Einen solchen Faux Pas mag man Simon Spengler denn doch nicht zutrauen. Tatsächlich heisst es in der Medienmitteilung der «Katholischen Kirche im Kanton Zürich» vom 12. Februar 2025: «Mehr als die Hälfte der Bevölkerung gehört einer kleineren Religionsgemeinschaft an oder ist konfessionslos.» Diese Medienmitteilung nimmt ihrerseits Bezug auf die gleichentags vom Kanton Zürich veröffentlichte aktuelle Religionsstatistik. Darin heisst es: «Ende 2024 waren 22,4 Prozent der Zürcher Bevölkerung evangelisch-reformiert und 20,9 Prozent römisch-katholisch […] Im Vergleich zum Vorjahr haben die beiden grossen Kirchen weiter Mitglieder verloren, die evangelisch-reformierte rund 11 700 (-3,1 Prozent), die römisch-katholische 10 000 (-2,9 Prozent). Das ist für beide Kirchen nach dem historischen Rückgang des vergangenen Jahres der zweitgrösste jemals erfasste Mitgliederschwund innerhalb eines Jahres.»
Simon Spengler beschwor in Reaktion auf diese ernüchternden Zahlen die sozialen Wohltaten der Kirche: Die Bevölkerung schätzt nicht nur das soziale Engagement der Kirche, vielmehr wird dieses von einer «überwältigenden Mehrheit» sogar ausdrücklich erwartet. Dieses setzt dort an, wo staatliche Unterstützung fehlt, Einkommen und Sozialhilfe nicht ausreichen, um die wichtigsten Ausgaben zu decken.
Ein durch und durch ehrenwertes Engagement, zweifelsohne. Simon Spengler setzt darüber hinaus auf die Karte «Vorwärtsstrategie»: «Die römisch-katholische Kirche will auch darum um die Menschen kämpfen, die sich einen Austritt überlegen und mit konsequenten Massnahmen zur Missbrauchsbekämpfung und Prävention ihr Vertrauen zurückgewinnen.» Ein lobenswertes Unterfangen auch dies.
Allerdings: Auf die naheliegende Frage, weshalb im gleichen Zeitraum die protestantische Kirche in relativen und absoluten Zahlen mehr Mitglieder verlor als die römisch-katholische Kirche (3,1 % : 2,9 % / 11 700 : 10‘000), bleibt Spengler die Antwort schuldig, geht darauf gar nicht erst ein. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Missbrauchsskandale von den Mainstream-Medien bis dato praktisch ausschliesslich der Katholischen Kirche angelastet wurden.
Ausgeblendet wurde auch die Frage, ob nicht gerade die von kirchenamtlichen Medien systematisch betriebene Nestbeschmutzerei auch zu den wesentlichen Ursachen des Mitgliederschwundes gerechnet werden muss. Simon Spengler darf sich da ganz besonders angesprochen fühlen. Im letzten Newsletter («Grüss Gott Zürich») des vergangenen Jahres räumte er ein, angefleht worden zu sein, eben diese letzte Ausgabe möge doch bitte schön «einfach weihnachtlich sein». Spengler äusserte Verständnis, gab aber postwendend zu verstehen, dass er sich um dieses nur allzu berechtigte Anliegen zu foutieren gedenkt: «Vorsicht: Weihnachten ist nicht harmlos!» Spengler liess seiner Warnung Taten folgen. Da ist im Folgenden von Hirten die Rede, die nach Schafsmist und Schweiss stinken, den Parias der damaligen Gesellschaft; von einem Stall in Bethlehem voller Elend, Schmutz und Zukunftsangst. Und natürlich darf in diesem Newsletter alias «Weihnachtsbrief» eine geradezu voyeuristisch breitgetretene Story über einen sogenannten «Prügel-Pater» nicht fehlen.
Ob ein solcher Mann berufen ist, glaubwürdig als Herold einer erneuerten Kirche aufzutreten?
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Johannes 8,1-11 DAS NEU TESTAMENT, Verlag Herder 2005
Jesus aber ging auf den Ölberg. In der Frühe erschien er wieder im Tempel und alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte sie. Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau herbei, die beim Ehebruch ertappt worden war, stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt worden. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du dazu? Das sagten sie, um ihn auf die Probe zu stellen, damit sie eine Anklage gegen ihn hätten. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie jedoch hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie. Dann bückte er sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie das gehört hatten, gingen sie weg, einer nach dem anderen, von den Ältesten angefangen. Er blieb allein zurück mit der Frau, die in der Mitte stand. Da richtete sich Jesus auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie? Hat keiner dich verurteilt? Sie aber antwortete: Keiner, Herr! Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!
Gemessen an Ihren vielen Kommentaren, die einander wie ein Ei dem andern gleichen, ist es vermutlich vergebene Liebesmüh, Ihnen erklären zu wollen, was das Wesen der Kirche ist. Ich versuche es trotzdem: Hauptaufgabe der Kirche Jesu Christi, verwirklicht in der katholischen Kirche - so lehrt es das 2. Vatikanische Konzil -, ist es, die Menschen zu Gott und damit zum ewigen Leben zu führen. Das tut sie, indem sie die Sakramente spendet, insbesondere das hl. Messopfer feiert (Liturgie), uns Menschen den Willen Gottes kundtut (Verkündigung) und die Not auf dieser Erde zu lindern versucht (Diakonie). Sie handelt im Auftrag Christi und darf deshalb keine Rücksicht auf Befindlichkeiten und Forderungen des Zeitgeistes nehmen. Ihre Lehre ist demnach weder "mittelalterlich" noch "neuzeitlich", sondern gilt für alle Menschen aller Länder und aller Zeiten. Da nun Gott dem Menschen einen freien Willen gegeben hat, steht es diesem frei, sich für den Zeitgeist und gegen Gott zu entscheiden. Dass heute so viele Menschen Letzteres tun, das ist die eigentliche Tragik und nicht so sehr der formelle Austritt aus der Kirche, vollzogen von Menschen, die der Kirche innerlich längst den Rücken gekehrt haben.
Vielleicht sollten Sie wieder einmal das 6. Kapitel aus dem Johannesevangelium lesen, besonders die Verse 60 ff. Dort wird geschildert, wie Jesus mit den Forderungen nach einer "zeitgemässen" Lehre umgegangen ist ...
Man denke an Kinderopfer für den Götzen Moloch, an Selbsterlösungslehren oder an eine gewisse kopfabschneidende Religion des Friedens. Wirklich alle gleich wertvolle Wege zur Wahrheit?
Ich bin jung und kenne viele junge. Wir haben kein Problem mit einer Kirche die sich an eine zeitlose Wahrheit hält. Wir stören uns aber daran, dass die Wahrheit in vielen Pfarreien nicht mehr interessiert und nicht gelebt wird.
Nichts für ungut.
Lg und Gottes Segen.
Das Aufspringen auf die „sexual Revolution“ hat uns diese Misere beschert. Niemand braucht lauwarme Katholiken, Jesus war sehr deutlich was das anbelangt.