Am 29. November 2022 kündigte kath.ch in eigener Sache an: Raphael Rauch verlässt auf den 1. Juni 2023 die Redaktion von kath.ch. Auf diesen Termin hin wechselt Rauch zum SonntagsBlick, wo er die Wirtschaftsredaktion verstärken soll: «Wer die Welt verstehen will, kommt um das Thema Geld nicht herum. Ich möchte komplizierte Zahlen in guten Geschichten erzählen und freue mich auf viele investigative Recherchen beim SonntagsBlick», lässt sich Rauch in einer Mitteilung von Ringier zitieren. SonntagsBlick-Chefredaktor Gieri Cavelti sattelt noch einen oben drauf: «Ein Kollege von diesem Format und diesem Profil ist ein grosser Gewinn für unsere Wirtschaftsberichterstattung.»
Das ist selbstredend Verhöhnung der Leserschaft pur. Denn erstens verfügt Rauch weder aufgrund seiner Ausbildung noch aufgrund seiner bisherigen beruflichen Tätigkeiten über irgendwelche spezifischen ökonomischen Fachkenntnisse. Zum Zweiten verlässt Rauch das mit Kirchensteuergeldern durchgefütterte Medienportal kath.ch nicht wie ursprünglich angekündigt per 1. Juni 2023, sondern wie der SonntagsBlick unlängst ankündigte, bereits Ende März. Die Gründe für diese Rauchtypische «Ejaculatio praecox» müssen hier vorerst offen bleiben.
Dass Rauch in seiner neuen Funktion beim SonntagsBlick der Wirtschaftsredaktion mit seinem ökonomischen Phantomwissen unter die Arme greifen wird, glaubt nicht einmal er selber. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Rauch seine «chronique scandaleuse» in Sachen Kirchenberichterstattung beim neuen Arbeitgeber fortsetzen wird. Rauch selbst droht denn auch in der Berliner «taz» unverhohlen, sich auch «in Zukunft seinen bisherigen Kirchenthemen widmen zu wollen».
Doch wer ist Charles Martig, sein Nachfolger auf dem Posten des Redaktionsleiters von kath.ch? Der am 19. September 1965 in Brig geborene Martig hat in Theologie doktoriert und an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich einen Executive MBA erworben. Seit 2015 ist er Direktor des Katholischen Medienzentrums, das im Auftrag der Römisch-katholischen Kirche in der Schweiz das Internetportal kath.ch betreibt.
Als Rauch auf kath.ch die unsäglich primitiven Karikaturen über Papst Benedikt XVI. des deutschen Satiremagazins «Titanic» publizierte, meinte Martig zu diesem beispiellosen Vorgang: «Wegen der weltweiten Bedeutung von Satire im Kontext von Religion beurteile ich die Berichterstattung auf kath.ch als gerechtfertigt.» Besonders erfreut zeigt sich Martig über die neue Standleitung von kath.ch zum SonntagsBlick: «Wir verlieren einen Journalisten in der Kirche und gewinnen einen theologisch versierten Redaktor beim SonntagsBlick.»
Die Neue Zürcher Zeitung stellt im Hinblick auf die Nachfolge von Rauch lapidar fest: «Martig sucht offensichtlich keinen Rauch-Klon.» In der Tat: Ein Zwillingsbruder tuts auch.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Dass mit Charles Martig, kirchlich gesehen, nichts Besseres nachkommt, wird man so hinnehmen müssen. Dennoch darf man hoffen, dass der aggressive, bissige und verachtende Ton, mag er auch ein paar Klicks gebracht haben - was in der Natur der Sache liegt -, bei kath.ch nun weniger häufig angeschlagen wird.