Erzbischof Joan Pelushi (Bild: Kisha Orthodhokse Autoqefale e Shqipërisë)

Weltkirche

Metro­po­lit Joani wird Erz­bi­schof von Tirana, Durrës und ganz Albanien

Am 16. März 2025, dem Sonn­tag des hei­li­gen Gre­gor Pala­mas, wurde in Tirana ein bedeu­ten­des Kapi­tel in der Geschichte der Ortho­do­xen Kir­che Alba­ni­ens auf­ge­schla­gen: Joani Pelu­shi (69), bis­her Metro­po­lit von Korça, wurde zum Erz­bi­schof von Tirana, Durrës und ganz Alba­nien gewählt. Damit tritt er die Nach­folge von Erz­bi­schof Ana­st­asios Yan­nou­la­tos (1929 – 2025) an, der über drei Jahr­zehnte das geist­li­che und kul­tu­relle Leben der ortho­do­xen Kir­che Alba­ni­ens geprägt hat. Diese Wahl ist weit mehr als ein kirch­li­cher Amts­wech­sel – sie eröff­net zugleich neue Per­spek­ti­ven für den öku­me­ni­schen Dialog.

Die Wahl von Erzbischof Joani erfolgte gemäss orthodoxer Tradition durch die Heilige Synode – jenem Gremium, in dem die Bischöfe der orthodoxen Kirche Albaniens gemeinsam beten, beraten und entscheiden. Der neue Primas der albanischen Kirche wurde nicht ernannt, sondern gewählt – nach Gebet, in offener Abstimmung und im Bewusstsein einer gemeinsamen Verantwortung für das geistliche Wohl des Volkes Gottes. Diese Wahl ist Ausdruck eines gelebten synodalen Prinzips, das der orthodoxen Kirche wesentlich ist. In seinen Predigten betont Erzbischof Joani den Geist der Öffnung und des Dialogs. Er versteht Leitung als Dienst an den Gläubigen, nicht als Machtausübung. Einheit will er durch gemeinsames Hören auf den Heiligen Geist und durch das Teilen eines geistlichen Weges fördern.
 


Ein Bischof mit ökumenischem Weitblick
Die Wahl von Erzbischof Joani ist auch für den interkirchlichen Dialog von besonderer Bedeutung. Als Theologe, Übersetzer und Initiator zahlreicher interreligiöser Projekte hat er die Orthodoxe Kirche Albaniens als lebendige Brücke zwischen Ost und West etabliert. Seine theologische Ausbildung an der «Holy Cross Greek Orthodox School of Theology» in Boston, seine Mitwirkung im «Ökumenischen Rat der Kirchen» sowie in bilateralen theologischen Kommissionen belegen seine umfassende ökumenische Kompetenz. Joani war über drei Jahrzehnte eine prägende Persönlichkeit beim Wiederaufbau der albanischen Kirche nach der kommunistischen Diktatur. Seine Übersetzungen grundlegender dogmatischer Werke – etwa des heiligen Basilius des Grossen («Über den Heiligen Geist») – haben eine neue theologische Sprache geschaffen und damit ein Fundament für eigenständige orthodoxe Theologie in albanischer Sprache gelegt. Seine Verdienste wurden durch zahlreiche Ehrungen im In- und Ausland gewürdigt. Als Primas wird er dieser Linie geistlicher und wissenschaftlicher Öffnung Kontinuität verleihen – mit ökumenischer Ausstrahlung.

Weg der Erneuerung
Die Unterschiede im Verständnis kirchlicher Leitung zwischen Ost und West zeigen, wie vielfältig kirchliches Leben organisiert sein kann. Im Mittelpunkt steht dabei stets das Verständnis von Leitung als Dienst – nicht als Macht. Die Ökumene lebt vom Vertrauen, vom Dialog und von Persönlichkeiten, die Brücken bauen – in Treue zur eigenen Tradition und im Geist der Liebe. Mit Erzbischof Joani erhält dieser Weg eine weitere glaubwürdige Stimme – aus dem Herzen des Balkans, an der Nahtstelle von Kulturen und Religionen. Ein Zeichen der Hoffnung – für Albanien, für Europa und für alle, die an die heilende Kraft der christlichen Einheit glauben.


Mike Qerkini


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Bemerkungen :

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    Daniel Ric 23.03.2025 um 08:06
    Vielen Dank für diesen Artikel. Es ist schön zu sehen, wie die albanischen Christen, die unter der Diktatur stark gelitten haben, weiterhin ihren Glauben pflegen und Christus treu sind. Die albanischen Christen haben der Welt eine der grössten Heiligen geschenkt (auch wenn sie aus Mazedonien stammte). Mutter Teresa ist auch ein Vorbild, was die Ökumene und den interreligiösen Dialog betrifft. Obwohl sie ihr ganzes Leben Christus und der Kirche schenkte und aufopferte, hatte sie keine Scheuklappen an, was den Glauben anderer Menschen betrifft. Die folgenden Worte von Mutter Teresa bleiben unvergessen: "Es gibt nur einen Gott, und er ist der Gott aller, daher ist es wichtig, dass man alle Menschen als vor Gott gleich ansieht. Ich habe immer gesagt, wir sollten einem Hindu helfen, ein besserer Hindu zu werden, einem Muslim, ein besserer Muslim zu werden, und einem Katholiken, ein besserer Katholik zu werden.
    Ob Hindu, Muslim oder Christ: Wie du dein Leben lebst, beweist, ob du ihm ganz gehörst oder nicht. Wir dürfen nicht urteilen oder verurteilen. Was allein zählt, ist, dass wir lieben."
    Diese Worte sind keine Absage an die Evangelisierung, sondern die Aufforderung, jeden Menschen als von Gott erschaffen zu sehen und den Glauben nicht als Hammer zu verwenden, um den Mitmenschen zu schlagen.
    • user
      Stefan Fleischer 23.03.2025 um 11:29
      So wie ich die Schrift verstehe lautet der Auftrag, den der Herr seinen Jüngern gab: «Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe." (Mt 28,19) Ich nehme an, dass Mutter Theresa ihre Aussage auf der Basis dieser Schriftelle verstanden und gelebt werden möchte.
      • user
        Daniel Ric 23.03.2025 um 16:27
        Dies sagte Jesus nach seiner Auferstehung. Zuerst lebte er 30 Jahre bescheiden und demütig unter den Menschen, Dann wirkte er 3 Jahre lang öffentlich unter den Menschen und erfüllte sein Werk bis ans Kreuz. Wir dürfen die Lehre Jesu nicht verkürzen, indem wir ihn auf einzelne Sätze reduzieren. Es war sein Handeln, das die Menschen beeindruckte und seinen Jüngern den Glauben schenkte, dass er Gottes Sohn ist. Nur durch das Reden über das Evangelium werden wir niemanden zu Christus führen. Dazu passt auch das Wort von Franz von Assisi an seine Mitbrüder. "Verkündet überall das Evangelium, wenn nötig auch mit Worten."
        • user
          Stefan Fleischer 23.03.2025 um 18:09
          Bitte weichen Sie nicht aus. Was ist konkret der Auftrag Christi an uns? In einer anderen Diskussion musste ich schreiben:
          Ein grosses Problem der Kirche von heute ist -wiederum nach meinen persönlichen Erfahrungen – dass die Seelsorge, verstanden als die Sorge um das ewige Heil der unsterblichen Seelen (wie diese in unserem Religionsunterricht definiert wurde), immer mehr vernachlässigt und durch die Sorge um das irdische Heil des Menschen ersetzt wird.
          • user
            Daniel Ric 23.03.2025 um 22:31
            Der konkrete Auftrag Jesu an uns ist die Nachfolge. Dass die Nachfolge beinhaltet, die Kriterien sehr ernst zu nehmen, die Jesus in Mt. 25, 31-46 nennt, steht für mich ausser Frage. Daher ist eine strikte Trennung zwischen irdischem und ewigem Heil mit der katholischen Theologie nicht vereinbar. Wer ernsthaft das ewige Heil seines Nächsten möchte, wird ihm auch helfen, seine zeitlichen Bedürfnisse, sofern diese nicht Gottes Gebote übertreten, zu stillen. Das Beispiel so vieler Heiliger verdeutlicht dies.
            • user
              Stefan Fleischer 24.03.2025 um 08:59
              Da haben Sie natürlich Recht. Ich habe aber nie von einer strikten Trennung von irdischem und ewigem Heil gesprochen. Im Gegenteil. Ich wollte nur deutlich machen, dass man das ewige Heil nie vergessen darf, wie dies leider heute oft geschieht. Die Sorge um das ewige Heil des Menschen ist übrigends meines Erachtens der Erfolg versprechendste Weg zu einer besseren Welt hier und jetzt.
    • user
      Claudio 23.03.2025 um 15:41
      Das Zitat stammt von Ghandi. Urteilen über Menschen dürfen wir nicht. Häresien oder Irrtümer beim Namen nennen ist ein Akt der Nächstenliebe.
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    Stefan Fleischer 22.03.2025 um 23:56
    In der Ökumene läuft m.E. einiges falsch. Dabei ist der Wille unseres Herrn ganz klar: «Sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast» (vgl. Joh 17,20-26 - Jesu Fürbitte für alle Glaubenden)
    Solange die Welt (heute mehr als je) sieht, dass seine Jünger gespalten und zerrrissen sind, wird sie nur schwer erkennen, dass der Vater den Sohn gesandt hat, «um sein Volk aus seinen Sünden zu erlösen.» (Mt 1,21) Von einer solchen Einheit aber sind wir noch weit entfernt. Wenn wir nun hingehen und so tun, als ob wir bereits mehr oder weniger eins seien, so ist das eine glatte Lüge. Und eine solche ist sicher nicht Gottes Willen. Selbstverständlich können wir in Frieden leben und zusammenarbeiten überall dort, wo es um irdische Belange geht. Ebenso dürfen wir auch in Fragen der Liturgie und Frömmigkeitsformen etc. die Vielfalt pflegen, aber nur so lange, als diese nicht auf grundlegenden Differenzen in Glaubenswahrheiten beruht. Und wo wir Einheit demonstrieren, wo wir eine Seite der anderen am liebsten die Kehle durchneiden würde, hört der Spass endgültig auf.
    Christus ist "der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater ausser durch mich." (Joh 14,6) Es gibt nur einen Christus und deshalb nur einen Weg und eine Wahrheit. Wir aber haben den Auftrag: «Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht; weise zurecht, tadle, ermahne, in unermüdlicher und geduldiger Belehrung.» (2.Tim 4,2)
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    Claudio Tessari 22.03.2025 um 10:35
    Die Ökumene lebt vom Vertrauen, vom Dialog und von Persönlichkeiten, die Brücken bauen – in Treue zur eigenen Tradition und im Geist der Liebe. Zitat Ende

    Ich finde dieser Satz kann auch falsch verstanden werden. Was heisst Treue zur eigenen Tradition? Es gibt nur eine Tradition, jene welche durch den Heiligen Geist die Kirche führt. Seit dem Schisma 1054 ist die Orthodoxie von der lebendigen Tradition abgewichen. Wahre Ökumene ist immer eine Rückkehr Ökumene. Auch wenn die Orthodoxie uns Nahe steht, so ist sie dennoch getrennt von der Kirche Christi. Papst Benedikt hat das im Dokument Dominus Jesus auf den Punkt gebracht und auch den Orthodoxen gesagt, es gibt KEINE Schwesterkirche. Im Dialog mit dem Patriarchen, der Benedikt darauf angegriffen hat, bekräftiget Benedikt, dass Jesus nur eine Kirche gegründet hat. Von daher kann eine wahre Ökumene, nur jene sein, in Liebe die getrennten Brüder, ob jetzt Orthodoxe oder Protestanten, zurück zur Kirche zu führen. Alles andere wäre keine wahre Ökumene, und keine wahre Nächstenliebe.
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      Adelina 22.03.2025 um 14:01
      Interessant – wenn wahre Ökumene nur Rückkehr bedeutet, dann wäre der Dialog ja eigentlich überflüssig. Da reicht dann ein Navigationsgerät und ein Bus zurück nach Rom. Ich denke, echter Dialog beginnt dort, wo wir es aushalten, dass der Heilige Geist grösser ist als unsere Kategorien. Dominus Jesus ist kein Abbruchunternehmen, sondern ein Versuch, Wahrheit in Liebe zu sagen – nicht als Türsteher, sondern als Bruder.
      Die Kirche atmet – wie Papst Johannes Paul II. gesagt hat – mit zwei Lungenflügeln, Ost und West. Wahre Ökumene lebt davon, nicht nur Rückkehr, sondern auch gemeinsames Voranschreiten im Geist Christi zu denken. Dominus Jesus bleibt ein wichtiges Dokument, aber selbst Papst Benedikt hat die Orthodoxie als „echte Teilkirche“ mit gültiger Eucharistie anerkannt. Vielleicht ist es nicht unsere Aufgabe, Brücken einzureissen, bevor sie überhaupt betreten wurden.
      Aber gut – wenn Dialog sowieso sinnlos ist, dann ist Kardinal Kurt Koch nicht nur wegen seiner Pension demnächst arbeitslos. Vielleicht können wir ihm dann ein Ticket für den „Rückfahrbus ins Bistum Basel“ buchen.
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        Daniel Ric 23.03.2025 um 07:49
        Ich danke Ihnen für Ihren Kommentar, dem ich vollumfänglich zustimme. Selbstverständlich braucht Ökumene Dialog und die Bereitschaft, anderen Menschen zuzuhören. Das Ziel muss es sein, Spaltung zu überwinden. Hierfür sollten wir als Katholiken uns auch immer mit einer gesunden Selbstkritik fragen, was der Grund für die damalige Spaltung war. Die Orthodoxen sind zweifelslos Glaubensbrüder und Glaubensschwestern und das gemeinsame Voranschreiten im Geist Christi, wie Sie es nennen, ist unsere Aufgabe. Dabei geht es nicht um eine Relativierung des eigenen Glaubens (der ohnehin de facto identisch ist mit demjenigen der Orthodoxen), sondern um das gemeinsame Streben, Gottes Willen zu erkennen und zu erfüllen.