Das Sakrament der Krankensalbung. (Bild: Roland Graf/Swiss-cath.ch)

Hintergrundbericht

Kran­ken­sal­bung – Sakra­ment des Lebens

Die­sen Sonn­tag begeht die Kir­che den Krankensonntag.

Zu diesem Anlass wird in vielen Pfarreien eine Feier der gemeinsamen Krankensalbung durchgeführt. Leider hat dieses Sakrament bei vielen Menschen auch heute noch einen schlechten Ruf, denn sie wurde während Jahrhunderten als das Sakrament betrachtet, das den Kranken drastisch vor Augen führt, dass es nun zu Ende gehe. Wenn wir erst den Priester holen, dann ist jede Hoffnung zu Ende. Deshalb hat man den Priester auch erst spät, manchmal zu spät zur Spendung der Krankensalbung gerufen, weil man die Kranken nicht ängstigen wollte. Dabei ist die Krankensalbung kein Sterbesakrament, sondern ein Sakrament des Lebens und ein Ausdruck der Liebe Gottes, die in Jesus Christus eine menschliche Gestalt angenommen hat.

Ausdruck der Liebe Gottes
Von Jesus wird berichtet, dass er die Kranken mit ihren körperlichen Schmerzen, aber auch mit ihrer Angst, wertlos zu sein und allein gelassen zu werden, sehr ernst nimmt und ihnen nahe ist. Er berührt sie und lässt sich von ihnen berühren. Und seine Nähe macht ihnen Mut. Sie werden aufgerichtet – seelisch und oft auch körperlich. Mit Recht nennt man ihn den «Heiland», den «Heilenden». Und er fordert seine Jünger auf, es ihm gleichzutun. «Die Zwölf machten sich auf den Weg ... und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie», heisst es in der Bibel, in der den Menschen, die an Christus glauben, auch geraten wird, bei einer Krankheit die Ältesten der Gemeinde zu sich zu rufen, damit diese Gebete über die Kranken sprechen und sie im Namen des Herrn mit Öl salben. Dieses gläubige Gebet wird «den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben». Diesen Auftrag Jesu nimmt die Kirche bis heute ernst, was auch beinhaltet, dass nur die «Ältesten der Gemeinde», also die Bischöfe und Priester dieses Sakrament spenden dürfen.

Krankensalbung oder Letzte Ölung?
Der bereits genannte schlechte Ruf der Krankensalbung kommt sicher auch daher, dass sie lange als «Letzte Ölung» bezeichnet wurde. Diese Bezeichnung hält sich bei vielen so hartnäckig, obwohl seit 60 Jahren nicht mehr von der Letzten Ölung gesprochen wird, sondern von der Krankensalbung. In den Gebeten, die bei der Krankensalbung durch den Priester gesprochen werden, und bei der Salbung des Schwerkranken mit Öl auf die Stirn und die Hände ist nirgends die Rede vom Tod oder vom Ende des Lebens. Vielmehr wird gezeigt, dass Gott auch in Krankheit und Schmerzen bei uns ist und uns hilft. Er will durch dieses Sakrament Menschen in ernster Krankheit stärken – und wenn es sein Wille ist, auch körperlich wieder aufrichtet, und er hilft uns, zu unserem Schicksal «Ja» zu sagen. «Daher ist der rechte Augenblick sicher schon gegeben, wenn der Gläubige beginnt, wegen Krankheit oder Altersschwäche in Lebensgefahr zu geraten», erklärt das 2. Vatikanische Konzil.

Mehrmals möglich
Der Katechismus der katholischen Kirche ergänzt und führt aus: «Wenn ein Kranker... wieder gesund wird, kann er, falls er wiederum schwer erkrankt, dieses Sakrament von Neuem empfangen. Im Laufe der Krankheit darf dieses Sakrament wiederholt werden, wenn der Zustand sich verschlimmert. Es ist angebracht, die Krankensalbung zu empfangen, wenn man vor einer schweren Operation steht. Das Gleiche gilt für Betagte, deren Kräfte zu versagen beginnen.» Auch ist es sinnvoll, einem Menschen, der einen schweren Unfall hatte, wenn möglich noch auf der Unfallstelle die Krankensalbung zu spenden. Dies ist kein Zeichen, dass man den Verunfallten nun aufgibt, sondern, dass man alle Möglichkeiten ausschöpft, um ihm in dieser Situation beizustehen. Dazu gehören selbstverständlich alle medizinischen Mittel, aber auch die geistlichen Mittel, die die Kirche im Sakrament der Krankensalbung zur Verfügung hat. Es ist gut, wenn wir einen Kranken bei der Krankensalbung nicht allein lassen, sondern als Angehörige oder Freunde dabei sind, mitbeten und das Glaubenszeugnis des Kranken annehmen. So wird allen gerade im «Ernstfall» der Taufe die gemeinsame Hoffnung aller Christen auf die Auferstehung mit Christus lebendig.

Gottes Liebe hautnah
Sollten wir diesem Sakrament, in dem Gottes Liebe zu den Kranken so «hautnah» gespürt werden kann, nicht wieder mehr Aufmerksamkeit schenken? Die Erfahrung zeigt, dass unglaublich viel Kraft und Frieden von ihm ausgeht. Es hat unzählige Menschen ermutigt und aufgerichtet, unzählige auch gestärkt auf ihrem letzten Weg zu Gott. Als Sakrament der befreienden Zusage Gottes kann die Krankensalbung auch an Bewusstlose erteilt werden. Angehörige oder das Klinikpersonal sollen jedoch dafür sorgen, dass es erst nicht so weit kommt, sondern dass der Kranke das Sakrament bei Bewusstsein empfangen und es somit persönlich bejahen kann. Es wäre falsch, vor diesem Sakrament Angst zu haben, es immer weiter hinauszuzögern, oder gar Menschen, die bei einer Krankheit oder einem Unfall dieses Sakrament erbeten haben, schief anzuschauen. Auch ist es gut und auch für den Kranken eine Wohltat, wenn die Familienangehörigen oder auch das Pflegepersonal bei der Krankensalbung nicht das Zimmer verlässt, sondern bei der Spendung dabei ist und mitbetet. Nach dem Tod ist eine Krankensalbung nicht mehr möglich. Was aber auch nach dem Tod noch hilft, ist das Gebet für die Verstorbenen, damit sie, wie es im Alten Testament heisst, von ihren Sünden erlöst werden.

 

Dieser Beitrag von Paul Martone erschien am 3. März im Walliser Boten.


Walliser Bote


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