Abt Peter von Sury (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)

Kirche Schweiz

Luzern: Der Abt von Mari­as­tein erin­nert an Chris­ten in Not

Reli­giöse Ver­fol­gung – nicht nur von Chris­ten – nimmt welt­weit ste­tig zu. Die christ­li­che Gemein­schaft ist jedoch am stärks­ten bedroht: 200 Mil­lio­nen Gläu­bige befin­den sich auf einem Kreuz­weg, so Jan Probst, Direk­tor der Schwei­zer Sek­tion von «Kir­che in Not (ACN)». Aber Chris­ten in Not gibt es auch bei uns.

Das katholische Hilfswerk veranstaltete am Sonntag, 15. Januar 2023, in Luzern seine traditionelle Messe zum Gedenken an die verfolgten Christen, die in diesem Jahr von Peter von Sury, Abt der Benediktinerabtei Mariastein im Kanton Solothurn, geleitet und von der Luzerner Jodelgruppe Chriensertal musikalisch umrahmt wurde.

Der Kreuzweg der Christen von heute
In einer bis auf die letzten Reihen gefüllten Jesuitenkirche fragte sich der Abt von Mariastein, was «Kirche in Not» bedeute. Er erinnerte an die Wanderausstellung «Verfolgte Christen weltweit», die im Sommer 2020 von «Kirche in Not (ACN)» in der Basilika von Mariastein ausgestellt worden war. Sie erinnerte ihn an das Schicksal von mehr als 200 Millionen verfolgten Christen weltweit:

«Besonders beeindruckend war die Tatsache, dass die verschiedenen Teile der Ausstellung direkt unter den 14 Stationen des Kreuzweges platziert wurden. Beide bilden eine Einheit: der Leidensweg von Jesus Christus damals und der Leidensweg von Millionen von Christen heute, beide untrennbar miteinander verbunden, das eine spiegelt das andere wider und erklärt es.»

«Kirche in Not» sind auch Menschen in Not.
Für Peter von Sury ist die «Kirche in Not» auch der Kreuzweg bis heute: «Es sind also immer konkrete Personen, Personen mit einem Namen, mit einem eigenen und einzigartigen Schicksal, Personen mit einem Gesicht». Der Abt sprach dann über das Schicksal von John, einem 32-jährigen jungen Mann aus Nigeria. Er kam im März dieses Jahres mit einer Gruppe von Flüchtlingen aus der Ukraine in Mariastein an. Sie wurden in unmittelbarer Nähe des Klosters untergebracht. John befand sich zu Ausbildungszwecken in der Ukraine, als der Krieg ausbrach.

Da er kein Ukrainer ist, erhielt er keinen S-Status, sondern sollte nach Nigeria abgeschoben werden. «Er darf nicht arbeiten, obwohl er es gerne möchte und es an Arbeitskräften mangelt, das ist absurd, dabei ist Arbeit der sicherste Weg, um sich zu integrieren», sagt Abt von Sury. Der nigerianische Asylsuchende wehrt sich bislang erfolgreich und mit Hilfe von Juristen und einem Verein gegen seine Abschiebung. Er hat Angst, dass er bei einer Rückkehr in sein Land wie andere Mitglieder seiner Familie der islamistischen Organisation Boko Haram zum Opfer fallen könnte. Peter von Sury sagt: «Das ist Kirche in Not: Menschen in Not!»

Kirche in Not vor der eigenen Haustür
Die «Kirche in Not» ist auch bei uns zu Hause, meint der Abt von Mariastein und nennt die Zahl der Gläubigen, die im Jahr 2021 aus der katholischen Kirche in der Schweiz ausgetreten sind: «34'182. Das ist eine traurige Zahl... Es ist – geben wir es zu – die Kirche der Verwirrung, eine ratlose Kirche. Ein Priester hat mir erzählt, was das konkret bedeutet: Am Stephanstag war bei der Messe in einem Dorf in unserem Pastoralraum nur eine einzige Person anwesend. Auf Dauer, so fährt er fort, schade dies der Freude am Glauben. «Kirche in Not – das bedeutet oft auch: Priester in Not, ein Aspekt, den wir nicht vergessen dürfen.»

Eine besondere Notlage der Kirche, mit der er seit über zwölf Jahren persönlich konfrontiert ist und die ihn ebenfalls beschäftigt, ist die Aufarbeitung der Missbrauchskrise seitens der Orden. In wenigen Tagen findet das nächste Treffen mit Vertretern der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ) statt, bei dem ich für die Ordensgemeinschaften anwesend sein werde, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Sexueller Missbrauch, Missbrauch geistlicher Macht, Korruption – die langfristigen Folgen sind verheerend für die Betroffenen, die Opfer und die Kirche. Sie sind noch lange nicht abgeschlossen. «Kirche in Not» bedeutet auch, und auch das tut weh, die sündige Kirche, die Kirche der Sünder, die «Kirche in Not» angesichts der Sünde.

Er schloss mit dem Aufruf, im Hinblick auf die vielen Situationen, in denen die Kirche in Not ist, nicht die Hoffnung und den Mut zu verlieren, denn dies ist nicht die Ausnahme, sondern die Kirche in ihrem normalen Zustand, die aus Heiligen und Sündern besteht.

Verfolgung von Christen in Mali
Der diesjährige Gedenkgottesdienst legte den Schwerpunkt auf die Verfolgung von Christen in Mali, wo dschihadistische Terrorgruppen im Norden und im Zentrum des Landes wüten. Ihre Gewalt richtet sich vor allem gegen die Sicherheitskräfte, aber auch gegen religiöse Führer. «Kirche in Not» erinnerte bei dieser Gelegenheit an das Schicksal von Pater Hans Joachim Lohre, von der Gemeinschaft der Afrikamissionare («Weisse Väter»). Der deutsche Priester mit dem Spitznamen «Ha-Jo», ein leidenschaftlicher Verfechter des christlich-islamischen Dialogs, lebt seit 1992 in Mali. Er wurde am 20. November 2022 in der Hauptstadt Bamako von Unbekannten entführt. Er ist Leiter des «Zentrum für Glauben und Begegnung» und Dozent am Institut für islamisch-christliche Bildung (IFIC). Er ist außerdem nationaler Sekretär der Kommission für interreligiösen Dialog. Als Projektpartner von Kirche in Not (ACN) war er im vergangenen Sommer Gast des Hilfswerks in der Schweiz. Die Teilnehmer gedachten ausserdem besonders des Journalisten und Theologen Christoph Klein, der bei einem Bergunfall im argentinischen Patagonien ums Leben gekommen war. Er hatte in den letzten elf Jahren eng mit Kirche in Not zusammengearbeitet.

«Kirche in Not (ACN)» ist ein internationales katholisches Hilfswerk päpstlichen Rechts, das mit Hilfsaktionen, Informationstätigkeit und Gebet für bedrängte und Not leidende Christen in rund 130 Ländern ein. Seine Projekte sind ausschliesslich privat finanziert. Das Hilfswerk wird von der Schweizer Bischofskonferenz für Spenden empfohlen.


Kirche in Not (ACN)


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