Traum des heiligen Josef von Gerard Seghers zwischen 1625 und 1630 Kunsthistorisches Museum Wien.

Hintergrundbericht

Josef der Gerechte

Er ist der Mann im Hin­ter­grund, der Unbe­kannte, Schweig­same. Und doch spielt er eine wich­tige Rolle im Heils­plan Got­tes. Mor­gen – wegen des Sonn­tags um einen Tag ver­scho­ben – fei­ert die Kir­che das Hoch­fest «Hl. Josef, Bräu­ti­gam der Got­tes­mut­ter Maria».

Die Bibel enthält nur wenige Angaben über den Ziehvater von Jesus zu berichten: Josef stammte aus dem Geschlecht des Königs Davids, aus dem der Messias hervorgehen sollte. Er lebte als Handwerker in Nazareth und war mit Maria verlobt. Als er erfuhr, dass sie schwanger war, wollte er sich in aller Stille von ihr trennen, um sie nicht blosszustellen. Da erschien ihm im Traum ein Engel: Das Kind, das sie erwarte, sei vom Heiligen Geist. Er solle Maria zur Frau nehmen und dem Kind den Namen Jesus geben.

Wegen einer Volkszählung musste Josef mit der schwangeren Maria nach Bethlehem reisen, wo Jesus geboren wurde. Ein Engel warnte ihn vor der drohenden Gefahr durch den kindermordenden König Herodes und Josef floh mit Maria und dem neugeborenen Kind nach Ägypten. Nach dem Tod des Herodes kehrte die Familie nach Nazareth zurück. Als Jesus zwölf Jahre alt war, ging er während einer Wallfahrt in Jerusalem «verloren». Seine Eltern suchten Jesus und fanden ihn schliesslich im Tempel im Gespräch mit Schriftgelehrten.

Soweit die wenigen Angaben, die uns die Bibel über den heiligen Josef berichtet. Wie kommt es nun, dass der heilige Josef in der katholischen Kirche eine so wichtige Stelle einnimmt – ohne dass auch nur ein einziges gesprochenes Wort von ihm überliefert ist?

Die Verehrung des heiligen Josef
Josef wusste nicht, wie er sich angesichts der Schwangerschaft Mariens verhalten sollte, und suchte nach einem Ausweg aus der für ihn schwierigen Situation. Der Engel Gottes weihte ihn daraufhin in das Geheimnis der Mutterschaft Mariens ein – und Josef glaubte. Wie Maria sagte er «Ja» zum Heilsplan Gottes. Nicht mit Worten, sondern indem er tat, was der Engel ihm befahl, und er Maria zu sich nahm. Diese Bereitschaft, den Willen Gottes zu erfüllen, gab ihm auch den Beinamen: der Gerechte.

«Der hl. Josef wurde von Gott dazu berufen, durch die Ausübung seiner Vaterschaft unmittelbar der Person und Sendung Jesu zu dienen: auf diese Weise wirkt er in der Fülle der Zeit an dem grossen Geheimnis der Erlösung mit und ist tatsächlich ‹Diener des Heils›» (Apostolisches Schreiben Redemptoris custos 8). Dass Josef für Jesus wirklich zu einem Vater wurde, zeigt sich in den Worten Mariens, als sie den zwölfjährigen Jesus im Tempel wiederfinden: «Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht» (Lk 2,48).

Danach kehrte Jesus mit seinen Eltern nach Nazareth zurück und «war ihnen gehorsam». Jesus wurde erwachsen «und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen». Über diesen Abschnitt des Lebens Jesu wissen wir nichts aus der Bibel. Jesus lebte mit Marie und Josef zusammen, die ihn im Glauben und auch im alltäglichen Leben unterwiesen. «Die Evangelien sprechen ausschliesslich von dem, was Josef ‹tat›; übereinstimmend decken sie jedoch in seinen bisweilen von Schweigen umhüllten ‹Handlungen› eine Atmosphäre tiefer Beschaulichkeit auf. Josef stand in täglichem Kontakt mit dem ‹von Ewigkeit her verborgenen› Geheimnis, das unter dem Dach seines Hauses ‹Wohnung genommen hat›» (Redemptoris custos 25). So wie wir glauben dürfen, dass Jesus Josef beeinflusste, so dürfen wir umgekehrt auch davon ausgehen, dass Josef den heranwachsenden Jesus prägte. Josef scheint bald darauf gestorben zu sein; die Bibel berichtet nichts mehr über ihn.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Grösse des heiligen Josefs in der Demut, der Treue und der Bescheidenheit besteht, mit der er seine Sendung erfüllte. Hier ist er ein treuer Schüler Jesu Christi und gerade dadurch ein grosses Vorbild.
 


Liturgische Verehrung
Eine liturgische Verehrung des heiligen Josef lässt sich zunächst im Osten nachweisen (ab dem 8. Jahrhundert in Ägypten). Im Westen findet sich die früheste Erwähnung seines Festes im Reichenauer Martyrologium (um 850). Besonders die Bettelorden förderten die Verehrung des heiligen Josef. Erst ab dem 15. Jahrhundert begann eine theologische Auseinandersetzung mit der Gestalt des heiligen Josefs als Vater Jesu sowie als Ehemann Marias und Verteidiger ihrer Jungfräulichkeit («defensor virginitatis»).

Papst Sixtus IV. führte 1479 das Fest des heiligen Josef am 19. März für die ganze Kirche ein. Im Jahr 1620 zog der Habsburger Kaiser Ferdinand II. mit einem Bild des heiligen Josef in die Schlacht gegen die pfälzisch-böhmische Armee und errang einen Sieg. Auf seinen Wunsch erklärte Papst Gregor XV. den 19. März zum gebotenen Feiertag.

Seit dem 17. Jahrhundert gilt Josef als Schutzpatron der Sterbenden: Der Legende nach starb er im Schoss Mariens und im Beisein Jesu.

1714 bereicherte Papst Clemens XI. das Fest mit einem eigenen Messformular und Offizium; Später fügte Papst Benedikt XIII. den Namen Josef in die Allerheiligenlitanei ein.

Pius IX. erhob am 8. Dezember 1870 Josef zum Schutzpatron der Kirche. Papst Leo XIII. schrieb später dazu in seiner Enzyklika Quamquam pluries (15. August 1889): «Als Gemahl der Jungfrau Maria und als Vater Jesu Christi ist er [Josef] der Kirche gegenüber gleichsam mit väterlicher Vollmacht ausgestattet. Somit erweist es sich als folgerichtig und seiner Stellung gemäss, dass der heilige Josef heute noch der Kirche Jesu Christi seinen himmlischen Schutz angedeihen lässt, wie er einst für die Bedürfnisse der Heiligen Familie von Nazareth aufkam und sie fortwährend mit gewissenhafter Obsorge umgab.»
 


Papst Pius XI. ernannte den heiligen Josef 1937 zum Patron derer, die den Kommunismus bekämpfen. 1962 erklärte Johannes XXIII. den heiligen Josef zum Patron des Zweiten Vatikanischen Konzils und fügte den Namen des Heiligen in den Römischen Messkanon (Hochgebet I) ein. Mit dem Dekret vom 1. Mai 2013 wurde dann auch die Erwähnung des heiligen Josefs für die Hochgebete II bis IV verfügt.

Durch Papst Pius XII. erhielt Josef einen zweiten Gedenktag: 1955 legte der Papst den Gedenktag «Josef der Arbeiter» auf den 1. Mai – als Zeichen der Wertschätzung mit der Arbeiterschaft. Wie wichtig ihm das war, zeigt die Tatsache, dass dafür das Apostelfest von Philippus und Jakobus vom 1. Mai auf den 11. Mai verlegt wurde. (Seit 1970 wird dieses am 3. Mai gefeiert.)

Papst Franziskus rief am 8. Dezember 2020 – 150 Jahre nachdem der heilige Josef zum Schutzpatron der Kirche ausgerufen worden war – ein «Jahr des heiligen Josef» aus. Am 1. Mai ergänzte er die «Litanei vom heiligen Josef» um sieben Anrufungen: Beschützer des Erlösers, Diener Christi, Diener des Heils, Stütze in Schwierigkeiten, Patron der Verbannten, Patron der Bedrängten und Patron der Armen.
 


Patronate, Darstellung und Brauchtum
Der heilige Josef ist Schutzpatron der ganzen Kirche sowie Patron der Bistümer Köln und Osnabrück und Mitpatron des Bistums Münster. Er ist Patron von Bayern, Belgien, Böhmen, China, Kanada, Mexiko, Österreich, Peru, den Philippinen, Russland, der Steiermark, Tirol, Turin, Vietnam und Vorarlberg. Ebenso ist er Patron der Ehepaare und Familien, Kinder, Jugendlichen und Waisen, der Jungfräulichkeit, der Kämpfer gegen den Kommunismus, der Arbeiter, Handwerker, Zimmerleute, Holzhauer, Schreiner, Wagner, Totengräber, Ingenieure, Erzieher, Pioniere, Reisenden und Verbannten, der Sterbenden; bei Augenleiden; in Versuchungen und Verzweiflung; bei Wohnungsnot; für einen guten Tod; des Servitenordens.

Im 20. Jahrhundert wurden dem heiligen Josef mehr Kirchen geweiht als allen anderen Heiligen (die Patrozinien der Gottesmutter ausgenommen).

Der heilige Josef wird mit dem Jesuskind auf dem Arm, blühendem Stab, Lilie, Taube oder Winkelmass dargestellt.

Frühe Darstellungen zeigen Josef als alten Mann mit weissem Bart. Diese Vorstellung geht auf die Legende zurück, wonach er vor seiner Ehe mit Maria schon einmal verheiratet gewesen sein soll. Ab dem 17. Jahrhundert ändern sich die Bilder des heiligen Josef: Er wird als junger, kräftiger Handwerker dargestellt, oft in Alltagsszenen mit der Heiligen Familie.

Im Dom von Perugia (Italien) wird ein Ring verehrt, den der heilige Josef Maria bei ihrer Verlobung angesteckt habe.
 


In Andorra, Bolivien, Honduras, Italien, Kroatien, Liechtenstein, Mosambik, Portugal, Spanien und im Tessin gilt der 19. März als Vatertag. In Italien werden dann die «Zeppole di San Giuseppe» gebacken. Sie stammen ursprünglich aus Neapel und sind bereits seit 1400 belegt.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

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Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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Bemerkungen :

  • user
    Daniel Ric 21.03.2023 um 07:59
    Der Heilige Josef ist ein treuer Fürsprecher in allen Nöten. Viele Katholiken sollten sich von den Tugenden des Heiligen Josefs anstecken lassen. Er war kein Mann der grossen Worte, sondern der Taten.