Bis 2023 leitete Weihbischof Jean-Luc Hudsyn das Vikariat Wallonisch Brabant. Dann ernannte Erzbischof Luc Terlinden Rebecca Alsberge zur Bischöflichen Delegierten mit einer Amtsdauer von fünf Jahren. Ihr Stellvertreter ist ein Priester: Dekan Alain de Maere.
Da Rebecca Alsberge die erste Bischöfliche Delegierte im Vikariat ist, gibt sie gleich Anweisungen, was bei Gottesdiensten zu beachten ist, an denen sie teilnimmt. Diese «Hinweise» (indications) erfolgen in Absprache mit dem Erzbischof, heisst es im Schreiben. Da stellt sich schon die erste Frage: Warum schrieb nicht Erzbischof Terlinden diesen Brief? Er hat die Leitung des Bistums und es ist seine Aufgabe, Neuerungen bekannt zu geben. Aber unterzeichnet ist der Brief von Alsberge und ihrem Stellvertreter Alain de Mare.
Doch was genau muss jetzt beachtet werden, wenn Frau Alsberge in eine Pfarrei kommt?
- Bei der Ein- und Auszugsprozession geht die Bischöfliche Delegierte neben dem Vorsteher der Feier.
- Sie setzt sich in die erste Reihe der Versammlung.
- Sie kann nach der liturgischen Begrüssung oder am Ende der Feier – vor dem Segen – das Wort ergreifen. Des Weiteren kann der Priester nach der Verkündigung des Evangeliums die Bischöfliche Delegierte bitten, «das Wort Gottes erklingen zu lassen».
- Der Zelebrant gibt der Bischöflichen Delegierten den Friedensgruss.
- Nach dem Auszug grüsst sie mit dem Pfarrer die Gemeindemitglieder.
Das ist aber noch nicht alles. Auf die angeblich «wiederholte Bitte von Priestern und Christen, gemeinsam für ihre neue Leiterin des Vikariats beten zu können», wird die Bischöfliche Delegierte im Hochgebet erwähnt. Der Brief bietet dann auch gleich für mehrere Hochgebete die entsprechende Vorlage.
«Eucharistisches Hochgebet»
Wir bringen sie in Einheit mit deinem Diener dar, unserem Papst N., unserem Bischof N., unserer Bischöflichen Delegierten N. und allen, die den von den Aposteln empfangenen katholischen Glauben treu bewahren.»
Rebecca Alsberge erklärt diesen Einschub mit der Formulierung des Zweiten Hochgebetes: «Mit allen, die für dein Volk Verantwortung tragen» (Deutsche Version des Messbuches: «und mit allen, die zum Dienst in der Kirche bestellt sind»). Deshalb könne das Hochgebet um die «neue Aufgabe ausgeweitet werden, die der Bischöflichen Delegierten anvertraut wurde».
Erzbistum bestätigt Echtheit des Briefes
«swiss-cath.ch» fragte bei Erzbischof Luc Terlinden nach, ob dieser Brief echt sei. Weiters fragten wir nach den theologischen Begründungen für den gemeinsamen Einzug mit dem Priester, die Homilie und die Erwähnung im Hochgebet.
Antwort erhielten wir von seinem Pressesprecher Geert De Kerpel. Er ging jedoch nicht auf unsere Fragen ein, sondern wiederholte, was bereits im Schreiben von Frau Alsberge steht.
«Viele Katholiken des Vikariats Wallonisch-Brabant, Priester, Diakone und Gemeindemitglieder äusserten den Wunsch, mit dem Erzbischof und seiner Beauftragten für das Vikariat Wallonisch-Brabant zu beten und ihre Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen. Sie wollten auch einige Hinweise erhalten, wie sie diese bei Gottesdiensten in der Pfarrei, zu denen sie eingeladen wird, empfangen können.»
Er weist darauf hin, dass es sich bei diesen «Hinweisen» nicht um Anweisungen oder Verpflichtungen handle. Diese Vorschläge müssten immer mit dem zelebrierenden Priester abgesprochen werden. Es stellt sich die Frage, welcher Priester sich getraut, diese «Hinweise» nicht zu befolgen.
Pressesprecher Geert De Kerpel erklärt abschliessend: «Es ist auch klar, dass die Homilie weiterhin in der Verantwortung eines geweihten Amtsträgers liegt.» Nur steht das nirgends im Schreiben.
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Gleichwohl ist es eine Anmassung, die aber schon seit 50 Jahren praktiziert wird, wenn man an die früheren Institutionen von Pastoralassistentinnen gleichzeitig mit der Priesterweihe im Bistum Basel denkt, was von Rom abgemahnt wurde.
Der Begriff "Seelsorger" ist so etwa der Gipfel dieser Auswucherung klerikaler Aufgaben. Man will einfach keinen Chef, und entsprechend der co-Manie muss jetzt diese Frau neben dem Zelebranten hergehen, als wäre sie Co-Priesterin. Das ist sicher im Hinterkopf die Meinung.
Wenn der Chef eine Begleitung braucht, sind es zwei Assistenten, wie Sohn und Heiliger Geist zwei Parakleten des Vaters sind. Wie es Jesus beim Abendmahl selber sagt. Und der Vater bleibt (wenigstens im Himmel) der Chef, wie Jesus sagt: der Vater ist grösser als ich.