Symbolbild. (Bild: Wolfgang/flickr, CC BY-ND 2.0)

Hintergrundbericht

Katho­li­sches Medi­en­zen­trum: Kommt es an der Gene­ral­ver­samm­lung zu einer Kampfwahl?

Interne Que­re­len in der Redak­tion von «kath​.ch» und Zer­würf­nisse an der Spitze des «Katho­li­schen Medi­en­zen­trums» über­schat­ten die bevor­ste­hen­den Gesamt­er­neue­rungs­wah­len sei­nes Vor­stan­des. Da mehr Kan­di­da­tu­ren vor­lie­gen als Sitze zu ver­ge­ben sind, könnte es zu einer Kampf­wahl kommen.

Am kommenden Donnerstag, den 20. Juni 2024, führt der Verein «Katholisches Medienzentrum» eine ausserordentliche Generalversammlung durch. Angesagt sind die Erneuerungswahlen des gesamten Vorstandes. Das Traktandum birgt einigen Zündstoff in sich. Tatsächlich brodelt es im «Katholischen Medienzentrum», das im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz das Medienportal «kath.ch» betreibt, schon seit längerer Zeit. Den Vulkan zum Ausbruch brachte die Weigerung von Medienbischof Josef Stübi bzw. der Schweizer Bischofskonferenz, die Zustimmung zur Wahl der deutsche Annalena Müller als Co-Direktorin des Katholischen Medienzentrums und Redaktionsleiterin von «kath.ch» zu erteilen.

Zuständig für die Auswahl war der Vorstand des «Katholischen Medienzentrums», der sich einstimmig für Annalena Müller als Nachfolgerin des unter medialem Getöse zurückgetretenen Vorgängers Charles Martig entschieden hatte. Ein Affront im doppelten Sinne. Denn erstens verfügt Annalena Müller über keinerlei betriebswirtschaftliche und/oder juristische Qualifikationen, obwohl gerade diese in einem strategischen Führungsgremium gefragt sind. Und zweitens hat diese Journalistin mit Schulmeistereien und Pöbeleien an die Adresse der Schweizer Bischofskonferenz regelmässig für negative Schlagzeilen gesorgt.

Dicke Luft
Im Vorfeld der Erneuerungswahlen des Vorstandes herrscht also dicke Luft. Dafür, dass diese nicht dünner, sondern vielmehr dicker wird, sorgt ausgerechnet eine gemeinsame Medienmitteilung der Schweizer Bischofskonferenz und der «Römisch-katholischen Zentralkonferenz» vom 10. Juni 2024. Darin wird eben diesem Vorstand der Vorwurf gemacht, «wesentliche Erkenntnisse aus dem Bewerbungsverfahren nicht berücksichtigt» zu haben: Ein Wink mit dem Zaunpfahl an die Adresse der Vereinsmitglieder, im Vorstand auszumisten. Da kommen die bevorstehenden Erneuerungswahlen des gesamten Vorstandes wie gerufen.

Wie verkorkst die aktuelle Situation ist, belegt auch ein sich auf Insider-Informationen und Indiskretionen stützender Bericht des «Klein Report» (Untertitel: «Der Mediendienst der Schweizer Kommunikationsbranche»). Der «Klein Report» zitiert aus einem internen Schreiben, unterzeichnet von Jacqueline Straub (Chefin vom Dienst), Sibylle Hardegger (Radio- und Fernsehbeauftragte) sowie Norman Zöllner (Digital-Supporter von «kath.ch»). Diese hatten den Präsidenten des «Katholischen Medienzentrums», den Kapuziner Adrian Müller, zu einer Indiskretion aufgefordert: Ein Vorgehen, das geeignet ist, das ohnehin belastete Verhältnis zwischen Teilen des Vorstandes des «Katholischen Medienzentrums» und der Redaktion von «kath.ch» noch weiter zu zerrütten.

Der neue Redaktionsleiter gibt den Tarif durch
Die Hände im Spiel hatte dabei Simon Spengler, Kommunikationschef der «Römisch-katholischen Körperschaft des Kantons Zürich», dem «kath.ch» schon seit längerem als PR-Sprachrohr in eigener Sache zu Diensten steht – bzw. stand. Denn als Spengler wider alle Usanzen seine vorzeitige Lobeshymne auf den Abschied seiner Landsfrau Annalena Müller auf «kath.ch» aufgeschaltet wissen wollte, legte der neu ernannte Chefredaktor von «kath.ch», Christian Maurer, das Veto ein. Spengler konnte sich mit diesem weiss Gott nachvollziehbaren Entscheid nicht abfinden und liess stattdessen auf dem Medienportal «Maria 2.0» seinem unheiligen Zorn freien Lauf: «Das Medienzentrum verliert seine profilierteste und engagierteste Stimme (sic). Was bleibt, ist ein Trümmerfeld. Eine verunsicherte Redaktion, Rücktritte aus dem Vorstand, ein tiefgreifender Imageschaden, zerstörtes Vertrauen und vor allem das bittere Erwachen aus dem süssen Traum eines kritisch-loyalen, aber unabhängigen Kirchenjournalismus in der Schweiz.» Ein einigermassen absurder Rundumschlag, wenn man bedenkt, dass Qualität und Renommee einer Redaktion von einer einzigen Person abhängen sollen.

Es spricht Bände für das redaktionsinterne Klima, dass «kath.ch» mutmasslich auf Betreiben der Chefin vom Dienst, Jacqueline Straub, gleichwohl einen Link zu diesem Artikel auf «Maria 2.0» setzte, allerdings nur für wenige Stunden, bis Chefredaktor Maurer auch dieses Manöver hinter seinem Rücken vom Netz entfernen musste.

Diese explosive Gemengelage rückt die bevorstehende Erneuerungswahl des gesamten Vorstandes umso mehr in den Fokus. Die Schweizer Bischofskonferenz präsentiert in ihrer Medienmitteilung vom 10. Juni 2024 eine Liste von sechs «ausgewiesenen Fachpersonen», die am 20. Juni in den Vorstand gewählt werden sollen. Darunter befinden sich «keine profilierten Journalistinnen und Journalisten, sondern ausschliesslich kirchliche Stakeholder», wie der «Klein Report» kommentiert. Diese Einschätzung trifft insbesondere auf Hermann Herburger zu, stellvertretender Generalsekretär der Landeskirche Thurgau. Damit soll der direkte Draht zur «Römisch-Katholischen Zentralkonferenz» sichergestellt werden. Als dessen Generalsekretär amtet Urs Brosi, vormals Generalsekretär der Landeskirche Thurgau.

Mehr Kandidaturen als Sitze
Die Vorschlagsliste der Schweizer Bischofskonferenz enthält sechs Personen. Aus dem bisherigen Vorstand zurückgetreten sind Clemens Studer und Sarah Paciarelli. Von Präsident Adrian Müller ist bekannt, dass er liebend gerne weitermachen würde. Ein Rücktritt von Simon Spengler ist unter Berücksichtigung seines Kohlhaas-Profils ebenfalls nur schwer vorstellbar. Heisst im Klartext: Der statutarischen Maximalzahl von sieben Vorstandssitzen stehen acht Kandidaturen gegenüber. Einer oder eine wird über die Klinge springen müssen. Wer wird es sein? Man darf auf die Vorstandswahlen vom 20. Juni gespannt sein.
 

«Rahmenstatut für die sprachregionale Medienarbeit der röm.-kath. Kirche in der Schweiz»

 

19. Juni 2024: Nachfolgend geben wir die Stellungnahme wieder, welche uns Christian Maurer, Direktor und Chefredaktor von «kath.ch», zukommen liess:

«Es ist nicht richtig, dass CvD Jacqueline Straub einen Link zum Artikel von Simon Spengler auf Maria 2.0 auf kath.ch setzte. Richtig ist hingegen, dass ich die Entfernung veranlasste.
In dem Schreiben von Jacqueline Straub, Sibylle Hardegger und Norman Zöllner, das Sie offenbar ohne Einsicht zu haben aus zweiter Hand frei aus dem Klein Report zitieren, fordert niemand niemanden zu einer Indiskretion auf. Im Gegenteil, in dem Schreiben werden Indiskretionen von Drittpersonen gerügt und Konsequenzen verlangt.
Falsch ist auch, dass das Katholische Medienzentrum im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz das Medienportal kath.ch betreibt. Richtig ist, dass der unabhängige Trägerverein Katholisches Medienzentrum das ebenfalls unabhängige Nachrichtenportal kath.ch betreibt, unter Mitfinanzierung von SBK und RKZ, die auf einem mehrjährigen Leistungsauftrag beruht.»


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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    Hansjörg 18.06.2024 um 18:45
    Eine echte Wahl ist immer sehr positiv. Die jeweils stillen Wahlen mit all der Klüngelei, vor allem bei Kirchenräten und Kirchgemeinderäten ist mir sei je ein Dorn im Auge.
    • user
      Meier Pirmin 19.06.2024 um 08:09
      Der Boxkampf als Illustration kommt mir als etwas zu gesucht "originell" vor. Es gibt übrigens ausser bei Kirchgemeindewahlen auch bei Gemeinderatswahlen immer mehr zu stillen Wahlen, weil immer weniger Leute sich diese Ämter "antun" wollen, die aber vom eidg. Verfassungssystem genau gleich wichtig sind wie Bundesrat, nur andere Funktionen. Wenn sich pro Kanton bis gegen 1000 Leute für die Naitonalratswahlen bewerben, für die Gemeindeämter aber niemand, ist klar, dass die eidg. Aemter überbezahlt sind und mit zu viel Prestige verbunden, obwohl es viele Themen gibt, zu viele, wovon die Gewählten ja gar nichts verstehen.
  • user
    Tobias Maier 18.06.2024 um 14:22
    Herzlichen Dank für diesen interessanten Hintergrundbericht!