Die dem heiligen Bruder Klaus geweihte Kirche in St. Gallen-Winkeln ist noch heute, 64 Jahre nach ihrer Einweihung, ein Blickfang: Ihre puristisch-reduktionistische Architektur inmitten gutbürgerlicher Wohn- und Geschäftshäuser ist unübersehbar. Damals, bei ihrer Einweihung vom 29. September 1959, löste die kahle Betonhülle der Kirche beim Gros des kirchlichen Fussvolkes einen mittleren Schock aus: «Seelen-Abschussrampe» wurde sie spöttisch ob ihres ungewohnten, neuartigen Zeltdaches genannt.
Und hier, Jahrzehnte später, sitzt im Pfarreiheim Ivan Saric bereit für ein Interview. Der Anlass dazu: Am Samstag, den 25. März 2023, empfängt er in der Kathedrale St. Gallen die Priesterweihe. Der Funke zu mir, dem Verfasser dieses Textes, springt rasch rüber. Denn uns verbindet eine unverbrüchliche Freundschaft. Beide haben wir in der Schweizergarde gedient: Ich als Hilfsgardist während den Sommerferien der Jahre 1972 und 1973 – nicht zuletzt, um mein Sackgeld aufzubessern; er während dreieinhalb Jahren bis Juli 2015 als Vollmitglied der Schutztruppe des Papstes.
Damit sind wir auch schon mitten in der Berufungsgeschichte von Ivan Saric. Der Wechsel zur Schweizergarde war für ihn zunächst mit einem spürbaren Trennungsschmerz verbunden, hatte er sich doch in seiner kirchlich-religiös geprägten Familie zusammen mit seinen vier Geschwistern rundum wohl gefühlt.
Doch bald wurde ihm die Schweizergarde zu einer zweiten Familie, ganz besonders in spiritueller Hinsicht. Sein Einstieg begann mit mehrtägigen Exerzitien unter der Leitung des damaligen Gardekaplans und heutigen Apostolischen Administrators der Diözese Lugano, Alain de Raemy. Erstmals in seinem Leben hatte Ivan Saric die Erfahrung gemacht, wie die äussere Ruhe der Exerzitien Raum schafft für ein inneres, spirituelles Wachstum. Bald darauf unternahm er zusammen mit gleichgesinnten Gardisten eine Wallfahrt ins Heilige Land, besuchte die Stätten des öffentlichen Wirkens von Jesus. Zunächst nur leise, dann immer vernehmlicher spürte er den Wunsch, Priester zu werden. Dabei steht für Ivan Saric der Dienstgedanke im Vordergrund, und zwar im umfassenden Sinn. «Vom Soldaten des Papstes zum Soldaten der Kirche», fasst Ivan Saric bildlich gesprochen diese Etappe seines Berufungsweges zusammen.
Im Jahr 2015 klopft Ivan Saric an die Tür von Guido Scherrer, Generalvikar des Bistums St. Gallen. Dieser signalisiert ihm, zuerst noch die Matura nachzuholen, was ihn, den gelernten Polymechaniker, doch einigermassen irritiert. So verordnet sich Ivan Saric eine Auszeit im Benediktinerkloster St. Otmarsberg in Uznach, um sich der Ernsthaftigkeit seiner Berufung zum Priester zu vergewissern.
Schliesslich entscheidet er sich mit dem Segen des Bistums, in Lantershofen (50 km von Köln entfernt) ein vierjähriges Theologiestudium zu beginnen. Das dortige Priesterseminar ist eigens für Spätberufene konzipiert. Aufnahmebedingungen sind: Ein Mindesteintrittsalter von 25 Jahren, der Wunsch, Priester zu werden, und eine Empfehlung des Heimatbischofs. Auch der heutige Abt des Benediktinerklosters St.Otmarsberg in Uznach, Emmanuel Rutz, hat dort sein Theologiestudium absolviert.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Salve Ivan
Deine Primiz heute in St. Gallen Bruggen im Kreis von ca 28 Priestern und einer vollen Kirche u. a. mit Liedern auf Kroatisch und deinem in der Muttersprache der Kirche lateinisch angestimmtem Paternoster und der sensationellen Evangeliumsauslegung von der Auferweckung des Lazarus war ein Tiefgang, den man heute nicht immer erlebt. Dein Seeleneifer, während etwa ein-dreiviertel Stunden den andrängenden sicher 600 Personen den Einzelprimizsegen zu spenden, und zwar jede/r Einzelne in freundlichster und geduldiger Weise, wird mir unvergessen bleiben, ja beschämt mich, mahnt mich, dass Feuer der christlichen Aufforderung "Übertrefft euch in gegenseitiger Achtung" neu zu entflammen.
Mein kürzlich geäusserter Kommentar war wirklich nicht übertrieben: "Mit dir hat die Diözese St. Gallen etwas vom Besten erhalten!!" Für mich ein Zeichen Gottes, dass SG trotz extremem Priestermangel eine Zukunft hat. Wer weiss, vielleicht rufen die Bischöfe doch mal zu einem Sturmgebet auf, um echt um Berufungen zu beten. Gemäss Papst Franziskus verkommt ein Land ohne Priester. Oder wie mal ein bayrischer Bischof vor dem Mauerfall sagte: "Nicht auf den Akademien, sondern AUF DEN KNIEN fällt die Mauer!" Dies gilt auch hier, wenn es um Berufungen, auch die von praktizierenden LaientheologInnen und Katecheten geht. Deo gratias!
Lieber Ivan
Ich kenne Sie nicht persönlich, habe aber in der letzten Zeit einiges von Ihnen gehört und gelesen. Ich danke Gott für einen Priester wie Sie und werde Sie gerne in mein Gebet einschliessen. Behüte Sie der Herr! Ihnen viel Segen und Freude in der neuen Aufgabe als Seelsorger im Dienste des Herrn ein herzliches Behüte Sie Gott und freundliche Grüsse Margrit Ruckstuhl
Ein nicht ganz unwesentlicher Nachtrag: Ivan Saric ist auch den Besuchern der monatlichen Gebetsnacht in der Kirche Maria Lourdes, Seebach, Zürich, kein Unbekannter, hilft er doch seit Jahren als Ministrant, Lektor und in letzter Zeit als Diakon mit, diesen so segensreichen Anlass feierlich zu gestalten. In der nächsten Gebetsnacht vom 14. auf den 15. April wird er erstmals als Priester am Altar stehen und nach der hl. Messe den Primizsegen spenden. Danke, liebe Muttergottes von Lourdes, für diesen Priester nach dem Herzen Jesu!
Lieber Ivan, du bist ein Segen für unsere Kirche. Bleib der Wahrheit treu. Der letzte Satz bringt es auf den Punkt