(Bild: Niklaus Herzog/swiss-cath.ch)

Mit spitzer Feder

Non-​binärer Käse

Ein schrä­ger Wer­be­slo­gan soll dem lah­men­den Umsatz auf die Sprünge hel­fen: «Alle sind jetzt non-​binär und lie­ben diver­sen Tilsit*er.»

Ob gelungen oder nicht: Der Reimvers würde im Halse stecken bleiben, könnte den ersehnten Aufmerksamkeitsbonus fraglos für sich verbuchen – wäre da der Hals verflixterweise nicht bereits verstopft: durch eben diesen Tilsiter selbst: ein überaus fader, weil eben non-binärer Käse. Da lob ich mir die pfiffig-würzige Werbung für den ebenso würzigen, aromatischen Appenzellerkäse – echt binär!

Was im Reich des Käses durchaus seine Berechtigung haben mag, mutiert im Reich des Geistes schnell einmal zum Mega-Gender-Gaga. Wie die NZZ zu berichten weiss, wollte der zuständige Abgeordnete im Jahre 2021 zur Eröffnung des US-Kongresses sein Einführungsgebet wie üblich mit dem Schlusswort «Amen» bekräftigen. Doch gerade noch rechtzeitig entdeckte er – oh Schreck – in diesem Wort die Silbe «men»: Eine binäre, antifeministische Diskriminierung sondergleichen! Im letzten Moment gelang es ihm, der gesellschaftlichen Ächtung zu entgehen, indem er gendergerecht mit den Worten schloss: «A-men and A-women».

Die non-binäre Gaga-Welle ist mittlerweile schon längst über den Teich geschwappt, hat wie figura zeigt nicht nur das Reich des Käses, sondern auch jenes erfasst, das nicht von dieser Welt ist. So sollen sämtliche kirchlichen Ämter nicht nur Priestern, sondern auch allen Laien, pardon Laiinnen, voraussetzungslos offenstehen. Bleibt nur noch der Trost, in die geflügelten Worte von William Shakespeare einzustimmen: «Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode.»


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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Bemerkungen :

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    Martin Meier 21.01.2023 um 11:18
    Gut gebrüllt, Löwe! Nur verstehe ich dann nicht ganz, warum man in meinem Beitrag "Benedikt und Silvester" aus "Katholiken" "Katholikinnen und Katholiken" gemacht hat. Die deutsche Sprache ist nämlich viel frauenfreundlicher als man annehmen möchte. Während sie mit der grammatikalisch maskulinen Form "Katholiken", "Lehrer", "Schweizer", usw. alle Individuen der betreffenden Gruppe meint, hat sie mit der Form auf -in(nen) einen exklusiv für Frauen reservierten Ausdruck geschaffen. Ausserdem gibt es im Deutschen im Plural beim Artikel und den Personalpronomen nur noch weibliche Formen: Es heisst zwar "der Mann / die Frau / das Kind", aber "die Männer / die Frauen / die Kinder" und der Plural von "er / sie / es" ist immer nur "sie". Fazit: Die Verkomplizierung der Sprache unter dem Vorwand der Gleichberechtigung ist völlig überflüssig!
  • user
    Erich 20.01.2023 um 09:57
    Ich bin ein grosser Liebhaber von Tilsiter-Käse! Aber mit diesem „Werbe-Gaga“ provoziert man mich diesen Käse in Zukunft nicht mehr zu kaufen. Schade!