Zum Jahrestag des russischen Angriffskrieges rief der Kiewer Grosserzbischof Swjatoslaw Schewtschuk der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche zum Gebet für die Ukraine auf. «Es ist ein grosses Wunder, dass der Aggressor, der sich für allmächtig hielt, der die ganze Welt erpressen wollte, sich in der Ukraine die Zähne ausgebissen hat», sagte das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in seiner täglichen Videobotschaft vom Donnerstag. Es sei ein grosses Wunder, dass sie noch am Leben seien. «Die Widerstandsfähigkeit und der Mut des ukrainischen Volkes haben sich als stärker erwiesen als der russische Stahl, seine Panzer, Raketen und Flugzeuge», so Schewtschuk. Allerdings gebe es Tausende Tote, Zehntausende Verwundete. Rund 700 medizinische Versorgungszentren, Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen seien «von russischen Kriminellen angegriffen» worden. Etwa 500 Kirchengebäude, Moscheen und Synagogen seien zerstört. «Die Errungenschaften der Zivilisation, von Kultur, Bildung, Wissenschaft und geistigem Leben hätten »einen schweren Schlag erlitten«.
David gegen Goliath
Der römisch-katholische Bischof von Odessa, Stanislaw Szyrokoradiuk, erklärte, das gemeinsame Standhalten gegen Russlands Angriffskrieg habe der Ukraine Zusammenhalt und Selbstbewusstsein gegeben. «Wir sind zu einer Einheit geworden, wenngleich um einen sehr hohen Preis», sagte er im Telefoninterview der Presseagentur Kathpress. Dass die Ukraine nach einem Jahr Krieg weiter der Übermacht «wie David gegen Goliath» standhalte, nannte der Ordensmann der Franziskaner ein «Wunder».
«Trotz der vielen Kriegs-Traumata sind wir stärker geworden; nicht nur militärisch, sondern auch psychologisch und religiös. Wir fühlen uns heute selbstsicherer als früher, und viele Menschen wollen ihr Land weiter verteidigen», so der Bischof. Wesentlich dazu beigetragen hätten die weltweite Solidarität und Unterstützung für die Ukraine, aber auch der religiöse Glaube der Menschen.
Der erhoffte Frieden und Freiheit für die Ukraine sind aus Sicht des Bischofs aber nur durch einen Sieg über Russland möglich. Ein Verhandlungsfriede mit Gebietsabtritten wäre hingegen ein «falscher Friede», so Szyrokoradiuk: «Das wäre nur eine kurze Pause, nach der uns Wladimir Putin dann erneut angreifen wird.» Da Russlands Machthaber nur auf militärische Gewalt höre, sei die Ukraine bereit, «für einen echten Frieden bis zum Ende zu kämpfen».
Zum Jahrestag des Krieges hat die mit Rom verbundene Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche zu einem Tag von Gebet, Fasten und Almosen aufgerufen; der Pan-Ukrainische Kirchenrat schloss sich an. Mittags um zwölf Uhr Kiewer Zeit begann die Patriarchenkathedrale der Hauptstadt. Danach wird die Staffette über Charkiw, Saporischschja, Odessa, Cherson, Irpin, Melbourne in Australien, Przemysl in Polen, Rom in Italien, Winnipeg in Kanada, Philadelphia/USA bis Buenos Aires weitergegeben.
Der Grosserzbischof lud alle Gläubigen ein, sich dem Gebet anzuschliessen; «denn wir spüren, dass wir gewinnen, wenn wir uns in Gebet, Fasten und guten Taten zusammenschliessen».
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Ich kann die Ansicht von Pater Nazar nur unterstützen. Es erstaunt, ja entsetzt mich, wie viele treu gläubige Katholiken in der Schweiz sich von Putins Propaganda, er führe einen "heiligen Krieg" gegen den dekadenten Westen, haben vereinnahmen lassen. Dass unsere westliche Gesellschaft krank ist, ist e i n e Sache, die Aggression Moskaus gegen die Ukraine eine völlig andere. Man kann den Teufel nicht mit Beelzebul austreiben.