Mit Datum vom 30. Mai 2025 hat Davor Novakovic, Gründer und Präsident des «Vereins Vera Fides» einen «Offenen Brief» an die Schweizerische Bischofskonferenz geschickt. Die Laiengruppe «Vera Fides» sieht sich als Vertreterin aller Katholiken, die am Lehramt der Kirche festhalten wollen und an eine Zukunft der katholischen Kirche glauben.
Im «Offenen Brief» weist Davor Novakovic zunächst auf die Liturgie als Herz der Kirche hin: «Die Liturgie ist das Herz der Gotteskirche und das heilige Geschehen, in dem sich die Kirche Gottes unter der Leitung des Heiligen Geistes in tiefster Ehrfurcht mit dem Vater vereint. In der Eucharistiefeier wird Jesus Christus selbst gegenwärtig – in seinem Wort, im Priester, im Volk Gottes, aber vor allem in seiner leibhaften Hingabe im Allerheiligsten Altarsakrament.»
Doch nicht überall wird die Liturgie entsprechend gefeiert. Die Deutschschweizer Bischöfe selbst veröffentlichten am 5. Januar 2023 einen Brief an die Mitarbeitenden in der Seelsorge. Darin machten sie diese darauf aufmerksam, dass die Liturgie nicht zu einem Experimentierfeld persönlicher Vorhaben gemacht werden darf und dass die liturgischen Formen und Regeln auch in unserem Land gemäss den Bestimmungen der Bischöfe gelten.
In den letzten Monaten sind beim «Verein Vera Fides» zahlreiche Hinweise auf liturgische Missbräuche eingegangen, vor allem aus dem Gebiet des Bistums Basel. Einige konkrete Beispiele werden im Brief aufgeführt, so z. B.:
- Schloss Gränichen (Aargau)
Hochzeitsfeier mit Pfarrer Adrian Bolzern (vor seiner Laisierung): Die Brautleute spenden sich gegenseitig die Eucharistie, und der Pfarrer beauftragt danach den Bräutigam, den Leib Jesu an die Anwesenden zu verteilen. - Krypta im Dom von Arlesheim (Pastoralraum Birstal)
Segnung der Verbindung eines gleichgeschlechtlichen Paars in einer eigenen Feier (März 2025, René Hügin). - Röm.-kath. Pfarrei Olten
Ziborien mit konsekrierten Hostien werden regelmässig in einer Einkaufstasche durch einen Mitarbeitenden der Kirche in die Nachbarpfarrei, wo keine Eucharistiefeiern stattfinden, transportiert. (2025) - Röm.-kath. Pfarrei Paulus Birrfeld
In einer Eucharistiefeier konzelebriert die Seelsorgerin zusammen mit dem Priester am Altar. (April 2025)
In mehreren Fällen ging es um Laienseelsorgerinnen und Laienseelsorger, die sich neben der Albe auch eine Art Stola anlegen. Die Stola ist ein liturgisches Amtsabzeichen von Diakon, Priester und Bischof und darf deshalb nicht von Laien getragen werden.
Ein besonders schwerwiegender Fall betrifft den Pastoralraum Aare-Rhein. Der Pastoralraum ist aktuell ohne Priester. «Immerhin ist es gelungen, dass drei Gast-Priester in unregelmässigen Abständen in unseren Gemeinden Gottesdienst mit Eucharistie anbieten», so Pastoralraumleiterin Sabine Tscherner im Pfarrblatt. Und weiter «Wir sind sehr dankbar, dass Priester punktuell kommen, um mit unseren Gemeinden Eucharistie zu feiern. – ABER: ist das die Lösung?» Sie würden sich schon lange wünschen, dass neue Zugänge für das Dienstamt des Priesters eröffnet werden, doch: «Unsere Kirche wagt diesen Schritt nicht. Sie setzt auf Priester aus der Weltkirche.» Diese Rede von «Gast-Priestern» respektive «Weltpriestern» deutet an, worauf es hinausläuft: An vier Orten finden Erstkommunionfeiern statt, doch: «Es wird nicht überall eine Eucharistiefeier sein, weil wir nur mit uns vertrauten Priestern dieses Fest feiern wollen […] und wir stellen uns vor, dass in Zukunft immer an einem anderen Ort eine Erstkommunion ohne Eucharistiefeier stattfinden wird. Vielleicht macht gerade eine Erstkommunionfeier OHNE Priester deutlich, welch grosses Geschenk wir im gemeinsamen Priestertum aller Glaubenden in der Taufe erhalten haben.»
Dieser Pfarrblattartikel zeigt deutlich, dass die Verantwortlichen des Pastoralraums entweder massive theologische Defizite aufweisen oder sich bewusst gegen die Lehre der Katholischen Kirche stellen. Ohne Eucharistie kann keine Erstkommunion gefeiert werden, da das Entscheidende – die Wandlung – fehlt. Auch geht es bei der Eucharistiefeier nicht darum, mit dem Priester «vertraut» zu sein, handelt dieser doch in persona Christi capitis, das heisst, Christus selbst handelt durch den Priester. Zudem ist das gegeneinander Ausspielen von besonderem und allgemeinem Priestertum ein Verstoss gegen das Zweite Vatikanische Konzil («Lumen Gentium» 10).
Dem «Verein Vera Fides» wurden noch weitere liturgische Verfehlungen gemeldet:
- «Wir stellen fest, dass im Bistum Basel die Wortgottesdienste im Laiendienst, die ursprünglich für pastorale Notfälle gedacht waren, zur Norm geworden sind.
- Es ist weitverbreitete Praxis, dass die ausserordentlichen Spender der heiligen Kommunion auch in Eucharistiefeiern zum Einsatz kommen, wo sehr wenige Gläubige anwesend sind.
- Weiter ist es weitverbreitete Praxis, dass vor der Kommunionausteilung eine vorbehaltlose allgemeine Einladung an alle Anwesenden ausgesprochen wird.»
«Mit wachsender Sorge stellen wir fest, dass in vielen Pfarreien der Priesterdienst nicht mehr erwünscht ist», konstatiert Davor Novakovic.
Ein anderes Problem, auf das der «Verein Vera Fides» hinweist: In den Pfarreiblättern wird oft (absichtlich?) nicht aufgeführt, ob es sich beim «Gottesdienst» um eine Eucharistiefeier oder eine Wort-Gottes-Feier handelt.
Der Verein bittet die Bischofskonferenz, die liturgische Aus- resp. Weiterbildung der Seelsorgenden und Gläubigen zu intensivieren, damit die Gottesdienste wieder gemäss den Vorgaben der Kirche gefeiert werden. Er hofft auf die Möglichkeit eines offenen Dialogs mit den Bischöfen. «Möge der Heilige Geist uns Weisheit schenken, damit wir gemeinsam die Schönheit und Wahrheit des katholischen Glaubens neu zur Geltung bringen.»
Webseite des Vereins Vera Fides Link
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Der langen Rede kurzer Sinn: a.o. und o. Form des einen römischen Ritus sind gleichwertig, das Ausspielen der einen gegen die andere ist ein unnützer Machtkampf, der nur den inneren und äusseren Feinden der Kirche in die Karten spielt. Und ein Vorschlag zur Güte: Feiert die o. Form wieder vermehrt in der Kirchensprache, mit Kommunionbank und Mundkommunion und mit der Zelebrationsrichtung "versus Dominum", dann verstummt die Behauptung, die o. Form sei weniger wertvoll, bald.
Und, was noch festzuhalten ist: Viele Gläubige, die am Sonntag noch in die Kirche gehen, hören lieber einer Pastoralassistentin aus der eigenen Heimat zu, als einem Priester aus dem fernen Osten oder aus Afrika, dessen Deutsch niemand verstehen kann.
Sind sie katholisch?
*"konservativ" und "liberal" sind, auf Theologie bezogen, dumme Begriffe. Besser sind die Begriffe "orthodox" und "heterodox".
Ich denke unheimlicher Patriotismus ist hier fehl am Platz und wird in der Regel für ganz andere Gruppierungen gebraucht.
Vielleicht solltest Du einmal bedenken, was Mk in 8,33 schreibt: «Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.» Ich wünsche Dir, dass Du (und all die vielen anderen auf dem deutschen synodalen Irrweg) diesen Vorwurf nicht einst beim Gericht zu hören bekommen.
Es ist nicht nur die Liturgie, sondern es sind alle 7 Sakramente von den Missbräuchen betroffen. Mit den 7 Sakramenten spielt man nicht! Aus diesem Grund ist der Adressat der Papst.
Denen, welchen es ernst gilt, bleibt sowieso nichts anderes als eine Tridentinische Messe zu besuchen.
Die "Missbräuche" sind im System angelegt, und solange dies gefeiert wird (Papst Benedikt: ordentliche Form), geht die Ehre Gottes bachab.
Johannes der Evangelist schreibt am Weissen Sonntag: si testimonium hominum accipimus, testimonium Dei tamen maius, quod Deus testificavit de Filio, qui mundum vicit.
Das ist der übernatürliche Charakter von Messe, Priester und Kirche. Es ist grösser als wir, wie Jesus selbst sagt: Mein Vater ist grösser als Ich, darin besteht das Zeugnis.
Das hat man im Neuen Messsystem klammheimlich ausgemerzt.
Das Konzil von Trient sagt:
Canon 7 – Konzil von Trient, Session XXII (17. September 1562)
„Wenn jemand sagt, die Zeremonien, Gewänder und äußeren Zeichen, deren sich die katholische Kirche beim Messopfer bedient, seien eher Mittel zur Gottlosigkeit als zur Frömmigkeit: der sei mit dem Anathema belegt.“
Der Konzilskanon hat mit der heutigen Thematik auch formell nichts zu tun, weil es gar nicht um Leugnung der Riten geht, sondern um deren Amputation. Gewisse von Gott gewirkte Ausdrücke werden ausgemerzt, dadurch ist eben die Ehre dahin.
Menschen können noch lange hirnen, wenn es nicht vom Vater kommt, gelangen die Gläubigen nicht zu IHM.
Meine These ist auch nicht sedesvakantistisch.
Ich sage einfach, die Ehre Gottes hat nicht den ersten Platz in der Neuen Messe, das sieht man gerade an der Streichung der Pfingstoktav.
Pfingsten ist konstitutiv für Ostern, und nicht nur "Erfüllung".
Vor lauter Verschachtelungen oben verliert man die Übersicht.
Grundsätzlich wird in jeder gültigen (kanonischen) Messe Gott die Ehre erwiesen - Frage ist nur, wer die Messe konzipiert: Gott oder der Mensch.
Die Ehre besteht in der Wahrung der Überlieferung, wenn man frühere Päpste in den Regen stellt, schneidet man Gott die Ehre ab.
Finde es ein wenig lustig, dass 2023 der Bischof von St. Gallen einen Brief gegen liturgische Missbräuche unterschrieb, in seiner Kathedrale es aber zulässt, dass Laien die Evangeliumslesung halten. (Was nur einem geweihten Kleriker sprich Diakon, Priester oder Bischof vorbehalten ist)