Ausgerechnet Giuseppe Gracia! Als langjähriger Mediensprecher des Bistums Chur, sprich von Bischof Vitus Huonder und dessen rechter Hand Martin Grichting, vertrat er in der Öffentlichkeit ob gelegen oder ungelegen ihre am kirchlichen Lehramt orientierten Positionen. So verteidigte er in der «Arena»-Sendung des Schweizer Fernsehens mutig den Standpunkt der Katholischen Kirche betreffend den rechtlichen Status der gleichgeschlechtlichen Ehe.
Just wegen solcher, inhaltlich gleichgelagerter Positionsbezüge wurde er von eben diesem (und nicht nur von diesem) «Tages-Anzeiger» regelmässig durch den Kakao gezogen, gleichsam mit einem weltlichen Anathem bestraft. Hat nun dieses links-libertäre Flaggschiff der TX-Group urplötzlich einen Gesinnungswandel vollzogen? Schön wär's. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall.
Giuseppe Gracia versucht, sein Image als «Hardcore-Katholik» loszuwerden und so im säkularen Milieu Fuss zu fassen. Als Vehikel für seinen Befreiungsschlag dient ihm die eingangs erwähnte Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele: Im Westen dürfe eine Religion öffentlich getrost verhöhnt werden. Das im schweizerischen Strafrecht verankerte Blasphemieverbot (Art. 261) tut er kurzerhand als längst überflüssig gewordenes Relikt vergangener Zeiten ab, denn «religiöse Gefühle sind kein Gegenstand des Rechts». Eben doch. Wer sich z. B. wegen Verleumdung oder übler Nachrede in seinen Ehrgefühlen verletzt fühlt, kann die einschlägigen Strafbestimmungen von Art. 173ff. des Strafgesetzbuches in Anspruch nehmen. Weshalb ausgerechnet religiöse Gefühle nicht geschützt werden sollen, vermag nicht einzuleuchten. Es gilt vielmehr, dem Blasphemie-Straftatbestand wieder Nachachtung zu verschaffen, zu verhindern, dass diese Strafnorm toter Buchstabe bleibt. Letztere ist gerade angesichts neuer Herausforderungen besonders aktuell und relevant, nämlich im Hinblick auf das Spannungsverhältnis der wachsenden Zahl von Muslimen in den westlichen Gesellschaften.
Schliesslich gilt kein Grundrecht, auch nicht jenes der Meinungsäusserungsfreiheit, schrankenlos, selbst nicht in der Form einer Satire. Diese Freiheit findet ihre Schranke in der Glaubens- und Religionsfreiheit, welche die Meinungsäusserungsfreiheit nicht beliebig konterkarieren darf.
Mit seiner absurd-grotesken Kehrtwende um 180 Grad («Wer als Christ gegen die Freiheit der Blasphemie antritt, der tritt gegen die Freiheit selbst an») schiesst sich Giuseppe Gracia ins eigene Bein. Mit diesem Kotau, der sich fast wie ein Bewerbungsschreiben für eine Festanstellung bei der «WOZ» lesen lässt, dürfte er in den einschlägigen säkularen Milieus schwerlich auf offene Ohren stossen – zu durchsichtig ist dieser Befreiungsschlag.
https://www.tagesanzeiger.ch/olympia-eroeffnung-kritik-der-kirche-an-abendmahl-parodie-886400745156
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Ich habe Gracias Artikel gelesen und finde ihn als Zeit-Analyse denkschwach. Als ob es hier, vgl. auch die Oberreformierte Rita Famos, irgendwie um Kunst-Freiheit bzw. "Toleranz" gehen würde, als ob man zum Beispiel der katholischen Kirche bei den illustrationen Michelangelos (später z.T. leicht verdeckt) da noch in Sachen "Gewagtheit" irgendetwas beibringen müsste. Auch Dante und Boccaccio haben in ihren Werken um Welten mehr riskiert als die gemieteten Auftragskünstler in Paris, die wie 1936 die vergleichsweise sogar überdurchschnittlich begabte Filmemacherin Leni Riefenstahl nichts anderes gemacht haben, als im Rahmen eines absolut brutalen Kulturkampfes einem satanischen Zeitgeist gehuldigt. Vor allem hat Gracia keine Ahnung vom zivilreligiösen Charakter der Gender-Agenda, wo es knallhart, sicher konsequenter als bei einer herkömmlichen Sekte oder z.B. Scientology, um die missionarische Durchsetzung eines Menschenbildes geht, und zwar im direkten Kampf gegen Reste der christlichen Tradition. Es handelt sich um eine kultische Liturgie, weswegen selbst auch bei Musikwettbewerben. in der Schweiz bei Literaturpreisen es vielfach längst nicht mehr um die künstlerische Leistung geht, sondern um das Bekenntnis einer neuen Zivilreligion, was aber nicht offen deklariert wird. Dazu kommt, dass es z.B, wie in Frankreich im Namen des Staates und der franz. Kultur praktiziert wurde, mit Steuergeld auch gläubiger Nettozahler, siehe noch die sadistische Darstellung der Hinrichtung ihrer einstigen Königin, deren Todesurteil auf schändlichen Lügen basierte. Wäre es künstlerische Freiheit, man müsste in 4 Jahren in Atlanta zur Eröffnung der Spiele die Ermordung Kennedys nachspielen, mit herumfliegender Hirnmasse usw. Die vorliegende Blasphemie kann bei denjenigen, die sich dadurch beleidigt fühlen, so wenig entschuldigt werden wie wenn man z.B. Schwarze bei der Eröffnungsfeier so karikiert hätte wie vor 100 Jahren in Witzblättern "Menschenfresser" dargestellt wurden. In diesem Fall, bezogen auf heute, wäre es genau so als "menschenverachtend" und verabscheuenswürdig durchgekommen, gesetzlich wohl sogar als Rassismus strafbar, wie die auch rein künstlerisch ganz sicher nicht Leonardo und Michelangelo erreichende Darbietung der Olympia-Eröffnung die Gläubigen mindestens so trifft oder gar stärker, als wenn man Schwarze, was im Einzelfall nicht immer vorsätzlich böse gemeint war, als "N" oder Mohren titulierte. Die Entschuldigung, es "sei nicht so gemeint gewesen", hat man dieser Tage ja auch gehört. A good excuse is worth a penny!
Meine Einwendung bei Martin Grichting zeitigte nur den lakonischen Kommentar, es habe ja dieses Zweite Vatikanische Konzil gegeben und es gebe Religionsfreiheit und keinen katholischen Staat und habe nie einen gegeben. Faktisch ist die Religion für die Politik tot. Die Welt lebt nach ihrer Façon.
In den islamischen Staaten wird die Religionsfreiheit beschnitten, und niemand protestiert dagegen. Als Dank erhält Jesus in Seinen Stammlanden eine Verhöhnung seiner ewigen Liebe. Meine Wunden habe ich im Hause derer bekommen, die sagen, Mich zu lieben (Zach 13,6-7).
Vielleicht ist es Aufgabe einiger (unnötiger) "Sprecher", ihren Chef in den Kakao zu zerren. Schon 2015 hat Giuseppe Gracia Bischof Huonder blöd hingestellt wegen seiner Bibelzitierung in Fulda. Und 2020 wurde Giuseppe Gracia zur Zensurinstanz gegen Weihbischof Eleganti erhoben. Er solle doch seine statements mit der Pressestelle vorbesprechen. So zu vernehmen auf bistum-chur.ch.
Und dass derlei Aussagen nicht direktestens die Thematik tangieren würden, plaudern Sie besser keinem vor.
Der Papst drückt sich keineswegs vor dem Evangelium.
Die Thematik ist zudem eine andere, weil es hier um die öffentliche Religion geht und nicht um den privaten Vollzug.
DAs von Martin Grichting schon behandelte Böckenfordediktum über die Abhängigkeit des Staates von Gott (dass der Staat die eigenen Grundlagen nicht schaffen kann) zeigt gerade in dieser Blasphemie in Paris, dass der STAAT sich vom Gottesbekenntnis nicht drücken kann - auch wenn die Laizisten es behaupten.
Frankreich und IOK machen moralischen Selbstmord, indem sie die katholische Kirche als Trägerin der metaphysischen Subsistenz in den Kakao ziehen.
Da kann man nur mit Jesus reagieren: Vater verzeihe ihnen, dass sie nicht wissen was sie tun.
Aber Jesus hat es gesagt und die Wahrheit nicht verschwiegen.