«Beinvegni a Mustér, il vitg claustral!» Die sympathische Frauenstimme aus dem Lautsprecher der Rhätischen Bahn kündet das Ende der imposanten Fahrt von Chur hinauf ins Bündner Oberland an. Disentis – auf Sursilvan, dem rätoromanischen Idiom dieser Gegend, Mustér (= Kloster) genannt – ist so sehr Klosterdorf, dass die Fahrgäste der RhB speziell darauf hingewiesen werden. Disentis ohne Kloster – undenkbar! Ein Blick aus dem Fenster genügt, um festzustellen, warum das so ist: Schon von weither überstrahlt der kürzlich restaurierte Marmorbau in glänzendem Weiss das Tal. Die «weisse Arche» wird das Benediktinerkloster aus dem frühen 7. Jahrhundert genannt, und das mit vollem Recht, bietet es doch seit seiner Entstehung Schutz und Geborgenheit.
Die Anbetungskapelle: Ort und Bedeutung
Am 24. Mai 2025 wurde dort eine Seitenkapelle speziell als Anbetungskapelle eröffnet und feierlich eingeweiht. In der früheren Immaculata-Kapelle feierten kleine Gruppen die heilige Messe; gleichzeitig war sie die Totenkapelle. Die neu gestaltete Kapelle wird wiederum als Aufbahrungsort für die verstorbenen Mitbrüder dienen, gleichzeitig soll der Raum für die eucharistische Anbetung genutzt werden – deshalb der Name «Anbetungskapelle».
«Der Wunsch nach Anbetung wuchs in den letzten Jahrzehnten bei vielen Laienchristen, besonders bei jungen Menschen», heisst es in der Einladung zu diesem Ereignis. «Wo sich jugendliche Christen treffen, z. B. bei Weltjugendtagen, an Adoray-Abenden oder beim Jugendfestival in Medjugorje, ist das Verweilen vor dem Allerheiligsten für sie ein zentraler Moment der Christusbegegnung.»
Auf der ganzen Welt wurde die Anbetung zum Ausgangspunkt der Pfarreierneuerung und Neuevangelisierung. Dieser Bewegung möchte sich das Kloster Disentis anschliessen und stellt die Anbetungskapelle deshalb allen Menschen und auch externen Initiativen zur Verfügung. Die Klostergemeinschaft selbst übernimmt keine regelmässigen Anbetungsstunden.
In der Einleitung wurde wunderbar erklärt, was eucharistische Anbetung bedeutet:
«Die eucharistische Anbetung ist eine besondere Form des Gebets und der persönlichen Begegnung mit Jesus Christus, der in der Eucharistie gegenwärtig ist. Dabei wird das Allerheiligste Sakrament (die konsekrierte Hostie) in einer Monstranz ausgesetzt, damit die Gläubigen Christus im Gebet ehren und betrachten können.
Diese Gebetsform entspringt dem tiefen Glauben an die Realpräsenz Jesu in der Eucharistie, wie es Jesus selbst gesagt hat: ‹Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird› (Lk 22,19).
Die Anbetung ist eine Einladung zur persönlichen Begegnung mit Christus. In seiner Gegenwart können Gläubige ihre Sorgen und Bitten vor Gott bringen, Gott für alles danken, was gut läuft und Freude macht, in Stille verweilen, um seine Stimme zu hören, dankbar sein für seine Gegenwart und Liebe. Jesus lädt jeden ein, Zeit mit ihm zu verbringen: ‹Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken› (Mt 11,28). Die eucharistische Anbetung ist daher eine Quelle der Gnade, die den Menschen innerlich verwandelt und ihn näher zu Gott führt.»
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