In den Vorschlägen des neuen Dokumentes «Der Bischof von Rom» des Dikasteriums, dem Kardinal Kurt Koch vorsteht, wird erklärtermassen eine Neuinterpretation der Lehre des Ersten Vatikanischen Konzils über den universalen Jurisdiktionsprimat des Papstes angestrebt.
Die Lehren des Konzils seien durch ihren historischen Kontext bedingt und müssten aktualisiert werden. Man verlangt nach neuen Ausdrücken und Vokabeln wie der Kardinal auch in seinem offenen Brief an mich (?) wiederholt, die der ursprünglichen Absicht (Frage: nur der Absicht oder dem Wortlaut des Dogmas?) des Ersten Vatikanischen Konzils treu blieben. Es handle sich um eine Neusituierung (sic!) des Papsttums im ökumenischen Miteinander.
Dass die getrennten Christen eine direkte Jurisdiktion des römischen Papstes über sie auch in Zukunft nicht akzeptieren werden, ist m. E. absehbar. Warum sollten sie sonst eine katholische Neuinterpretation des päpstlichen Primates vorschlagen?
Frage: Was kann bei diesen Dialoganstrengungen also anderes herauskommen als höchstens ein Ehrenprimat des wieder sogenannten «Patriarchen des Westens» und «Bischofs von Rom» gegenüber den anderen ohne direkte Iurisdiktion über sie?
In «Pastor aeternus» heisst es aber: «Wir lehren und erklären, dass gemäss den Zeugnissen des Evangeliums dem seligen Apostel Petrus unmittelbar und direkt ein Primat der Jurisdiktion über die gesamte Kirche Gottes versprochen und von Christus, dem Herrn, auf ihn übertragen wurde […] Wer also den Stuhl Petri einnimmt, erlangt durch die Einsetzung Christi selbst den Primat Petri über die gesamte Kirche.»
Das heisst nicht, dass man den Papst in allen Bereichen seiner Amtsführung, in denen er nicht unfehlbar lehrt und agiert, nicht kritisieren dürfte.
Und was den Begriff der «gesamten Kirche» bzw. der «Universalkirche» anbelangt, schreibt Michael Haynes in unserem Kontext: «Zu den spezifischen Zielen der direkten Empfehlungen des DCPU [Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen], die den Text abschliessen, gehört ein besonders verworrenes Argument gegen das Verständnis der katholischen Kirche als ‹universal›.»
Das Dikasterium sieht nämlich eine Notwendigkeit, die Bedeutung des Ausdrucks «universale Kirche» zu klären, wie Haynes referiert. Nach ihm läuft aber diese Klärung de facto auf eine Ablehnung hinaus: «Der römische Primat sollte nicht so sehr als universelle Macht in einer Universalkirche (Ecclesia universalis) verstanden werden, sondern als Autorität im Dienste der Gemeinschaft zwischen den Kirchen (communio Ecclesiarum), das heisst der gesamten Kirche (Ecclesia universa).»
Das ist nicht das Gleiche und bedeutet nach Haynes: «… wenn die Sprache einmal weggelassen ist, sollte das Papsttum nicht versuchen, seine göttliche Autorität auszuüben – die Autorität, die in ‹Pastor aeternus› umrissen ist –, sondern stattdessen daran arbeiten, durch eine zurückhaltende Machtausübung die ökumenische Einheit zu fördern.» (https://beiboot-petri.blogspot.com/2024/06/das-dokument-der-bischof-von-rom-ordnet.html?m=1).
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