Er sei sehr dankbar für die Einladung, über die «Schönheit und die Mission des Priesters» zu sprechen, zitierte der «Catholic Herald» Kardinal Sarah. «Es gibt sehr viel, was hässlich und böse ist, und manchmal sogar in der Kirche, und es ist einfach, auch für Priester, entmutigt und deprimiert zu werden. Und doch, liebe Brüder, erinnern Sie sich an die Schönheit Ihrer ersten Heiligen Messe als Priester?
«Wir leben in einer Zeit, die von Subjektivismus und Relativismus geprägt ist, und in einer solchen Zeit werden vermutlich viele unserer Zeitgenossen auf die Frage: ‹Was ist Schönheit?› antworten: ‹Das hängt von Ihrem Geschmack oder Ihren Vorlieben ab›.» Ein solcher Subjektivismus macht, so Kardinal Sarah, jeden Geschmack und jeden Wunsch – auch solche, die die Gesellschaft einst als ziemlich abscheulich betrachtete – gleichermassen akzeptabel.
Zwischenbemerkung der Redaktion: Bereits für Papst Benedikt XVI. war der Relativismus das «tiefste Problem unserer Zeit». Die Verabsolutierung des Egos, das ausschliesslich auf sich selbst bezogen nur danach fragt und gelten lässt, ob und wie gut sich etwas anfühlt. In seiner Predigt vom 18. April 2005 sprach er von der «Diktatur des Relativismus»: «Einen klaren Glauben nach dem Credo der Kirche zu haben, wird oft als Fundamentalismus abgestempelt, wohingegen der Relativismus, das sich »vom Windstoss irgendeiner Lehrmeinung Hin-und-hertreiben-lassen«, als die heutzutage einzige zeitgemässe Haltung erscheint. Es entsteht eine Diktatur des Relativismus, die nichts als endgültig anerkennt und als letztes Mass nur das eigene Ich und seine Gelüste gelten lässt. Wir haben jedoch ein anderes Mass: den Sohn Gottes, den wahren Menschen. Er ist das Mass des wahren Humanismus.»
Als Katholiken halten wir fest, dass Jesus Christus die endgültige Offenbarung Gottes in der Menschheitsgeschichte ist und dass seine Lehre, die die Kirche heute treu an uns weitergibt, objektiv wahr ist, so Kardinal Sarah. «Wir haben das Privileg, in der Wahrheit zu leben» und müssen sagen, dass «im Lichte der göttlichen Offenbarung der Subjektivismus im Glauben, der Moral oder der Verehrung falsch ist. Es ist nicht von Gott. Es führt Seelen in die Hölle, nicht zum Himmel.»
Theologisch sei Schönheit nicht in erster Linie eine Frage der Ästhetik, sondern eine Frage, ob «dieser oder jener wahrnehmbare Aspekt unserer Anbetung Gottes und unseres in und aus dieser Anbetung gelebten Lebens wirklich an dem teilhat, was Jesus Christus ist, der die fleischgewordene Schönheit, Wahrheit und Güte ist».
Kardinal Sarah erinnert die Priester, dass sie nicht nur gerufen sind, ein «anderer Christus» (alter Christus) zu sein, sondern «Christus selbst» (ipse Christus) zu werden. «Christus ist selbst Schönheit, und die Berufung des Priesters ist schön, wenn sie wirklich am Selbstopfer Christi unter den besonderen Umständen teilnimmt, zu denen er berufen ist.» Jeder Mensch hat seine Grenzen. Doch die Priester sind aufgerufen, etwas zu werden, was sie selbst nie erreichen können, doch durch die Gnade ist es möglich.
Kardinal Sarah wandte sich nun der Schönheit in der Liturgie zu und begann seine Ausführungen mit einem Gedanken von Kardinal Ratzinger: «Die Kirche steht und fällt mit der Liturgie. Wenn die Anbetung der göttlichen Dreifaltigkeit abnimmt, wenn der Glaube nicht mehr in seiner Fülle in der Liturgie der Kirche erscheint, wenn die Worte, die Gedanken, die Absichten des Menschen ihn erdrücken, dann hat der Glaube den Ort verloren, an dem er sich ausdrückt und in dem er wohnt. Deshalb ist die wahre Feier der heiligen Liturgie das Zentrum jeder Erneuerung der Kirche überhaupt.»
Verschiedene Zeitepochen und Kulturkreise haben verschiedene Arten von Kirchen hervorgebracht. Doch nicht die Architektur ist entscheidend, sondern die Schönheit. Diese ist auf die Integrität des Gebäudes zurückzuführen. «Das heisst, das Gebäude ist das, was es sein soll, und sonst nichts: ein heiliger Ort, das Haus Gottes und das Tor des Himmels.» Manchmal fehle diese Integrität, wie künstlerisch würdig und teuer die Kirche auch immer ist.
Diese Analogie der Kirchenarchitektur kann auch auf die liturgischen Riten angewendet werden. «Die liturgischen Riten, die wir feiern, müssen genau das sein, was sie sein sollen, und nichts anderes.» Bischöfe und Priester, die während der Heiligen Messe mit Handys Fotos machen, müssten darüber nachdenken und prüfen, ob sie wirklich an die Gegenwart Jesu in der Eucharistie glauben. Kardinal Sarah mahnt, dass Priester Diener und nicht Herren der Liturgie sind und auch Bischöfe nur ihre Beschützer, nicht aber Besitzer sind.
Kardinal Sarah wies auf die Wichtigkeit einer Reform der Kontinuität und zwei damit verbundene Fragen hin. Zunächst die Frage der «Reform der nachkonziliaren Liturgiereform», bei der die modernen liturgischen Bücher mit dem Ziel überarbeitet werden, sie mit Elementen anzureichern, die bei der Reform selbst verloren gegangen sind. Die zweite Frage «betrifft die Feier der vorkonziliaren liturgischen Riten, des usus antiquior des römischen Ritus», die in den letzten Jahrzehnten «offensichtlich Früchte hervorgebracht haben. Er zitierte Papst Benedikt: «Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch für uns heilig und gross, und es kann nicht plötzlich ganz verboten oder gar als schädlich angesehen werden. Es ist unser aller Aufgabe, den Reichtum, der sich im Glauben und im Gebet der Kirche entwickelt hat, zu bewahren und ihm den ihm gebührenden Platz einzuräumen» (Brief an die Bischöfe, 7. Juli 2007).
Wenn die Eucharistie wirklich die Quelle und der Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche ist, können wir uns nicht mit dem Zweitbesten oder noch weniger Gutem zufriedengeben. Kardinal Sarah ermutigte die Kleriker, «nicht vor dieser notwendigen Konfrontation zwischen dem Hässlichen und dem Schönen zu fliehen, sondern sie mit viel Liebe, in Treue zur Wahrheit und mit sehr viel Geduld zu führen».
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