Das Bistum Genf hat eine lange Tradition: Der erste Bischof ist bereits um das Jahr 400 bezeugt. 1533, kurz bevor Genf calvinistisch wurde, verliess der damalige Bischof von Genf, Pierre de La Baume, die Bischofsstadt, um sich in seine Abteien in der Freigrafschaft Burgund zurückziehen. Seine Nachfolger konnten nicht mehr nach Genf zurückkehren; neuer Bischofssitz wurde Annecy (F). Das Konkordat vom 15. Juli 1801, mit dem der Friede zwischen der Kirche und dem französischen Staat wiederhergestellt wurde, ermöglichte die Errichtung des Suffraganbistums Chambéry und Genf, das dem Erzbistum Lyon unterstand, jedoch bereits 1817 in ein selbstständiges Erzbistum umgewandelt wurde. Aber nur zwei Jahre später trennte Papst Pius VII. die katholischen Pfarreien des Kantons Genf trotz des Widerstands des Erzbischofs und vor allem des Pfarrers von Genf vom Erzbistum Chambéry ab und verleibte sie der Diözese Lausanne ein. 1821 entzog der Papst auf Ansuchen der Genfer Regierung dem Erzbischof von Chambéry den Titel des Bischofs von Genf und übertrug diesen dem Bischof von Lausanne, der in Freiburg seinen Sitz hatte.[1]
Das war die Situation, als am 22. September 1824 Gaspard Mermillod in Carouge zur Welt kam. Er besuchte das «Kleine Seminar» in Chambéry (Savoyen) und studierte danach in Fribourg Theologie. Nach seiner Priesterweihe 1847 war er zunächst als Vikar in Genf tätig. Zusammen mit Pfarrer Dunvoyer baute er die Kirche «Notre-Dame» – die erste römisch-katholische Kirche seit der Reformation. Von 1851 bis 1857 reiste der talentierte Prediger Mermillod nach Paris, Rom und dann durch ganz Europa, um Geld für den Bau von «Notre-Dame» zu sammeln. Papst Pius IX. unterzeichnete als Erster die Liste der Spender und übergab 1000 Taler. Später schenkte er der Kirche die Statue «Unserer Lieben Frau», vor der er selbst immer gebetet hatte. Sie befindet sich heute noch in der Apsis der Basilika «Notre Dame». Am 4. Oktober 1857 wurde in der Kirche die erste Messe gefeiert. Im gleichen Jahr wurde Abbé Gaspard Mermillod zum ersten Rektor und später zum Administrator der neuen Pfarrei ernannt.
Im Kreuzfeuer des Kulturkampfes
Papst Pius IX. ernannte am 25. September 1864 Gaspard Mermillod zum Titularbischof von Hebron und Weihbischof von Genf und weihte ihn noch am gleichen Tag in Rom[2]. Im Anschluss soll der Papst zu ihm gesagt haben: «Und du, mein Sohn und nun mein Bruder, da ich dich geweiht habe, geh und gewinne mir dieses Genf, das es wagt, sich das protestantische Rom zu nennen; segne diese Völker, die undankbar sein mögen, aber meine Kinder sind. Unterstütze und tröste die grosse katholische Familie und bekehre die, welche die Ketzerei von der Herde Jesu Christi fernhält.»[3]
Nun residierte seit der Reformation zum ersten Mal wieder ein Bischof in Genf. Die Genfer Regierung ging zunächst davon aus, dass Weihbischof Mermillod die Funktion eines Generalvikars innehätte.
Im Zuge des Kulturkampfes verschlechterte sich die Situation. Ab 1870 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Bischof Mermillod und dem Politiker Antoine Carteret durch das Verbot des religiösen Schulunterrichts, der Einschränkung religiöser Orden, dem Verbot jeglicher religiösen Handlungen auf öffentlichen Plätzen und der Inhaftierung von Geistlichen, die sich diesen Anordnungen widersetzten.
Kommentare und Antworten
Sei der Erste, der kommentiert