Kardinal Robert Sarah. (Bild: François-Régis Salefran, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Weltkirche

Kar­di­nal Robert Sarah – der Mann der kla­ren Worte wird 80

Heute, am 15. Juni 2025, kann Kar­di­nal Robert Sarah sei­nen 80. Geburts­tag fei­ern. Er setzt sich seit sei­ner Pries­ter­weihe unent­wegt für Gerech­tig­keit und einen unver­wäs­ser­ten Glau­ben ein.

Robert Sarah wurde am 15. Juni 1945 in Guinea, in einem Dorf an der guineisch-senegalesischen Grenze geboren. Seine Familie folgte einem animistischen Glauben, liess ihn aber eine Schule des Spiritaner-Ordens besuchen. Da er aus einfachen Verhältnissen stammte, schien es ihm unmöglich, seinen Wunsch, Priester zu werden, zu verwirklichen. Doch die Spiritaner-Missionare ermöglichten ihm den Besuch des kleinen Seminars in Bingerville (Elfenbeinküste). Es folgte das Theologie- und Philosophiestudium am Priesterseminar von Nancy (Frankreich). Am 20. Juli 1969 wurde er in der Kathedrale Sainte-Marie in Conakry, der Hauptstadt Guineas, zum Priester geweiht. Er setzte seine Studien in Jerusalem und an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom fort.

Ab 1974 wirkte Robert Sarah als Pfarrer in Boké an der Meeresküste in Guinea und besuchte dabei jedes Dorf in seiner Pfarrei, auch die entlegensten Dörfer, die seit der Ausweisung der europäischen Missionare im Mai 1967 ohne Priester gewesen waren.

Furchtloses Auftreten gegen die Diktatur
Am 13. August 1979 ernannte Papst Johannes Paul II. Robert Sarah im Alter von erst 34 Jahren zum Erzbischof von Conakry – er wurde damit zu einem der jüngsten Bischöfe der Welt. Tatsächlich hatte der Papst dies bereits ein Jahr zuvor entschieden. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Erzbischof von Conakry, Raymond-Maria Tchidimbo, im berüchtigten Lager Camp Boiro. Er war am 24. Dezember 1970 auf Befehl des diktatorisch herrschenden Staatspräsidenten von Guinea, Sékou Touré, zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt worden. Der erste Präsident von Guinea nach der Unabhängigkeit hatte während seiner Herrschaft eine Diktatur errichtet und unterdrückte die Katholische Kirche. Als Bedingung für die Freilassung von Erzbischof Tchidimbo hatte Sékou Touré seine Absetzung und die Ernennung eines neuen Erzbischofs verlangt. Erst 1979, nach langen Verhandlungen, akzeptierte er Robert Sarah als neuen Erzbischof. Erzbischof Tchidimbo wurde freigelassen und ging nach Kanada ins Exil. Die Amtszeit von Erzbischof Sarah begann in einem Klima des Misstrauens; alles, was er tat, wurde dem Diktator gemeldet.

Vielleicht liegt es an seiner Abstammung von Loni Aloten, einem regionalen Widerstandskämpfer, dass Robert Sarah angesichts von Ungerechtigkeit nicht still sein kann. Auf einer Rundreise durch seine Diözese sah er das Elend der Menschen und prangerte es an, obwohl ihm klar war, dass er damit sein Leben aufs Spiel setzte. Tatsächlich stand sein Name auf einer Liste von mehreren Personen, die Sékou Touré hinrichten lassen wollte. 1984 starb der Diktator – es folgte ein Militärregime unter der Führung von General Lasana Conté.

2001 wurde Erzbischof Sarah als Sekretär der «Kongregation für die Evangelisierung der Völker» in die Kurie nach Rom berufen. Stolz liess Präsident Lasana Conté ein grosses Bankett für ihn veranstalten und überreichte ihm die höchste Auszeichnung des Landes. Erzbischof Sarah nutzte jedoch die Gelegenheit, um in einer als prophetisch bezeichneten Rede Anklage gegen das Regime zu erheben. Trotz des Zorns der Regierung begleitete ihn am Tag seiner Abreise nach Rom eine grosse Menschenmenge zum Flughafen.

Präfekt wider Willen
2010 ernannte Papst Benedikt XVI. Robert Sarah zum Präsidenten des «Päpstlichen Rates Cor Unum». Der 2017 aufgelöste Rat hatte unter anderem die Aufgabe, die humanitären Hilfsaktionen des Heiligen Stuhls sowie die karitativen Aktivitäten zu organisieren und durchzuführen. Im gleichen Jahr wurde Robert Sarah zum Kardinal kreiert. Beim Konklave von 2013 galt er als aussichtsreicher afrikanischer Kandidat.

Am 23. November 2014 ernannte ihn Papst Franziskus zum Präfekten der «Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung». Kardinal Sarah hatte diese Beförderung zunächst drei Mal abgelehnt, bevor er sie auf Drängen von Papst Franziskus annahm. Laut Sandro Magister, einem italienischen Vatikanisten, war diese Ernennung ein Mittel, um Kardinal Sarah zu «neutralisieren». Tatsächlich erneuerte Papst Franziskus im November 2016 den Verwaltungsrat dieses Ministeriums, ohne Kardinal Sarah zu konsultieren, und setzte Personen wieder ein, die Benedikt XVI. entlassen hatte.

In seiner Funktion als Präfekt rief Kardinal Sarah im Juli 2016 die Priester dazu auf, die Eucharistiefeiern wieder «ad orientem» zu feiern. Nur wenige Tage später liess der Heilge Stuhl verlauten, dass die Äusserungen von Kardinal Sarah «missverstanden» worden seien. Es gelte nach wie vor die Zelebration «versum populum».

Am 20. Februar 2021 nahm Papst Franziskus seinen Rücktritt als Präfekt der Gottesdienstkongregation an.

Ein Mann der Taten – und der Worte
Auch theologisch ist Kardinal Robert Sarah ein «Widerstandskämpfer», der kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es um den Glauben geht. An der Familiensynode 2015 erklärte er dezidiert: «Was Nazismus, Faschismus und Kommunismus im 20. Jahrhundert waren, sind die westlichen Ideologien über Homosexualität und Abtreibung und der islamische Fanatismus heute.»

Im Juli 2023 legte er zusammen mit den Kardinälen Walter Brandmüller, Raymond Burke, Juan Sandoval Íñiguez und Joseph Zen Papst Franziska fünf Fragen («Dubia») vor. Es ging um die Auslegung der göttlichen Offenbarung, die Segnungen homosexueller Partnerschaften, die Autorität der kommenden Synode, die Priesterweihe von Frauen und die Reue als notwendige Voraussetzung für die sakramentale Absolution.

Auf der Synode zur Synodalität galt Kardinal Sarah als einer der Wortführer des konservativen Flügels. Er plädierte unter anderem für eine eindeutige Verurteilung der Gender-Theorie.

Umstritten ist, ob Kardinal Sarah mit seinem 2020 veröffentlichten Buch «Aus der Tiefe des Herzens», in welchem er den Zölibat der Priester verteidigte, tatsächlich verhindern wollte, dass Papst Franziskus die Weihe für verheiratete Männer öffnete, wie dies von der kurz zuvor zu Ende gegangenen Amazonassynode erhofft wurde. Zu diesem Buch hatte der emeritierte Papst Benedikt XVI. ein Vorwort geschrieben, sodass der Eindruck entstand, er sei Co-Autor. Später liess er sowohl sein Bild wie auch seine Unterschrift entfernen.

Ebenso grundlegend wie wegweisend bleibt sein 2022 veröffentlichtes Werk «Für die Ewigkeit – Meditationen über den Priester». Für Kardinal Sarah ist klar: Die Glaubens- und Kirchenkrise der Gegenwart ist zuallererst eine Priesterkrise. Wenn, so der Kardinal, sich Priester zuallererst für Ökologie und Demokratie engagieren, um in den Augen der Welt ihre Nützlichkeit unter Beweis zu stellen, verfehlen sie ihre Berufung. Diese besteht vielmehr darin, in der täglichen Feier der Heiligen Messe die ewige Gegenwart Gottes für die Menschen erfahrbar und erlebbar zu machen. Anders gesagt: Der Priester hat die grosse und grossartige Aufgabe, die Menschen zu Gott zu führen, was voraussetzt, dass er sich selbst von Gott führen lässt.

Kardinal Robert Sarah wird nicht nur in konservativen Kreisen als Redner und Autor geschätzt. Sein Buch «Dieu ou rien» (Gott oder Nichts) hat bereits vierzehn Auflagen und wurde in fünfzehn Sprachen übersetzt. In seinem 2016 erschienen Buch «La Force du silence» (Kraft der Stille) stellt er das Gebet in den Mittelpunkt. «Ich wurde schon als Kind sehr von den französischen Priestern, den Spiritaner-Missionaren in meinem Dorf, geprägt. Sie standen sehr früh zum Gebet auf und beteten ohne Unterlass. Wenn jemand Gott geweiht ist, wie kann er dann sein Leben nicht auf das Gebet ausrichten? […] Der Priester, der nicht eine Stunde am Tag das Allerheiligste betrachtet, kann als Tempel Gottes nicht bestehen.»

Am 24. Mai 2025 ernannte Papst Leo XIV. Kardinal Robert Sarah zu seinem Sondergesandten am Wallfahrtsort Sainte-Anne-d'Auray, um dort am 25. und 26 Juli die liturgischen Feiern anlässlich des 400. Jahrestages der Erscheinungen der Heiligen Anna zu leiten.


Redaktion


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Bemerkungen :

  • user
    Schwyzerin 16.06.2025 um 18:25
    Ich verschenke das wertvolle Buch "Aus der Tiefe des Herzens" von Kardinal Sarah, das den Priestern gewidmet ist, gerne an Priestern. Mögen viele Priester dieses Buch lesen und es zu Herzen nehmen.

    Ich zitiere: Ausserdem würde die Weihe verheirateter Männer in jungen christlichen Gemeinden die Entstehung von Priesterberufungen unter ihren ledigen Männern verhindern. Die Ausnahme würde zu einem dauerhaften Zustand und zu einem Hindernis für das richtige Verständnis des Priestertums werden.

    Ich kann Kardinal Sarah nur zustimmen. Ich kenne Pfarrgemeinden, die seit über 20 Jahren ständige Diakone, als Gemeindeleiter angestellt haben. In Pfarreien, die über eine Generation keine Priesterberufungen haben, muss man davonausgehen, dass sie keinen Priester haben wollen. Folglichg sind die ständigen Diakone, sowie die Pastoralassistenten kein Segen für die katholische Kirche.