In einem Grossteil der Welt gehen Regierungen repressiv gegen politische Oppositionelle, Aktivisten und Journalisten vor, schreibt die geschäftsführende Direktorin von «Human Rights Watch», Tirana Hassan, in ihrer Einleitung. Bewaffnete Gruppen und staatliche Streitkräfte töten unrechtmässig Zivilisten, vertreiben viele aus ihren Heimatorten und blockieren den Zugang zu humanitärer Hilfe.
«Human Rights Watch» prangert die internationale Untätigkeit und «Komplizenschaft» von Staaten bei Rechtsverstössen an, etwa im Gazastreifen, im Sudan, in der Ukraine und auf Haiti. Regierungen, die nachdrücklich den Schutz der Menschenrechte betonten, aber Verstösse verbündeter Staaten ignorierten, öffneten jenen Tür und Tor, die die Legitimität der Menschenrechte infrage stellten, warnte Tirana Hassan, bei der Vorstellung des Berichts in New York. Eine solche Haltung sei unverantwortlich und gefährlich.
Das vergangene Jahr habe wieder einmal eine «allzu oft verkannte Realität deutlich gemacht: Liberale Demokratien sind nicht immer verlässliche Verfechter der Menschenrechte, weder zu Hause noch im Ausland.» Die Menschenrechtsorganisation zeigt sich auch besorgt über erstarkende autoritäre Regierungen weltweit.
In Ländern wie Russland, El Salvador und der Sahelzone setzen autoritäre Führer Angst und Desinformation ein, um die Menschen zu unterdrücken. Sorge äussert der Bericht auch mit Blick auf Europa. Hier würden wirtschaftliche Stagnation und Sicherheitsfragen von immer mehr Staaten als Vorwand genutzt, um eine Einschränkung der Rechte von Randgruppen, Migranten, Asylsuchenden und Flüchtlingen zu rechtfertigen.
«Human Rights Watch» weist explizit auf bestimmte Länder hin.
In Afghanistan hat die Unterdrückung von Frauen und Mädchen sowie von Minderheiten durch die Taliban weiter zugenommen. So wurde «eines der letzten Schlupflöcher hinsichtlich des Bildungsverbots für ältere Mädchen und Frauen geschlossen, indem sie ihnen nun auch den Besuch eines Medizinstudiums verbieten».
China hat in Hong Kong ein neues Sicherheitsgesetz eingeführt, in dessen Rahmen Dutzende von Personen in einem Massenprozess zu Haftstrafen verurteilt wurden. In Xinjiang leiden Hunderttausende von Uiguren weiterhin unter Überwachung, Gefangenschaft und Zwangsarbeit.
In Haiti nahm die Gewalt katastrophale Ausmasse an. Kriminelle Gruppierungen töteten Tausende Menschen, rekrutierten Kinder und vergewaltigten Mädchen und Frauen.
Im Sudan herrscht einer der brutalsten Kriege der Welt. Im Konflikt zwischen der sudanesischen Armee und den «Rapid Support Forces» (RSF) kommt es immer wieder zu Gräueltaten gegen Zivilisten. Die RSF betreibe eine ethnische Säuberungskampagne in West Dafur.
Angriffe auf die Religionsfreiheit
In etlichen Fällen verzeichnet «Human Rights Watch» Angriffe auf die Religionsfreiheit und religiöse Minderheiten, etwa unter der Herrschaft der radikalislamischen Taliban in Afghanistan, aber auch im Zuge der Unruhen in Bangladesch oder gegen Christen in Burkina Faso.
China wird unter anderem für die Verfolgung der muslimischen Uiguren und der Falun-Gong-Bewegung sowie für die enge Begrenzung erlaubter Religionsausübung kritisiert, einschliesslich der ideologischen Erziehung von Leitungsfiguren. In dem Zusammenhang wird das im Oktober erneuerte Abkommen mit dem Vatikan erwähnt, das der Regierung in Peking Mitsprache bei der Ernennung von Bischöfen gebe, während die Verfolgung katholischer Hauskirchen andauere.
Weitere Übergriffe, Verfolgungen und Diskriminierungen, die auf Angehörige bestimmter Glaubensrichtungen zielen, nennt der Bericht für zahlreiche Länder. Darunter sind Eritrea, Indien, Indonesien, der Iran mit seinem Vorgehen gegen die Minderheit der Baha'i, ferner Malaysia, Nicaragua mit seinen Massnahmen gegen katholische Regierungskritiker, weiter Pakistan und Russland, aber auch die Ukraine wegen ihrer Restriktionen gegen die russisch-orthodoxe Kirche, schliesslich Saudi-Arabien, Sri Lanka, Turkmenistan, Usbekistan und Vietnam.
Der «World Report 2025» in Englisch
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