Er ist bereits zu einer schönen Tradition geworden, der alljährlich wiederkehrende, feierliche Gottesdienst in der Klosterkirche Rheinau zu Ehren von Kaiser Karl und Kaiserin Zita, des letzten Herrscherpaares der Habsburgermonarchie. Auf den 21. Oktober hatte Papst Johannes Paul II. den liturgischen Gedenktag des seliggesprochenen Kaiser Karl gesetzt – und nicht wie üblich auf den jeweiligen Todestag.
Am 21. Oktober 1911 hatten sich Erzherzog Karl und Prinzessin Zita von Bourbon-Parma im Schloss Schwarzau in Niederösterreich das Jawort gegeben und das Ehesakrament gespendet. Mit dem Datum des Gedenktages wollte Papst Johannes Paul II. bewusst die Bedeutung der christlichen Ehe als unverzichtbares Fundament für den Aufbau einer menschenwürdigen Gesellschaft zum Ausdruck bringen.
Eine ganz besondere Bewandtnis hatte es mit dem Messgewand auf sich, das Zelebrant Pfarrer Bernhard Schneider bei dieser Eucharistiefeier trug. Marie-Antoinette, Tochter der Kaiserin Maria Theresia («War ihres Volkes Lust und Freude», titelte die NZZ in einem Beitrag über diese aussergewöhnliche Monarchin) wurde ganz im Sinne der legendären Heiratspolitik der Habsburger zur Gattin des französischen Königs Louis XVI. erkoren. Auf ihrer Reise nach Paris machte sie einen Zwischenhalt im Benediktinerkloster Rheinau. Dort gefiel es ihr so gut, dass sie sich spontan entschloss, einen Teil der Stofffülle ihrer Hochzeitsrobe für die Herstellung eines Messe-Ornates dem Kloster zu schenken: Für Priester, Diakon und Sub-Diakon. Und exakt dieses für den Priester bestimmte Messgewand, die sogenannte Kasel, trug Pfarrer Schneider während des Gedenkgottesdienstes zu Ehren des Kaiserpaares Karl und Zita am 19. Oktober in der Klosterkirche Rheinau.
In seiner Predigt betonte Pfarrer Schneider die Aktualität des Tagesevangeliums, besonders von dessen letztem Satz: «Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?» Aktuell: Denn die Verdunstung des Glaubens in unseren Breitengraden kann ernsthaft nicht bestritten werden. Kein Zufall, sondern vielmehr Fügung, dass die Kirche zeitnah zum Gedächtnis des Habsburgerpaares den Tag der Weltmission beging. Wir alle, so Pfarrer Schneider, sind aufgerufen, unseren Beitrag zur Neuevangelisierung zu leisten. Sie muss in unseren Herzen beginnen. Vorbild sind uns dabei die vielen Heiligen, die durch alle Prüfungen und Leiden hindurch das wahre Glück gefunden haben. Ein Glück, das nicht im materiellen Reichtum besteht, sondern in der Fülle des ewigen Lebens in Gott.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
(Und, auch wenn das nicht zum eigentlichen Thema gehört: Bilder der Klosterkirche von Rheinau sind mir besondere Heimat. Denn dort fand ich nicht nur durch Gottes Gnade in die EINE Kirche, nach all den Jahren im protestantischen und sogar okkulten Sumpf, ich durfte dort sogar das Sakrament der Firmung empfangen.)
Das Ehepaar Zita und Karl kann, liebe Johanna-Jessica, gerade nicht mehr als "christliche Obrigkeit" verkauft werden, weil es nun mal für den tragischen Untergang Habsburgs Ehre eingelegt hat, gipfelnd nunmehr in Bemühungen um Seligsprechung von Kaiser Karl. Eine imponierende Persönlichkeit bleibt Kaiserin Zita selig mit ihren tiefen Beziehungen auch u.a. zu den Klöstern Muri, wo ihr Herz beigesetzt wurde, und dem Kloster Einsiedeln, worüber der Einsiedler Ehemalige Th. Hürlimann einen eindrücklichen, wenn auch umstrittenen Roman geschrieben hat, der sich vordergründig liest wie eine totale Abrechnung mit der Stiftsschule mit tatsächlich vielerlei poetischen Übertreibungen. Diese haben indes die Funktion, für die ca. im 17. Kapitel dargelegte wohl am schönsten beschriebene Kollegi-Lektion aller Zeiten, die Auseinandersetzung mit Plutarch als Meister der Beschreibung eines Zeitenwandels, eine Schulstunde, gehalten von einem tiefgläubigen und hochgebildeten humanistischen Lehrer, Pater Erlebald, dessen Vermittlungsleistung nicht nur in der Gymnasialgeschichte der Schweiz konkurrenzlos dasteht, sondern dessen geniale Didaktik mit begeisternder Schülerdiskussion fast alles zu kompensieren scheint, was sonst im Roman kritisch-satirisch dargestellt wird, so wie Thomas Hürlimann letztlich, ähnlich wie einst der Einsiedler Leutpriester Zwingli, lebenslang ein grosser Marienverehrer geblieben ist. In diesem Sinn bleibt der Roman "Der Rote Diamant" entgegen der Vorbehalte vieler Frommer als bedeutendes Werk der Schweizer modernen Romanliteratur zu empfehlen, kein Vergleich zu den Buchpreisträgern der letzten Jahre oder den hilflosen Texten zu den beiden letzten Aufführungen des Welttheaters, wo man nur mal auf eine Wiederaufführung von Calderon zu hoffen hat. Im Roman von Hürlimann indes lesen wir eine durchgehend verehrungsvolle Hommage auf die Kaiserin Zita, und der "Rote Diamant" ist indesin der Wirklichkeit ein schwarzes Juweil als Geschenk von Kaiser Karl an die Muttergottes von Einsiedeln, wie das Bruder Gerold Zenoni im Film "Paracelsus- Ein Landschaftsessay" wunderbar erläutert.