Mosaik «Mater Ecclesiae», Apostolischer Palast Rom (Bild: Fallaner, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Weltkirche

«Mater Eccle­siae»: die Kir­che in der Sedisvakanz

Mit dem Heim­gang von Papst Fran­zis­kus rücken zwei bedeu­tende Mari­e­ni­ko­nen neu ins Zen­trum der Auf­merk­sam­keit. Die «Salus Populi Romani» in Santa Maria Mag­giore, der letz­ten Ruhe­stätte von Papst Fran­zis­kus, und die «Mater Eccle­siae», ein Mosaik an der Fas­sade des Apos­to­li­schen Palas­tes, zei­gen die maria­ni­sche Spi­ri­tua­li­tät der Kir­che. Beson­ders im Mari­en­mo­nat Mai, der die­ses Jahr mit dem Kon­klave zusam­men­fällt, erin­nert die «Mater Eccle­siae» daran, wie die Kir­che, der Papst und die Mut­ter­schaft Mari­ens geist­lich mit­ein­an­der ver­bun­den sind.


Beide Ikonen spiegeln eine zentrale theologische Wahrheit wider: Maria ist die leibliche Mutter Jesu Christi und auch die geistliche Mutter der Kirche. Ihre Rolle geht über blosse Fürsorge hinaus. Sie ist Ausdruck einer mystischen Wirklichkeit: einer göttlichen Nähe, die in der Gestalt Mariens konkret erfahrbar wird. In dieser Verbundenheit besuchte Papst Franziskus vor jeder Reise die Ikone «Salus Populi Romani» – ein stilles Gebet an die Mutter der Kirche. Auch im aktuellen Konklave wird diese geistliche Dimension wieder spürbar. Die Kirche verabschiedete sich vom Papst Franziskus und wählt nun einen neuen Papst unter dem Blick der Gottesmutter. «Salus Populi Romani» und «Mater Ecclesiae» sind Zeugnisse marianischer Spiritualität und spiegeln ebenso eine biblische Symbolik wider.

Die marianische und kirchliche Mutterschaft
Die Vorstellung, dass Maria «Mutter der Kirche» ist, hat biblische und patristische Fundamente. Theologisch grundlegend ist die Kreuzesszene im Johannesevangelium. Dort wendet sich der sterbende Jesus an den Jünger Johannes: «Siehe, deine Mutter» (Joh 19,27). Die kirchliche Tradition erkennt in dieser Szene mehr als ein familiäres Vermächtnis. Maria, die neue Eva, wird in diesem Moment zur Mutter aller Jünger, Mutter aller Gläubigen und Mutter der Kirche. Schon die Kirchenväter sahen hierin ein spirituelles Pendant zur Erschaffung Evas: Wie Eva aus der Seite des schlafenden Adam hervorging (vgl. Gen 2,21-23), so entsteht die Kirche aus der geöffneten Seite des Gekreuzigten. Maria, die unter dem Kreuz steht, wird so zur Mutter des mystischen Leibes Christi und zum Symbol der Kirche. Bereits Ambrosius von Mailand nennt sie im 4. Jahrhundert «Mutter aller Gläubigen». Diese Deutung durchzieht die gesamte Tradition – von der Mystik Bernhards von Clairvaux (1090–1153) bis zu den geistlichen Reflexionen Johannes Pauls II. (1920–2005).

In der Theologie und Spiritualität der Kirche zeigt sich ein wechselseitiger Bezug zwischen Maria und der Kirche: Was über Maria gesagt wird, kann oft auch auf die Kirche bezogen werden – und umgekehrt. Beide «gebären» Christus: Maria leiblich, die Kirche geistlich. Beide wollen zu Christus führen. Maria wird zur «Ikone der Kirche» – und zur immerwährenden Fürsprecherin, die ihre Kinder nicht im Stich lässt. Auch die Liturgie greift diese Bilder auf: Maria wird als «Mutter der Gnade» und «Mutter der Barmherzigkeit» angerufen. Es sind Titel, die ihr mütterliches Wirken bis heute prägen. Durch die Taufe werden Christinnen und Christen Glieder des Leibes Christi und auch Kinder Mariens. Sie sind ihrer geistlichen Mutterschaft anvertraut.

Ein alter Titel mit neuer Geschichte
Die offizielle kirchliche Anerkennung des Titels «Mater Ecclesiae» geht auf Papst Paul VI. zurück. Am 21. November 1964 – zum Abschluss der dritten Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils – proklamierte er Maria feierlich zur «Mutter der Kirche». Diese Entscheidung fiel im Anschluss an die Verabschiedung der Konzilskonstitution «Lumen gentium», in der das letzte Kapitel Maria gewidmet ist. Papst Johannes Paul II. liess wenige Jahre später das Mosaik der «Mater Ecclesiae» über dem Petersplatz anbringen. Es sollte ein sichtbares Zeichen dafür sein, dass Maria über den Papst, die Kirche und die Welt wacht. Papst Franziskus schliesslich führte 2018 das Gedenkfest «Maria, Mutter der Kirche» ein. Es wird seither weltweit am Montag nach Pfingsten gefeiert; also an jenem Tag, an dem die Kirche durch den Heiligen Geist in die Welt gesandt wird. Der Papst wollte mit diesem Festtag den innigen Zusammenhang zwischen Maria, der Kirche und der Sendung der Gläubigen betonen.

Dass sich nun in diesem Jahr der Heimgang von Papst Franziskus mit dem Osterfest und das Konklave mit dem Marienmonat Mai überschneiden, ist mehr als nur ein liturgischer Zufall. Wir sind in einer Zeit der Hoffnung, geistlichen Erwartung und himmlischen Fürsprache. Der Blick auf die Ikone der «Mater Ecclesiae» erinnert daran: Auch in der Stunde der Sedisvakanz ist die Kirche nicht allein. Die Mutter hört, wenn ihre Kinder rufen.


Mike Qerkini


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Bemerkungen :

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    Gabriela & Kurt 07.05.2025 um 21:05
    Sehr guter und aufschlussreicher Beitrag. Danke!

    Möge unsere Mutter - Maria - mit allen Engel und Heiligen einstehen für einen Papst nach Gottes Herzen 🙏
  • user
    Autor 06.05.2025 um 12:08
    Es hat wenig Sinn, über die Aussicht auf die Wahl der Kardinäle Robert Sarah oder Raymond Leo Burke zum Papst zu spekulieren. Natürlich kann ein Wunder geschehen, aber es ist besser, sich auf das reale Szenario vorzubereiten.

    Im Jahr 2013 dominierte die Gruppe aus St. Gallen das Konklave. Es waren die liberalen Kardinäle, die Jorge Mario Bergoglio förderten. Die Hauptakteure waren Walter Kasper, Achille Silvestrini, Cormac Murphy-O'Connor, Godfried Danneels und Theodore McCarrick.

    Ihre Behandlungen sind in der Literatur gut beschrieben. Es genügt, das Werk von Austen Ivereigh, einem Vertrauten von Franziskus, mit dem Titel: „Der Prophet“, Julia Melonis Buch „Die St. Galler Mafia“ oder das Buch „Papst Franziskus und die St. Galler Mafia“ zu lesen.

    Erzbischof Georg Gänswein sagte vor einigen Jahren offen, dass es 2013 zu Zusammenstössen zwischen der St. Galler Mafia und der Partei der Treue zu Christus gekommen sei. Leider war St. Gallen der Sieger.

    Im Jahr 2025 ist die neue Mafia Sankt Gallen noch stärker.

    Die Rolle der Königsmacher übernahm ab 2013 die Gruppe um die Kardinäle Reinhard Marx, Jean-Claude Hollerich und Mario Grech. Der letzte wird stark durch die Landeskirchen und u.a. Schweizer Bischof Felix Gmür unterstützt. Darauf weisst das Lobby-Artikel von Helena Jeppesen-Spuhler in «New York Times»: «Kirche muss partizipativer und inklusiver werden».
    Wie kath-ch selbstredend sowie manipulierend kurz vor dem Konklave-Beginn berichtet: "die Schweizer Teilnehmerin an der Weltsynode in Rom in den vergangenen beiden Jahren und Vorkämpferin für eine synodalere Kirche,, hat es in die «New York Times» geschafft". Gerade heut schrieb sie über die Herbst-Teilnahme 2024 an der Synode in Rom, und - warum auch immer - jetzt wird es in New York Times abgedruckt - halbes Jahr nachher, wohl aber über einem Papabile und dies vor dem Konklave! Hat sich New York Times sonst für Helena Jeppesen-Spuhler interessiert? Kaum. Nie vorher und wahrscheinlich auch nicht nachher wird New York Times von Helena Jeppesen-Spuhlers-Meinung wissen wollen. Da muss gefragt werden, wie viel Geld hat New York Times für diesen "Auftritt-Helena Jeppesen-Spuhler" einkassiert und wer den Auftrag dazu erteilte und schlussendlich bezahlte?

    Unter dem Titel «Francis Opened Discussions to Those Outside the Church Hierarchy. This Cardinal Would, Too» (zu Deutsch: «Franziskus öffnete Diskussionen für Menschen ausserhalb der Kirchenhierarchie. Dieser Kardinal würde das auch tun») ist am vergangenen Sonntag (4. Mai 2025) ein Zeitungsartikel über Kardinal Mario Grech, seine Rolle im Vatikan sowie zur Frage der Synodalität im kommenden Pontifikat erschienen.

    Sie können auf die Unterstützung vieler Liberaler aus aller Welt zählen. Unter ihnen finden wir höchstwahrscheinlich Asiaten (Luis Antonio Tagle, William Goh, Tarcisio Kikuchi), Amerikaner (Robert Prevost, Blase Cupich, Joseph Tobin, Michael Czerny), Latinos (Leonardo Steiner, Jaime Spengler) oder Pseudo-Afrikaner (Jean-Paul Vesco aus Algerien oder Cristobal Lopez Romero aus Marokko). Darüber hinaus gibt es natürlich eine grosse Zahl von Europäern – Laszlo Nemet (Serbien/Ungarn), Jozef de Kesel (Belgien), Jean-Marc Aveline (Frankreich) und viele andere, insbesondere Italiener.

    Es gibt keine andere Gruppe, die so kompakt und breit aufgestellt ist. Traditionalistische und konservative Kardinäle sind in der klaren Minderheit. Es fällt schwer, sich für einen von ihnen entscheiden zu können. Vielleicht gelingt es ihnen, eine Blockadefraktion zu bilden, die die von Marx, Hollerich und Grech unterstützten Kandidaten stoppt. Dies würde die Wahl eines Kandidaten ermöglichen, der von Mitgliedern der römischen Kurie unterstützt wird und sich als „Zentrist“ präsentiert.

    Daher wäre die Wahl eines anderen Kardinals als eines erklärten Progressiven oder linken Zentristen schlicht eine grosse Überraschung.

    So oder so: Wir können und müssen für alle Kardinäle um das Licht des Heiligen Geistes beten. Ungeachtet aller Machenschaften ist letztlich Christus selbst der Herr der Kirche.
  • user
    Meier Pirmin 06.05.2025 um 10:23
    "Mutter aller Gläubigen", die Titulierung durch den Augustinus-Erwecker Ambrosius bleibt eindrücklich und nachvollziehbar. Wohl auch "Mater ecclesiae". Wohingegen salus populi Romani vielleicht eine gewagtere Formulierung sein dürfte, weil das Heil nun mal von Jesus Christus, dem Heiland ausgeht. Immerhin scheint mir der Titel "Heil der Kranken" ausser für Jesus, nach Paracelsus "der erste Arzt und der einzige , der es umsonst macht", auch für die Mutter Gottes sehr angemessen, vgl. Lourdes, welcher Wallfahrtsort nach wie vor hohen Respekt verdient. Freue mich auf die Lektüre eines soeben bestellten übrigens in einem protestantischern Vrrlag in Zürich vor 250 Jahren gedruckten Heilpflanzenbüchlein mit Gebetsmeditationen zu Heilpflanzen, die wie die Mariendistel nicht selten nach der Muttergottes benannt sind.

    "Totus tuus" ist diei eindrücklichste Formel für die Spiritualität des heiligen Papstes Johann Paul II., die natürlich auch durch den Wallfahrtsort Tschenschtochau geprägt ist. Diesbezüglich war er fürwahr ein Eingeweihter. Eher weniger leider in Sachen Bruder Klaus, wo ihm ein Schweizer Weihbischof eine leider ungenügend qualfizierte Predigt aufgesetzt hat. Weder das Zaungleichnis war da verstanden und am allerschlimmsten wurde die Warnung von Bruder Klaus vor dem "bösesten Recht" in das "beste Recht" uminterpretiert. Es war eine Warnung vor dem Prozessieren, dass immer wieder böses Blut verursache, obwohl der Rechtsweg, das sagte Bruder Klaus auch, immer noch besser war als die Gewalt. Aber der Rechtsweg ist nicht der Weg Jesu Christi. Dieser Heilige wusste vieles besser als mancher Papst.
    • user
      Viktor Hürlimann 06.05.2025 um 14:18
      Sehr geehrter Herr Meier
      Vielen Dank für den Hinweis auf die Predigt vom hl. Johannes Paul II. in Flüeli. Unterdessen habe ich die Predigt gefunden. Leider fehlen aber die Hinweise, woher die Zitate in der Predigt stammen. Zur Verfügung habe ich das dreibändige Werk von Kaplan Werner Durrer selig.
      A propos: Könnten Sie das mit dem Zaun noch ein wenig erläutern?
      Mit bestem Dank.
      • user
        Meier Pirmin 06.05.2025 um 17:33
        Das Zaunrecht, dessen Basis sich zum Beispiel im Quellen-Band Bruder Klaus Durrer II, S. 1009 findet betr. eine Urkunde von Hensli Schriber mit Klaus von Flüe als Zeugen vom 19. Mai 1459 Teillade Schwendi, Staatsarchiv Obwalden, wurde 1949 in der rechtshistorischen Dissertation , 2 Teile des Entlebucher Juristen Albert Bitzi exemplarisch dargestellt. Ebenfalls unentbehrlich für das Verständnis des Friedens-Verständnisses von Bruder Klaus ist das Nidwaldner Landrecht von 1454, wobei aber das wenig später verfasste Entlebucher Landrecht von der gesamten Innershweizer Geschichte die genaueste Darstellung des Zaunrechtes dokumentiert. Davon hatten die Redenschreiber des Papstes (1984) und der Bundespräsidentin leider keine Ahnung, desgleichen leider auch nicht mein Doktorvater Peter von Matt bei seiner Festansprache 2017 über Bruder Klaus und Wilhelm Tell. Hier fehlte der damals mehrfach und schon bei Durrer dokumentierte Forschungsstand, dass der Verfasser des Weissen Buches von Sarnen, Hensli Schriber, Landschreiber Obwalden, um 1469 gleichzeitig Schreiber der Eidg. Gründungsgeschichte mit "Thall" war und Urkundenschreiber von Bruder Klaus, bei der Gründungsgeschichte zum Beispiel das Melchi nannte, später von Tschudi und Schiller mit "Melchtal" verwechselt, eine Wiese unterhalb Flüeli-Ranft, die heute noch der Bruder-Klaus-Stiftung gehört und die um 1467 in den Besitz der Fam. von Flüe gelangte, die ihren Vater lieber als Landammann denn als Pilger und späteren Einsiedler gesehen hätte.

        Dies wurde ähnlich auch in Obwalden gehandhabt, dem sich aber das Entlebuch leider beim Handel um Amstalden nicht anschliessen durfte. Es war ein schlimmer Streit auch noch im Vorfeld und Umfeld des Stanser Verkommnisses. "Machet den Zun nicht zu wit" hat weder mit der Ausdehnung der Eidgenossenschaft zu tun, wie dann von den Bernern praktiziert in Richtung Savoyen und Burgund noch mit den Mailänder Feldzügen, eher schon mit dem Nachbarschaftsrecht und dem Fehderecht, auf welchem Gebiet Bruder Klaus stets zu gütlicher Einigung riet und nicht zum Prozessieren, weil Prozesse zumal bei den Verlierern Hass erzeugen, damals die Interessengegensätze weniger via höhere Instanzen als mit Gewalttaten wieder aufgreifend. Die Prozessiersucht nannte Bruder Klaus den Hang zum "bösesten Recht", und der Satz "Lasset das Recht das Böseste sein" bedeutet, dass das Recht das Zweitböseste vor Gewalt und Krieg ist. Langfristiger Friede beruht auf gütlicher Einigung der Interessengegensätze im Sinne eidgenössischer Brüderlichkeit. Solches Handeln empfahl Klaus auch für die Politik zum Beispiel im Eschental und im Tessin, desgleichen bei der Eroberung des Thurgau, wo er in St. Katharinenthal an den Pfaffenbrief und Sempacherbrief appellierte, das älteste Schweizer Kriegsrecht, welches der Feldschreiber Hensli Schriber, auch Überlieferer der Geschichte vom Tell und vom Streit um die Ochsenhaltung, im Krieg jeweils vorlesen musste, zumal den Hauptleuten, zu denen Klaus auch gehörte. Das Nichtplündern des Klosters St.Katharinenthal gehörte nun mal zu diesem Kriegsrecht, woran man sich sehr häufig nicht gehalten hat. Zwingli, ein Verehrer von Bruder Klaus, hat zusammen mit dem Freiburger Bürgermeister und Oberfourier der Eidgenossen, im Juni 1512 beim Pavier Zug als hervorragender Feldhauptmann und Priester ebenfalls die Aufgabe wahrgenommen, die Stadt Pavia vor Plünderung durch die Eidgenossen zu bewahren mit dem Kompromiss, dass jedem Soldaten von der Stadt ein Lohn bezahlt werden musste, ein florentinischer Gulden pro Monat, auch als Dank für die "Befreiung" von den Franzosen, womit übrigens Zwingli als mit Pension belohnter päpstlicher Feldprediger am 4. Oktober 1512 in einem Brief an Vadian den Kriegszug rechtfertigte. Der König von Frankreich war für ihn der "tyrannus Francorum", also der damalige Putin, wohingegen den Gesandten des Papstes zugejubelt wurde, es gab bei dieser Gelegenheit zum Beispiel für Glarus, auch Obwalden; Nidwalden, Uri und noch andere die bekannten Julius-Panner, ausserdem Gratis-Studienplätze an der Universität von Pavia, wo im Spätsommer 1515 der Glarner Professor in Basel, Heinrich Glarean, seine Professur anzutreten gedachte, woraus aber dann wegen der Niederlage in Marignano nichts wurde. Dafür wurde dann mit dem Sieger von Marignano 1516 ein Abkommen geschlossen, ebenfalls mit Gratisstudienplätzen für Eidgenossen aller Kantone incl. Rottweil, ein Vertrag, der bis zur Franz. Revolution in Kraft blieb. Die eidg. Kriegszüge verfolgten damals ähnliche Interessen wie der Bundesrat heute mit seinen bilateralen Verträgen. Nach Marignano hat Zwingli dies freilich alles total abgelehnt, jedoch die päpstliche Pension noch bis ca. 1522 entgegengenommen, noch im September 1522 die beste und schönste Marienpredigt gehalten, als vielfach eingeladener Engelweih-Prediger in Einsiedeln. Die Wende zum Reformator erfolgte abgesehen vom Fastenbrechen 1522 dann an der Zürcher Disputation von 1523, in welche Papst Hadrian VI. , der hoffnungsvolle Kurzzeit-Papst, nicht mehr einzugreifen vermochte. Noch bei seiner Wahl (1522) glaubte er, sich mit Zwingli und Zürich einigen zu können, doch wurde sein Gesprächsangebot erst mit mehrmonatlicher Verspätung, wohl erst nach dem Tode Hadrians, in Zürich abgeliefert. Werde das indes noch genauer ausführen, es handelt sich hier teilweise um weisse Flächen der schweiz. Reformationsgeschichte. Über Zwinglis Verdienste beim Pavierzug, als er noch Papst-Anhänger war, hat der sonst sehr seriöse Bullinger in seinen ausführlichen Chroniken leider nicht berichtet. Die besten Quellen dazu finden sich im Staatsarchiv Fribourg.

        Diese Sachen sind noch genauer erklärt u.a. im Jubiläumsband "Mystiker - Mittler - Mensch - 600 Jahre Niklaus von Flüe", herausgegeben u.a. von Roland Gröbli und Markus Ries, mit einem Aufsatz von mir, der einiges über meine 500-Seitenbiographie "Ich Bruder Klaus von Flüe" hinausgeht, so wie z.B. Markus Ries die Beziehungen mit Mailand wesentlich weitergeführt hat. Immerhin war der Gesandte des Herzogs von Mailand bei seinem Besuch bei Klaus der Überzeugung, dieser Einsiedler sei "informato del tutto", ein gewaltiges Kompliment. Als Mann des Friedens liess sich Bruder Klaus trotzdem von keiner Seite über den Tisch ziehen.
        • user
          Viktor Hürlimann 07.05.2025 um 09:42
          Sehr geehrter Herr Meier
          Ganz herzlichen Dank für Ihre Antwort. Da gibt es meinerseits einiges zu vertiefen. Alles Gute und einen gefreuten Tag.