Erzherzogin Maria, Erzherzog Simeon und Pfarrer Bernhard Schneider (v.l.) umgeben von Konzelebranten und Ministranten. (Bild: Niklaus Herzog/swiss-cath.ch)

Kirche Schweiz

Klos­ter Rheinau: Ein Dop­pel­ju­bi­läum zur Wall­fahrt für den Frieden

Vor 20 Jah­ren wurde Kai­ser Karl von Papst Johan­nes Paul II. selig­ge­spro­chen. Der letzte Kai­ser der Donau­mon­ar­chie hatte sich im Ers­ten Welt­krieg inten­siv um einen Frie­dens­schluss zwi­schen den Kriegs­par­teien bemüht. Ihm zum Geden­ken fand am 19. Okto­ber 2024 in der Klos­ter­kir­che Rheinau ein fei­er­li­cher Got­tes­dienst statt. Haupt­ze­le­brant war Pfar­rer Bern­hard Ste­phan Schnei­der, der vor 45 Jah­ren genau an die­sem Tag die Pries­ter­weihe emp­fan­gen hatte.

Eine stattliche Zahl von Gläubigen hat sich am 19. Oktober 2024 in der Klosterkirche Rheinau eingefunden, um in einem feierlichen Gottesdienst gemeinsam für das grosse Anliegen unserer Zeit, den Weltfrieden, zu beten. Heuer durften gleich zwei Jubiläen begangen werden: die vor 20 Jahren erfolgte Seligsprechung von Kaiser Karl durch Papst Johannes Paul II. und die exakt vor 45 Jahren erfolgte Priesterweihe des Hauptzelebranten Pfarrer Bernhard Stephan Schneider.

In den Mittelpunkt seiner Festpredigt stellte Pfarrer Schneider das Sakrament der Taufe. Den unmittelbaren Anstoss für diese Thematik gab ihm der Taufstein der Habsburger (des bedeutendsten katholischen Adelsgeschlechts), deren Stammsitz sich in der im Kanton Aargau befindenden Habichtsburg befindet. Dieser Taufstein war in den Wirren der Reformation von Berner Truppen «entsorgt» worden und wurde erst vor wenigen Jahren bei Messungen an einer Stützmauer des Schlosses Lenzburg im Geröll wieder entdeckt.

Durch die Taufe, so Pfarrer Schneider in seiner Predigt, wird die christliche Existenz begründet. Dieses Sakrament öffnet uns das Tor, um den Weg des Heils und der Heiligkeit zu beschreiten. Der selige Kaiser Karl und seine Gattin, die Dienerin Gottes Zita, können uns, so Pfarrer Schneider weiter, auf diesem Weg Vorbilder sein: «Es ist der Weg des inneren Friedens, der zum ewigen Frieden führt.»
 

Unermüdlicher Einsatz für den Frieden
Schon kurz nach seiner Thronbesteigung im Jahre 1916 richtete Kaiser Karl seine ganze Politik aus auf ein möglichst baldiges Ende des Ersten Weltkrieges mit seinen Millionen von Toten und Schwerverwundeten. Im Gegensatz zu seinem preussischen Muss-Bündnispartner Kaiser Wilhelm und dessen Entourage, die trotz aussichtsloser Lage immer noch auf einen völlig illusionären «Siegfrieden» setzten, war für Kaiser Karl klar, dass der Krieg für die Mittelmächte nicht mehr zu gewinnen war. Mit tatkräftiger Unterstützung seiner Gattin Zita liess er durch Vermittlung seines Schwagers Sixtus Ferdinand der Entente einen Vorschlag für einen Sonderfrieden zukommen. Als Frau mit italienisch-französischen Wurzeln war Kaiserin Zita dafür geradezu prädestiniert. Mit dieser Friedensinitiative reagierte Kaiser Karl auch auf den zuvor von Papst Benedikt XV. an alle Kriegsparteien gerichteten Friedensappell. Als dieser Friedensplan infolge einer Intrige deutschnationaler Kreise scheiterte, wurde Kaiser Karl als «den hohen Frauen welscher Abkunft ausgelieferter Pantoffelheld» verhöhnt.

Während seiner Zeit im Priesterseminar in Chur lernte Pfarrer Schneider Kaiserin Zita persönlich kennen. Nach einem Leben, dem schwere Schicksalsschläge nicht erspart blieben, liess sie sich 1962 im nahe gelegenen St. Johannes-Stift in Zizers GR nieder, der letzten Station ihres irdischen Daseins.

Kaiserin Zita feierte täglich das Messopfer mit. Normalerweise in der Hauskapelle des Johannes-Stiftes in Zizers. Wurde in der Seminarkapelle St. Luzi ein besonderes Fest gefeiert wie z. B. das Fest des heiligen Luzius, nahm sie daran teil. Häufig war sie auch in der Lourdes-Grotte in Landquart anzutreffen, wo sie oft mit ihrer Schwester Prinzessin Isabella von Parma und Baronin Maria Plappart den Rosenkranz betete. Wie sie dem damaligen Priesteramtskandidaten Bernhard Schneider anvertraute, galt ihr Gebet ganz besonders guten zukünftigen Priestern.

Eine bemerkenswerte Besonderheit: Papst Johannes Paul II. hat den liturgischen Gedenktag des seligen Kaisers Karl nicht wie sonst üblich auf dessen Todestag festgelegt, sondern auf den 21. Oktober, den Hochzeitstag des Kaiserpaares. Damit wollte er auch die Bedeutung des Ehesakramentes, aus dem das Kaiserpaar inmitten von Krieg und Vertreibung immer wieder Kraft schöpfte, als unverzichtbares Fundament für das dauerhafte Wohlergehen der ganzen Gesellschaft unterstreichen.

Das Haus Habsburg war an diesem Gedenkgottesdienst durch Erzherzog Simeon und seine Gattin, die aus Spanien stammende Erzherzogin Maria, vertreten. Erzherzog Simeon ist der Enkel von Kaiser Karl.

 

Ergänzt am 20. Oktober 2024 mit Angaben zu Landquart.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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  • user
    Carus 20.10.2024 um 22:26
    Es scheint: Alle Jahre wieder.
    Sicher die Habsburger sind einer der interessantesten und einflussreichsten Dynastien Europas gewesen und Karl I und Zita waren fromme Katholiken, aber der Artikel berichtet eine sehr verkürzte Sicht der Dinge. So ist fraglich, ob der Kaiser tatsächlich aus rein humanitären Gründen einen Frieden herbeiführen wollte, es liegt vielmehr nahe, dass er noch retten wollte was noch ging, da sie sich die Niederlage des Imperiums abzeichnete und Risse und Fliehkräfte der Doppelmonarchie und ihren bevorstehenden Zusammenbruch offensichtlich wurden. Umgekehrt ist der irrlichternde und wenig zurechnungsfähige Kaiser Wilhelm, schon vor dem Krieg sukzessive von der Macht entfernt worden und hatte im Verlauf seine Macht und Handlungsfähigkeit de facto an die oberster Heeresleitung verloren, also anders und auch hier unterschwellig suggeriert weniger der Kriegstreiber war, als den er dargestellt wird