in der christlichen Kunst nicht selten sogar als Leserin dargestellt, was auf eine gebildete Frau verweist. Siehe auch die heiligen Ordensfrauen des Mittelalters, die schon für den Klostereintritt in der Regel eine sehr hohe "Aussteuer" mitbringen mussten. In ein gutes Kloster aufgenommen zu werden kostete häufig noch weit mehr als eine gute standesgemässe Heirat.
  • user
    ser AD 29.06.2025 um 20:44
    Dieses Armengesäusel ist echt nervig. Die Armen im Sinne des Evangeliums sind nicht die Leute am Rand der Gesellschaft, sondern welche auf den Heiligen Geist bauen.
    • user
      Treier Stefan 04.07.2025 um 21:41
      ein sehr dürftiger, von starker Oberflächlichkeit geprägter Kommentar. Seit wann ist es nervig, wenn sich kirchlich engagierte Menschen für Schwache, Kranke und Leidende engagieren? Gerade solche Menschen wie Pater Kühlcke leisten Enormes für unseren Glauben. Der anonym bleibende Schreiber scheint mit der christlichen Soziallehre nicht besonders vertraut zu sein.
  • user
    Stefan Fleischer 28.06.2025 um 19:45
    Aufgefallen in diesem Text ist mir die Formulierung: «Menschen Jesus näher zu bringen.» Ich weiss, das ist heute weit verbreitet. Solange sichergestellt ist, dass darunter Jesus Christus verstanden wird, unser Herr und Gott, der für uns und um unseres Heiles willen, Mensch geworden ist, gekreuzigt wurde, gestorben und auferstanden ist, ist daran nichts auszusetzen. Die grosse Gefahr ist nur, dass damit seine ganze Grösse und Herrlichkeit verniedlicht, verharmlost wird, ja dass die Lehre unserer Kirche, die auf unsren Dreifaltig Einen Gott ausgerichtet ist, verweltlicht und menschzentriert ausgerichtet wird.
    Ähnliches lässt sich auch für die Rede von unserem Bruder sagen. Solange dabei nie vergessen wird, dass er der Erstgeborene ist, gezeugt nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater, ist auch das erlaubt. Aber auch hier besteht die Gefahr, dass der Wesensunterschied zwischen ihm und uns Menschen verwässert, und schlimmstenfalls geleugnet wird.
    «Die Furcht des Herrn (nicht zu verwechseln mit der Angst vor Gott) ist der Anfang der Weisheit; / alle, die danach leben, sind klug.» (Ps 111,10)