Einsiedeln ist immer eine Wallfahrt wert! Bei gutem Wetter und angenehmen Temperaturen strömten am Samstag, 17. Mai, über 1600 Menschen aus allen Ecken und Enden der Schweiz zu der imposanten Benediktinerabtei im Herzen der Schweiz, um mit ihren Bischöfen und Dutzenden von Priestern und Ordensleuten vor der Schwarzen Madonna zu beten. Allein aus dem Tessin reisten mit Extrazügen und Bussen 550 Einzelpersonen und Familien an, was den Apostolischen Administrator Alain de Raemy mit Stolz erfüllte, wie er auf der Rückreise im Zug bekannte, bevor er sich auf den Weg nach Rom zur Amtseinführung von Papst Leo XIV. machte. Die Pilgerinnen und Pilger waren der Einladung der Schweizerischen Bischofskonferenz SBK gefolgt, um das von Papst Franziskus eingeläutete Heilige Jahr 2025 unter dem Motto «Spes non confundit» (Die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen») zu begehen und eine besondere Gnade zu empfangen.

Auszug aus der Klosterkirche. (Bilder: Kathrin Benz)
Nationale Wallfahrt nach Einsiedeln im Zeichen der Hoffnung
Gut 1600 Menschen aus der ganzen Schweiz sind am Samstag dem Aufruf ihrer Bischöfe zur Teilnahme an der Nationalen Wallfahrt nach Einsiedeln gefolgt. Gemeinsam beteten sie vor der Schwarzen Madonna für Hoffnung und Frieden.

Die verschiedenen Pilgergruppen und besonders die Mitarbeitenden der SBK hatten die Wallfahrt aufmerksam und liebevoll vorbereitet, sodass im gewohnten Schweizer Sprachengewirr dank einer Handy-App sowie Heften mit den Übersetzungen der Liturgie und den Noten der Lieder und der gregorianischen Wechselgesänge alle auf ihre Rechnung kamen. In der voll besetzten Klosterkirche, an den Bildschirmen auf dem Vorplatz sowie dank einer Live-Übertragung via Radio konnten die Gläubigen an der feierlichen Messe teilnehmen. Mit von Partie war auch Bischof Martin Krebs, Apostolischer Nuntius in der Schweiz. Die Predigt hielt Bischof Charles Morerod von Lausanne, Fribourg und Genf als SBK-Präsident, der zwischendurch einen Text nicht mehr fand und unter leisem Gelächter der Gläubigen nach seinem Handy greifen musste.
Bischof Morerod wechselte zwischen den drei Landessprachen: «Wir feiern heute die Hoffnung. Aber woher kommt diese Hoffnung, die so wichtig ist und vielen Menschen fehlt, sodass manche jungen Leute nicht einmal mehr eine Familie gründen wollen?» Man könnte die Ansicht vertreten, als Christ sage man zwar viele schöne Dinge: «Aber geschehen diese Dinge dann auch? Ja!», betonte er. Aber Frieden und Hoffnung, nach der sich so viele Menschen so brennend sehnen, kommen von Gott, nicht von uns selbst.
Er selbst sei als junger Mann beim Besuch von Papst Johannes Paul II. in der Schweiz von dessen Begeisterung für ein Leben, das es wert ist zu leben, mitgerissen worden. Inzwischen habe er immer wieder erlebt, wie Gott tatsächlich «Gefangene befreit und Frieden bringt». Er habe dies sogar in Extremsituationen erlebt wie bei Missbrauchsopfern oder auf Besuchen in Gefängnissen, wenn Menschen die Erfahrung machten, dass Christus auch und gerade für sie gelitten habe. «Warum ist das Kreuz, ein Folterinstrument, das Zeichen der Hoffnung? Weil wir darin sehen, was Christus für die Sünden von jedem von uns erlitten hat. Er hat sein Leben für jeden von uns gegeben. Wenn wir das vor Augen haben, wird die Welt besser. Wenn wir selbst Hoffnung in die Welt bringen wollen, werden wir enttäuschen. Wenn wir aber an Ihn denken, dann wird es Hoffnung und Frieden geben.»
Nach dem Gottesdienst verteilten sich die Pilgergruppen, um in den Gärten und Höfen rund um die Klosteranlage in entspannter Atmosphäre mit den Bischöfen ins Gespräch zu kommen und zu meditieren. Der Sittener Bischof Jean-Marie Lovey begleitete eine grössere Gruppe von Pilgern auf eine nahe Anhöhe, um zu einem Text von Charles Péguy über die Hoffnung nachzudenken, und er bat die Anwesenden, marianische Lieder aus ihren Regionen anzustimmen. Der Einsiedler Abt Urban Federer in Begleitung von Bischof de Raemy führte eine andere Gruppe zu einer Statue des heiligen Benedikt, wo er von der benediktinischen Regel und dem monastischen Leben erzählte. Vor dem atemberaubenden Panorama der Einsiedler Umgebung und im ungezwungenen Miteinander zeigte sich in aller Deutlichkeit, dass die Kirche keine starre Institution ist, sondern eine vielfältige und lebendige Gemeinschaft.
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