Am 8. Dezember feiert die Katholische Kirche das «Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria» (im Volksmund: Mariä Empfängnis). Ein neuerer Name ist «Mariä Erwählung». Diese Bezeichnung gibt weniger Grund zu Missverständnissen, meinen doch viele Menschen, dass Maria am 8. Dezember Jesus empfangen hätte, und wundern sich über die kurze Schwangerschaft. Doch es geht um die Empfängnis Marias durch ihre Mutter Anna. Die Bibel erzählt uns nichts darüber, doch wird dieses Fest in der Ostkirche bereits seit dem 8. Jahrhundert gefeiert. Im Westen führte Anselm von Canterbury das Fest um 1100 in seiner Diözese ein, 1476 approbierte Papst Sixtus IV. das Fest und 1708 dehnte Clemens XI. es auf die ganze Kirche aus.
Zunächst lag der Fokus auf der Erwählung Marias im Mutterleib zur Mitwirkung an Gottes Heilswirken durch Jesus Christus («Mir geschehe nach Deinem Wort»), später verschob sich der Akzent auf die unbefleckte Empfängnis; Maria wurde von ihrer Mutter auf natürliche Weise empfangen und geboren, doch Gott hat sie vom ersten Augenblick ihres Daseins vor der Sünde bewahrt. Papst Pius IX. verkündete 1854 das entsprechende Dogma, «dass die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadenprivileg des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erretters des Menschengeschlechtes, von jedem Makel der Erbsünde unversehrt bewahrt wurde».
Der «Katechismus der Katholischen Kirche» erzählt auf wunderbare Weise von der Erwählung Marias (KKK 488 bis 494)
«Zu der Aufgabe, Mutter seines Sohnes zu sein, hat Gott von aller Ewigkeit her eine Tochter Israels, eine junge Jüdin aus Nazaret in Galiläa, auserwählt, eine Jungfrau, die ‹mit einem Mann namens Josef verlobt [war], der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria› (Lk 1,26-27).»
Die Berufung Marias wurde während des Alten Bundes durch die Sendung heiliger Frauen vorbereitet» «Trotz ihres Ungehorsams wird Eva schon zu Beginn verheissen, sie werde einen Nachkommen erhalten, der den Bösen besiegen werde, und die Mutter aller Lebendigen sein. Kraft dieser Verheissung empfängt Sara trotz ihres hohen Alters einen Sohn. Wider alle menschliche Erwartung wählt Gott das, was als machtlos und schwach gilt, um zu zeigen dass er seiner Verheissung treu bleibt: Hanna, die Mutter Samuels, Debora, Rut, Judit und Ester sowie viele andere Frauen.» Mit Maria «ist nach langer Erwartung der Verheissung die Zeit erfüllt und hat die neue Heilsökonomie begonnen» («Lumen Gentium» 55).
Um bei der Verkündigung des Engels ihr freies «Ja» zu ihrer Erwählung geben zu können, musste sie ganz von der Gnade Gottes getragen sein. «Im Laufe der Jahrhunderte wurde sich die Kirche bewusst, dass Maria, von Gott ‹mit Gnade erfüllt› (Lk 1,28), schon bei ihrer Empfängnis erlöst worden ist.» Nicht aus eigenen Verdiensten erhielt Maria diese Gnade, sondern einzig im Hinblick auf die Verdienste ihres Sohnes. «Mehr als jede andere erschaffene Person hat der Vater sie ‹mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch [die] Gemeinschaft mit Christus im Himmel› (Eph 1,3). Er hat sie erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit sie in Liebe heilig und untadelig vor ihm lebe (vgl. Eph 1,4)».
Die ostkirchlichen Väter nennen die Gottesmutter «die Ganzheilige». Durch die Gnade Gottes ist sie während ihres ganzen Lebens frei von jeder persönlichen Sünde geblieben. Weil sich Maria ganz Gott hingab, gibt es keinen Widerstand ihm gegenüber, ist sie frei von der Erbschuld.
«Auf die Ankündigung, dass sie durch die Kraft des Heiligen Geistes den ‹Sohn des Höchsten› gebären werde, ohne einen Mann zu erkennen, antwortete Maria im ‹Gehorsam des Glaubens› (Röm 1,5), in der Gewissheit, dass ‹für Gott nichts unmöglich› ist: ‹Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort› (Lk 1,37-38). Indem Maria dem Worte Gottes ihre Zustimmung gab, wurde sie zur Mutter Jesu. Sie machte sich aus ganzem Herzen, ohne dass eine Sünde sie davon abgehalten hätte, den göttlichen Heilswillen zu eigen und gab sich ganz der Person und dem Werk ihres Sohnes hin, um mit der Gnade Gottes in Abhängigkeit vom Sohn und in Verbundenheit mit ihm dem Erlösungsgeheimnis zu dienen.»
Gemäss Papst Benedikt XVI. bringt das Hochfest die Gewissheit des Glaubens zum Ausdruck, dass sich die Verheissungen Gottes verwirklicht haben. Sein Bund hat «eine heilige Wurzel hervorgebracht hat, aus der die gebenedeite Frucht des ganzen Universums aufgekeimt ist, Jesus, der Heiland».
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