Wir haben schon zu viel preisgegeben: an die Welt, den Profit, die Gottlosigkeit, die Mittelmässigkeit, die Perversion, die Gleichgültigkeit, die Macht und die Heuchelei. An Angst und den schleichenden Pessimismus, den Egoismus, die Dummheit und Glaubenslosigkeit. Wo findet sich noch die Bereitschaft, zu hören und zu horchen, zu gehorchen und sich zu besinnen? Wo sind das Gebet, das Opfer, die Sühne? Die Freude am Glauben, das gemeinsame Singen und Beten, das Lob und der Dank? Stattdessen entsteht ein Haufen neuer Papiere, Handreichungen, Befragungen, Dokumente ... Doch von wem? Für wen? Und mit welchem Ziel?
Kirche zwischen Anpassung und Auftrag
Ich finde keine Nahrung aus den oberen Etagen des Bistums, des Dekanats, der Pfarreien. Politik und Wirtschaft machen Werbung, Prognosen, Studien, Pläne, haben Strategien, Konzepte, Ziele … Und wir als Kirche? Wollen wir es ihnen gleichtun, der Welt nachlaufen, um angenommen, verstanden und gelobt zu werden – bloss nicht anecken? Alles falsch!!
Grosse Feiern wie die Chrisammesse – einst ein kraftvolles Zeichen der Einheit – werden in ihrem Kern aufgelöst mit der Ausrede, alle müssten erreicht, integriert, als gleichwertig und gleichberufen betrachtet werden. Alle sind liebe, engagierte Gläubige, wohlgesinnt und aktiv dabei. Damit wir uns präsentieren als die supergute, supersympathische, supersynodale, super-gendergerechte Kirche! Die Kirche, die alle liebt, die alle gern hat, die allen gerecht werden will. Die Kirche der Reichen und der Armen, der Gläubigen und Ungläubigen, der Intelligenten, Diskutierenden, Bedenkenträger, der «Alles-Tolerierenden», der Desorientierten, der Sich-selbst-Bemitleidenden. Eine schwer kranke Kirche Schweiz sind wir - auf allen Ebenen. Und was macht der Doctor animae?
Welchem Stern folgen wir? Welches Licht erhellt uns? Welche Propheten haben wir noch vor Augen? Wie lange noch verweigern wir uns dem eigentlichen Auftrag der Kirche, den Gläubigen Christus zu bringen und zu verkündigen? Die Kirche hat einen Auftrag zu erfüllen. Die Kirche ist nicht dazu berufen, sich selbst zu verwalten oder der Welt nachzueifern. Sie hat einen Auftrag, dem Volk vor Ort das Heilige, das Heil, den Heiland vor Augen zu stellen und in den Herzen lebendig werden zu lassen. IHN, der sich allein auf uns Gläubige verlassen kann. ER, der Gebundene, der am Kreuz Hängende, der Schreiende in den Stimmen der Verzweifelten, ER ist unser Gott und Retter. Er ist wahrhaft lebendig, wirksam, mächtig. IHN haben wir verraten. Jeder sucht den eigenen Gewinn, will sich profilieren, will Macht statt Dienst.
Ich bin nicht ein Gegner der Kirche, ich liebe sie wie meine Mutter. Doch auf diesen eingeschlagenen Weg des «Pseudosynodalismus» kann und will ich mich nicht hineinbegeben. Denn er entspricht nicht der kirchlichen Lehre, nicht der Botschaft von Jesus Christus, nicht der Tradition der Apostel, nicht der Weisheit der Kirchenväter und nicht dem Vorbild der Heiligen.
Ich zeige den Finger auf die Ausbildner von Theologen und -innen, von Studenten und -innen von Seminaristen. Ich verweise auf die vielen Kommissionen und Experten, auf Verwalter und Funktionäre, auf die unzähligen Räte in den Kirchgemeinden, auf die manipulierten Jugend- und andere Gruppierungen, Räte, Tagungen, Diskussionsforen und Akademien. Ja, mir scheint, das ganze System «Kirche Schweiz» wird immer unbedeutender, immer ineffizienter, unkirchlicher und unchristlicher. So, wie sich die Gesellschaft halt eben «entwickelt». Wo findet sich noch der Geschmack des Salzes (vgl. Mt 5,13.16)? Wo leuchtet noch das wahre Licht Christi (Mt 5,14–16)? Kein wahrer heiliger Geist weht in den Adern der Strukturen, die da sind, um Geld zu bekommen, Kosten zu produzieren, um den Anschein zu erwecken, man sei am Leben und am «Ball mit Gott».
Und doch – trotz allem – entdecke und sehe ich sie immer wieder: gute gläubige, fromme, demütige, treue Menschen auf allen Ebenen des kirchlichen, pfarreilichen, klösterlichen, familiären, institutionellen Lebens. Aber wer scheint in der Kirche vorzuherrschen? Jene, die es sich gerne bequem machen. Jene die sich cool und erhaben, distanziert geben. Und viele, welche dieses Spiel nicht mehr verstehen, ziehen sich enttäuscht zurück – vom Leben, der Wahrheit, der Freude, der Mutter Kirche, schliesslich von Gott. Die Frustration in der Kirche ist gross. Wer vermittelt sie – wenn nicht das Kirchenpersonal selbst? Also: anstatt Umfragen zu starten, wer wie neuer Weihbischof sein soll, müsste zuerst geklärt werden, wer und wie die Kirche in unserem Land eigentlich ist: Ist sie noch Teil der Weltkirche? Ist sie noch die Kirche Christi – die eine, heilige, katholische, apostolische? Man soll ihr nicht neue, schwere «Kleiderbürden» (synodale Idealismen) auferlegen, sondern sie «end-decken», befreien, kurieren, schützen. Ihr dienen. Sie lieben; Gott lieben mit seinen himmlischen und irdischen Heiligen.
Gastkommentare spiegeln die Auffassungen ihrer Autorinnen und Autoren wider.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Vielen Dank, dass Sie den Finger dahin zeigen. Man könnte den Eindruck haben, es geht dort nur darum, auf Christen einzutreten, Christen lächerlich zu machen, zu verspotten und Hauptsache das Gehalt fliesst aufs Girokonto.
Ausserdem: Was ist mit dem liturgischen Missbrauch? Es wird viel über den furchtbaren sexuellen Missbrauch geredet. Aber Handkommunion ist auch Missbrauch am eucharistischen Jesuskind. Laienpredigt ist auch Missbrauch. Etc.
Das Übel besteht in der mangelnden Unterscheidung, letztlich empfange ich die Kommunion mit der Zunge wie die selige Jungfrau den Heiland ohne Manneswerk empfangen hatte. DAS ist der theologische Grund dafür.
Man kann tatsächlich Mundkommunion empfangen und gegen den Heiligen Geist sündigen - wenn man den Rat des Priesters ablehnt oder sogar konkrete Busswerke verweigert.
Du hast die Hoffnungslosigkeit humorvoll zusammengefasst. Wollen wir der Welt hinterherlaufen? wer soll wie Weihbischof sein?
Neben allen Missständen sticht einer hervor: die Chrisammesse. Du sagst es richtig. Sie sollte die Messe der Priester sein. Am Hohen Donnerstag. Wenn das am grünen Holz geschieht, wie wird es dann mit dem dürren sein? (Lk 23,31) Diese Stelle aus der Passion bringt die Misere wohl auf den Punkt: man misshandelt die Heiligkeit in deren Kern.
Die Lösung der Kirchenprobleme dürfte einfach sein: man kehrt zur Messe zurück, in welcher Form auch immer - aber vor allem mit der richtigen Einstellung.