Es sei heute, stellt Mörgeli zutreffend fest, heute in der Politik alles und jedes möglich: «Die Herkunft von einem der sechs Kontinente dieser Welt oder der Zivilstand sind ebenso unerheblich wie die sexuelle Orientierung. Verheiratet, geschieden, eingetragene Partnerschaft steht in der bunten Angebotspalette ebenso zur Verfügung wie hetero-, homo-, oder bisexuell, queer, pan-, poly-, trans-, oder asexuell. Auch bezüglich Spiritualität und persönlichen Glauben darf das Angebot breit und bunt sein: Der Buddhismus ist gross in Mode, das Judentum zumindest interessant, der Islam im Grunde gut und schön, Bahai und der Schamanismus sind es ebenso – und der Atheismus scheinbar das einzig Vernünftige. Das letzte Tabu, das einzig unerlaubte Bekenntnis, welches ewige mediale Verdammnis bedeutet, betrifft hierzulande Personen in öffentlichen Stellungen, die bekennen: ‹Ich bin ein Christ.›»
Als eine der InquisitorInnen, welche mit umgekehrten Vorzeichen Markus Ritter auf den medialen Scheiterhaufen hieven, ortet Mörgeli die Neue Zürcher Zeitung bzw. die NZZ am Sonntag. Ritter glaube, schüttelt die NZZ in einem Portrait vom 15. Dezember 2020 ihrerseits ungläubig den Kopf, doch tatsächlich noch daran, dass «Gebete in der Politik helfen.» Einigermassen erstaunlich, dieser Reflex der NZZ, denn als aufmerksamer Beobachter des aktuellen Weltgeschehens kann man allzu oft nur noch in das bekannte Dictum einstimmen: «Jetzt hilft nur noch Beten.»
Höchste Alarmstufe
Definitiv die Alarmstufe rot ist für die Freigeister von der Falkenstrasse 11 angesagt, weil Ritter zwecks verstärkter Gebetserhörung auch noch freikirchliche Kreise mit ins Boot holt, so ein frommer Verein von rund 1000 Bernern aus dem Bauernstand. Damit hatte die NZZ ihre Schreckschusspistole aber noch nicht leer geschossen. In der NZZ am Sonntag vom 16. Februar 2025 feuerte sie weitere Warnschüsse ab. Ein unsichtbares Netzwerk des Glaubens durchziehe die ländliche Schweiz, ein Flächenbrand drohe bis nach Bundesbern vorzudringen, befeuert von tiefgläubigen Bauernfamilien.
Ein unaufgeregter, unvoreingenommener Blick auf die hiesige Medienlandschaft konstatiert tatsächlich einen Flächenbrand, aber in umgekehrter Richtung. Von der NZZ über das Westschweizer Fernsehen bis zum Tages-Anzeiger, vom Online-Portal watson.ch bis zum Blick gilt unisono die Losung: Vor diesem «Fundi Ritter» muss das tumbe Schweizer Volk unbedingt gewarnt werden.
Gleich vier Baustellen hat der ‹Blick› ausgemacht. Im Klartext: Stolpersteine, No Go’s, welche Ritter die Wahl in den Bundesrat vermasseln könnten. Einer dieser Stolpersteine sind, so der ‹Blick› wörtlich, Ritters «Stossgebete». Kaum hat Parteipräsident Gerhard Pfister die CVP von der Last ihres anstössigen ersten Buchstabens im Parteinamen befreit, kommt dieser Frömmler aus dem St. Galler Rheintal daher und will am Tag vor der Bundesratswahl zum Landespatron Niklaus von Flüe in den Ranft pilgern. Zuviel der Zumutungen für säkulare Gemüter, zumal Ritter obendrein noch eine Affinität zur Naturheilkunde und zur Komplementärmedizin nachgesagt wird – ein weiterer Makel für die ach so aufgeklärte Journalistengilde.
Das grösste Geschütz brachte Hugo Stamm in Stellung. Nicht weiter verwunderlich, denn seit nunmehr Jahrzehnten hetzt Stamm gegen seine zwei Lieblingsfeinde: die katholische Kirche und die Freikirchen. Als sogar der Tages-Anzeiger von seinem «Religionsblog» die Nase voll hatte und ihm am 30. Januar 2016 den Stecker zog, führte er auf dem Portal watson.ch unter dem Namen «Sektenblog» seinen verbissenen Feldzug unverdrossen weiter.
Am 15. Februar 2025 war es einmal mehr wieder so weit: Man könne Markus Ritter «getrost als Fundi bezeichnen», handle es sich dabei doch um einen «konservativen Katholiken, der ein ziemlich naives Gottesbild» pflege – und, so enerviert sich Stamm weiter, gar mit «Gläubigen aus Freikirchen fraternisiert».
Evangelikale und katholische Kirche: Für Stamm die ideale Steilvorlage für sein Flak-Geschütz, mit welchem er die von ihm herbei phantasierten Sekten-Ufos vom Himmel schiesst. Nicht fehlen darf in diesem bedrohlichen Szenario selbstredend die für Seinesgleichen so anstössige Wallfahrt zu Bruder Klaus im Ranft.
Auch wenn es nicht offen ausgesprochen wird: wohl am meisten wurmt die Oberschnüffler der Mainstream-Medien die Tatsache, dass sie bei allen Spürhund-Qualitäten zum Trotz Markus Ritter keine schmuddelige Sex-Episode anhängen können. Wäre doch zu schön, wenn sie ihn wie weiland Bundesrat Berset bei einem extra-konjugalen Ausflug sagen wir in den Bregenzer Wald hätten ertappen können.
Dabei wäre Entwarnung mehr als nur angezeigt: Markus Ritter ist katholisch, seine Frau reformiert, beide besuchen gemeinsam regelmässig Gottesdienste beider Konfessionen. Aber eben – und da trifft Christoph Mörgeli punktgenau, aber eben nicht ganz: Markus Ritter ist nicht einfach Christ, sondern katholischer Christ, und dies ist für Fundis à la Hugo Stamm & Co. etwas, vor dem es die Bundeversammlung nachdrücklich zu warnen gilt.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Im übrigen ist es sehr bedenklich, dass unsere Mainstream-Medien derart gegen Ritters Glauben hetzen. Ein Blick in die Weltgeschichte genügt, um zu sehen, in welchen Schlamassel uns der Unglaube gebracht hat.
Können Sie mir mir mitteilen, wie Sie Heiden definieren? Wie kann ich Heiden erkennen?
https://hagia.de/matriarchat/matriarchales-manifesta