Christkönigskirche in Nuuk. (Bild: ofmcov.net/Fides)

Weltkirche

Katho­li­sche Kir­che in Grön­land: Fast wie in der Apostelgeschichte

Grön­land geriet in den letz­ten Wochen in die Schlag­zei­len durch die Äus­se­rung von US-​Präsident Donald Trump, die USA könnte die Kon­trolle über das zu Däne­mark gehö­rende Gebiet über­neh­men. Weni­ger bekannt ist die katho­li­sche Gemeinde auf Grönland.

Unter den Füssen mineralhaltiger Boden, bedeckt von einer dicken weissen Schneeschicht; über dem Kopf der verzauberte Himmel, verzerrt durch das Nordlicht. Helle und lange Nächte, Tage, an denen das Sonnenlicht nur wenige Stunden anhält.
Grönland ist ein Land der Gegensätze, das fängt schon bei seinem Namen an: Wörtlich bedeutet es «grünes Land», aber in den mit Eis und Schnee bedeckten Mooren nahe dem Polarkreis sind die Wiesen nur wenige Wochen lang und nur in bestimmten Gebieten zu sehen. Doch selbst hier, inmitten des Eises, gedeiht die Saat des Evangeliums seit Jahrhunderten und hat die Stürme und strengen Winter der Geschichte überstanden.

Nach den neuesten Zahlen hat Grönland etwas mehr als 57 000 Einwohnerinnen und Einwohner auf einer Fläche von 2 166 000 Quadratkilometern (einschliesslich der vorgelagerten Inseln). Mit nur 0,027 Einwohnern pro Quadratkilometer ist es das am dünnsten besiedelte Gebiet der Erde.

Die weltumspannende katholische Gemeinde
Die Mehrheit der Einwohner gehört der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinschaft an, die der Dänischen Kirche (Den Danske Folkekirke) untersteht.
Gegenwärtig beträgt der Anteil der Katholikinnen und Katholiken auf der Insel weniger als ein Prozent der Bevölkerung: Etwa 300 Menschen versammeln sich dank der Franziskaner-Konventualen wöchentlich zur Eucharistie in der Kirche. Jeden Sonntag wird in der Kapelle eine Messe in englischer Sprache gefeiert und am ersten Sonntag im Monat gibt es eine Messe in dänischer Sprache.

Auf der gesamten Insel, der grössten unterstaatlichen Territorialeinheit und der viertgrössten Verwaltungseinheit der Erde, gibt es nur eine einzige Pfarrei: die Christkönigspfarrei in der Hauptstadt Nuuk, die der katholischen Diözese von Kopenhagen untersteht.

Die kleine Schar der Katholiken in Grönland besteht zum grössten Teil nicht aus der einheimischen Bevölkerung (Inuit oder Dänen), sondern aus Migranten von den Philippinen oder aus Vietnam, aber auch aus anderen Ländern Europas oder Asiens. Sie alle treffen sich nach der Messe, um sich bei Kaffee, Tee und asiatischem Essen mit dem Priester auszutauschen.

Christentum auf Grönland – Geschichte mit Unterbruch
Es ist nicht mit Sicherheit bekannt, wann die Verkündigung des Evangeliums auf der Insel begann. Sicher ist nur, dass sich die ersten christlichen Gemeinschaften im Mittelalter ansiedelten, wahrscheinlich aus nordeuropäischen Gebieten, die von den Wikingern überfallen wurden. Im 12. Jahrhundert wurde in Grönland eine Diözese, die Diözese Garðar, gegründet, die jedoch aufgrund der sogenannten «Kleinen Eiszeit» nur von kurzer Dauer war. Die extremen Temperaturen dezimierten die Bevölkerung und erst im 18. Jahrhundert kehrten protestantische Kirchengemeinden aus verschiedenen nordeuropäischen Ländern auf die Insel zurück.

Die ersten Katholiken tauchten erst im letzten Jahrhundert wieder auf. Die Gemeinde in Nuuk wurde 1958 gegründet, doch schon einige Jahre zuvor, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, waren es die Amerikaner, die den Katholizismus auf die Insel zurückbrachten. Im Jahr 1953 kauften die Vereinigten Staaten von Amerika der dänischen Regierung ein Stück Land ab, um dort einen Luftwaffenstützpunkt zu errichten, und zwangen die dort ansässigen Inuit, 110 Kilometer weiter nördlich zu ziehen, wo sich heute das Dorf Qaanaaq befindet.

Trotz des Erwerbs des Gebiets bleiben die Souveränitätsrechte Grönlands in der von den USA betriebenen Militärzone erhalten, sodass die USA für die Nutzung des Stützpunkts eine «Pacht» für die «vorübergehende Abtretung der Souveränität» in Höhe von 300 Mio. USD jährlich zahlen müssen. Der Stützpunkt hat einige Hundert Militärangehörige (235 nach der letzten Zählung), unter denen sich mehrere Katholiken befinden.

Hinzu kommen Katholiken, die im Zuge der bereits Ende des letzten Jahrhunderts einsetzenden Migrationsströme von Filipinos, Vietnamesen und anderen ethnischen Gruppen vom eurasischen Kontinent nach Grönland gekommen sind. Ihre seelsorgerische Betreuung obliegt neben den Priestern der Diözese Kopenhagen auch dem Orden der Konventualen. Der Pfarrer der Christkönigskirche in Nuuk ist einer dieser Franziskanermönche. In Zusammenarbeit mit dem US-Militärordinariat kümmert sich die Mission auch um die Seelsorge für die Katholiken, die auf der US-Militärbasis stationiert sind.

Vor den Franziskanern war die Pfarrei von Nuuk den Priestern des «Instituts des Fleischgewordenen Wortes» anvertraut. Zuvor arbeiteten auch die Schwestern der «Gemeinschaft der Kleinen Schwestern Jesu» in der Mission Nuuk.
 


Die Katholiken leben nicht nur in der Stadt Nuuk, und auch diejenigen, die ausserhalb der Stadt leben, kommen in den Genuss der Sakramente. In den kleinen Dörfern entlang der Fjorde oder im Hinterland, wo es keine Gotteshäuser gibt, wird nach dem Vorbild der ersten christlichen Gemeinden die Heilige Messe in den Häusern gefeiert, dank der dänischen Priester, die jeden Sonntag zwei Stunden fliegen, um mit jenen die Heilige Messe zu feiern, die hier, am Rande des Planeten, inmitten polarer Temperaturen und Schnee, Arbeit gefunden haben. Diese kommen aus Ländern, die oft in den Tropen liegen, und setzen ihren Weg im Glauben fort, indem sie auf der Insel Grönland, die heute im Zentrum grosser geopolitischer Auseinandersetzungen steht, ein kirchliches Leben aufbauen, das in vielerlei Hinsicht an das erinnert, was in der Apostelgeschichte erzählt wird.

Im Fokus der Weltöffentlichkeit
Grönland, die riesige Insel unter dänischer Souveränität, die geografisch gesehen aber zu Nordamerika gehört, bereitet sich auf die Wahlen am 11. März vor, auf die die Augen der Welt gerichtet sind.
Diese Aufmerksamkeit ist Äusserungen von US-Präsident Donald Trump geschuldet, der kurz vor seiner Vereidigung am 21. Januar vorschlug, die USA sollte die Kontrolle über die Insel übernehmen, und dies mit ihrer strategischen wirtschaftlichen Bedeutung für die USA begründete. Dänemark, ein mit den USA verbündetes Land und Mitglied der NATO, entgegnete sofort, dass die Insel nicht zum Verkauf stehe und die Entscheidung über ihre Zukunft allein bei ihren Bewohnern liege.

Grönland ist seit den 1970er-Jahren ein autonomes Gebiet und erhielt 2009 das Recht, ein Referendum über seine Unabhängigkeit von Kopenhagen abzuhalten. In den vergangenen sechzehn Jahren stand die Unabhängigkeitsdebatte – auch in Bezug auf die koloniale Vergangenheit mit ihren dunklen Seiten – im Vordergrund der lokalen Politik und hat nach Trumps Äusserungen noch mehr an Dynamik gewonnen.

Ein Grund, warum Grönland von Washington aus mit so viel Interesse betrachtet wird, ist seine strategische Lage. Es liegt zwischen dem Nordatlantik und dem Arktischen Ozean in einer entscheidenden Position für die Kontrolle eines Teils der Handelsrouten, die sich mit dem Abschmelzen des Eises am Nordpol öffnen könnten. Dies ist ein geopolitisches Spannungsfeld zwischen den Grossmächten der Welt: den Vereinigten Staaten, Russland und China. Langfristig könnte dies auch für die Europäische Union von Interesse sein.

 


Die arktische Route, die für die Vereinigten Staaten von grösstem Interesse ist, ist die Nordwestpassage, die durch den Norden Alaskas, Kanadas und Grönlands führt. Diese ist eine Alternativroute zum Panamakanal, und die Kontrolle über sie bedeutet für die USA, dass sie über eine Route verfügen, die die beiden Küsten des Landes verbindet und vor ausländischer Einmischung sicher ist – der Kanal wird nach Angaben der neuen US-Regierung von China kontrolliert – und durch die Waren und Marineschiffe in kürzerer Zeit transportiert werden können als durch die Panama-Route.

Der andere wichtige Grund, warum Trump ein Auge auf die Insel geworfen hat, sind die Vorkommen seltener Erden – sowohl auf Grönland als auch auf dem Meeresboden der nordischen Meere. Auf der Atlantikinsel befänden sich zweiundvierzig Millionen Tonnen der von der US-Regierung als wirtschaftspolitisch wichtig eingestuften Materialien, darunter Kobalt, Kupfer, Graphit, Lithium und Nickel, während es im Arktischen Ozean auch grosse Gas- und Ölvorkommen gibt.

Angesichts dieser unerwünschten Aufmerksamkeit verabschiedete das Parlament zwei Gesetze: eines zur Beschränkung ausländischer und einheimischer Gelder für Parteien im Vorfeld von Wahlen, ein anderes zur Beschränkung des Erwerbs von Grundstücken auf der Insel. Trotz dieser Massnahmen und der in einer kürzlich durchgeführten Umfrage festgestellten mangelnden Bereitschaft der Bevölkerung, sich den Vereinigten Staaten anzuschliessen, sind die Positionen der beiden Regierungsparteien hinsichtlich der Opportunität eines Referendums nach den Wahlen nicht identisch. Die Vertreter der «Siumut» sprachen sich für ein Referendum nach den Parlamentswahlen aus, während die «Inuit Araqatigiit» vorsichtiger waren.


Fides/Redaktion


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

Captcha Code Kann das Bild nicht gelesen werden? Klicken Sie hier, um zu aktualisieren

Captcha ist erforderlich!

Code stimmt nicht überein!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Sei der Erste, der kommentiert