Kardinal Iuliu Hossu. (Bild: Diözese Cluj-Gherla)

Weltkirche

Kar­di­nal Iuliu Hossu – auf Hass mit Ver­ge­bung geantwortet

Leo XIV. hat den rumä­ni­schen Kar­di­nal Iuliu Hossu (1885 – 1970) als Ret­ter Tau­sen­der Juden gewür­digt. Kar­di­nal Hossu war nach dem Zwei­ten Welt­krieg eine zen­trale Figur im Kampf der rumä­ni­schen Griechisch-​katholischen Kir­che gegen das kom­mu­nis­ti­sche Regime, das die mit Rom unierte Griechisch-​katholische Kir­che von ihr tren­nen und der Ortho­do­xie zuschla­gen wollte.

Wegen seines Widerstands gegen die Kommunisten wurde Iuliu Hossu im Oktober 1948 inhaftiert, bis 1955 im berüchtigten Gefängnis Sighet. Danach stand er bis zu seinem Tod im Mai 1970 in orthodoxen Klöstern nahe Bukarest unter Hausarrest. Papst Paul VI. (1963–1978) ernannte ihn im April 1969 zum Kardinal «in pectore», also im Geheimen. Sein Name wurde erst 1973 verkündet, knapp drei Jahre nach seinem Tod. Papst Franziskus sprach Kardinal Hossu am 2. Juni 2019 als Märtyrer des Glaubens während der kommunistischen Verfolgung in Rumänien selig.

«Wir feiern ein besonderes Jahr zu Ehren von Kardinal Iuliu Hossu, einem Symbol der Brüderlichkeit, das alle ethnischen und religiösen Grenzen überwindet», so Papst Leo XIV. in seiner Ansprache am Montag in der Sixtinischen Kapelle vor Vertretern der Griechisch-katholischen Kirche sowie dem Präsidenten des Verbandes der jüdischen Gemeinden in Rumänien, Silviu Vexler.

Seit 2022 prüft die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem Hossus Anerkennung als «Gerechter unter den Völkern». Diese erhalten Personen, die während des Holocausts Juden gerettet haben. Der eingeleitete Prozess zur Anerkennung von Kardinal Hossu als «Gerechter unter den Völkern» basiert auf seinem mutigen Einsatz zur Rettung der Juden Siebenbürgens vor der Deportation in Vernichtungslager der Nationalsozialisten, so der Pontifex weiter.

Im Frühjahr 1944, als in Klausenburg (Kolozsvár) und anderen Städten Siebenbürgens Vorbereitungen zur Einrichtung von Ghettos für die Juden getroffen wurden, mobilisierte Iuliu Hossu als Bischof von Cluj-Gherla den griechisch-katholischen Klerus und die Gläubigen durch einen am 2. April 1944 veröffentlichten Hirtenbrief. Darin bat er alle, «den Juden nicht nur mit Ihren Gedanken, sondern auch mit Ihren Opfern zu helfen, denn wir wissen, dass es heute keine edlere Tat gibt als die christliche und rumänische Hilfe, die aus glühender menschlicher Nächstenliebe geboren wird.»

Nach dem persönlichen Zeugnis des ehemaligen Oberrabbiners der jüdischen Gemeinde von Cluj-Napoca, Moshe Carmilly-Weinberger, trug Kardinal Hossu zwischen 1940 und 1944 dazu bei, das Leben von Tausenden von Juden im Norden Siebenbürgens zu retten.

Sein Leben war ein Zeugnis des gelebten Glaubens, des Gebets und der Hingabe an die Menschen, so Papst Leo XIV. «Er war ein Mann des Dialogs und ein Prophet der Hoffnung.» Sein Leben könne mit einem Satz zusammengefasst werden, den der Kardinal selbst geäussert hat: «Gott hat uns in diese Dunkelheit des Leidens gesandt, um Vergebung anzubieten und für die Umkehr aller zu beten.»

«Auch heute noch sind diese Worte eine prophetische Aufforderung, den Hass durch Vergebung zu überwinden und den eigenen Glauben mit Würde und Mut zu leben», erklärte Papst Leo XIV.

«Angesichts des Leidens des jüdischen Volkes, das im Drama des Holocaust gipfelte, weiss die Kirche sehr wohl, was Schmerz, Ausgrenzung und Verfolgung bedeuten», so der Papst. Die Botschaft von Kardinal Hossu sei aktueller denn je. «Sagen wir Nein zur Gewalt, zu jeder Gewalt, erst recht, wenn sie sich gegen wehrlose Menschen wie Kinder und Familien richtet», appellierte Leo XIV.
 

Das Parlament in Bukarest hat das laufende Jahr zum «Nationalen Hossu-Gedenkjahr» erklärt.


KNA/Redaktion


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