Erzbischof Vincenzo Paglia (Bild: Wikimedia)

Weltkirche Pro Life

Päpst­li­che Aka­de­mie für das Leben ver­tei­digt Beru­fung von Abtreibungsbefürworterin

Die Päpst­li­che Aka­de­mie für das Leben hat am Mitt­woch eine Erklä­rung abge­ge­ben, in der sie die jüngste Ernen­nung einer ent­schie­de­nen Ver­fech­te­rin eines «Rechts» auf Abtrei­bung mit der Begrün­dung ver­tei­digt, dass die Mit­glie­der aus­ge­wählt wer­den, um zu einem «frucht­ba­ren inter­dis­zi­pli­nä­ren, inter­kul­tu­rel­len und inter­re­li­giö­sen Dia­log» beizutragen.

(Beitrag von CNA Deutsch) Die italienisch-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Mariana Mazzucato, Professorin am University College London, gehörte zu den sieben Akademikern, die Papst Franziskus am 15. Oktober für eine fünfjährige Amtszeit in die Akademie berufen hat.
Mazzucato hatte sich bei mehreren Gelegenheiten auf Twitter für die Abtreibung ausgesprochen, als das Abtreibungsurteil «Roe v. Wade» vom Obersten Gerichtshof der USA gekippt wurde (CNA Deutsch berichtete). Die Erklärung des Kommunikationsbüros der Päpstlichen Akademie für das Leben wurde an Journalisten geschickt, die über den Vatikan berichten.

«Fabrizio Mastrofini von der Päpstlichen Akademie für das Leben bittet mich, diese Botschaft zu übermitteln, in der er die Kontroverse um die jüngsten Ernennungen erklärt», heisst es darin. Die Erklärung bezieht sich dann auf Kommentare von Erzbischof Vincenzo Paglia, dem Präsidenten und Kanzler der Päpstlichen Akademie für das Leben, der die Ernennungen ankündigte.

«Man beachte vor allem diesen Satz: 'Es ist wichtig, dass Frauen und Männer mit Fähigkeiten in verschiedenen Disziplinen und aus unterschiedlichen Kontexten in die Päpstliche Akademie für das Leben eintreten, für einen konstanten und fruchtbaren interdisziplinären, interkulturellen und interreligiösen Dialog'», heisst es in der Pressemitteilung. «Deshalb befinden sich unter den Akademikern auch Nicht-Katholiken: zwei Rabbiner, ein Shinto-Akademiker, Muslime, ein anglikanischer Theologe. Die Päpstliche Akademie für das Leben ist ein Studien- und Forschungsgremium. Die Debatte und der Dialog finden also zwischen Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund statt», so die Erklärung weiter.

In der Pressemitteilung wird darauf hingewiesen, dass alle von der Päpstlichen Akademie für das Leben veröffentlichten Dokumente ein Prüfverfahren durchlaufen. «Wenn die Päpstliche Akademie für das Leben Dokumente veröffentlicht (wie im Fall der fünf Anmerkungen zu Covid-19), dann werden die Dokumente an die Glaubenskongregation geschickt, bevor sie veröffentlicht werden», heisst es darin. In der Erklärung wird auch erklärt, Papst Franziskus habe die Mitglieder der Akademie nominiert, die dann das Auswahlverfahren durchlaufen hätten, ohne dass es zu Auffälligkeiten gekommen sei.

«Alle Mitglieder der Akademie werden unter Wissenschaftlern und Experten von absoluter Bedeutung ausgewählt, wie Papst Franziskus im Brief 'Humana Communitas' von 2019 an die Päpstliche Akademie für das Leben bekräftigt hat. Die Ernennung der Ordentlichen Akademiker erfolgt durch den Papst», heisst es in der Erklärung. «Daher durchlaufen die vorgeschlagenen oder gemeldeten Namen vor ihrer Ernennung ein Verfahren, das die Konsultation des Apostolischen Nuntius und der Bischofskonferenz der Länder vorsieht, in denen die Akademiker leben und arbeiten. Dies ist auch in diesem Fall geschehen und es gab keine Probleme», heisst es in der Pressemitteilung.

Umstrukturierung der Päpstlichen Akademie für das Leben
Die Päpstliche Akademie für das Leben wurde 1994 von Papst Johannes Paul II. mit dem Auftrag gegründet, «die wichtigsten Probleme der Biomedizin und des Rechts im Zusammenhang mit der Förderung und dem Schutz des Lebens zu untersuchen, darüber zu informieren und entsprechend auszubilden, vor allem in der direkten Beziehung zur christlichen Moral und zu den Richtlinien des Lehramtes der Kirche».

Der erste Präsident der Akademie, Jérôme Lejeune, legte eine Satzung fest, welche die Mitglieder der Akademie dazu verpflichtete, eine Erklärung zu unterzeichnen, in der es heisst: «Vor Gott und den Menschen bezeugen wir, dass für uns jedes menschliche Wesen eine Person ist» und dass «vom Moment der Entstehung des Embryos bis zum Tod ein und dasselbe menschliche Wesen heranwächst und stirbt».

Mit der Ernennung von Erzbischof Vincenzo Paglia zum Präsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben im Jahr 2016 genehmigte Papst Franziskus jedoch neue Statuten, welche die Verpflichtung, dass sich die Mitglieder als «Pro-Life»-Mitglieder bekennen müssen, abschafften. Die neuen Statuten der Akademie verlangen jedoch weiterhin, dass die Mitglieder mit der kirchlichen Lehre übereinstimmen.

Die Statuten besagen auch, dass die Mitglieder, die vom Papst ernannt werden, einer beliebigen Religion angehören können, obwohl sie «die Prinzipien bezüglich des Wertes des Lebens und der Würde der menschlichen Person fördern und verteidigen sollten, interpretiert in einer Weise, die mit dem Lehramt der Kirche übereinstimmt».

Einem Mitglied der Akademie kann die Mitgliedschaft entzogen werden, so die Statuten, «im Falle einer öffentlichen und bewussten Handlung oder Äusserung, die den genannten Grundsätzen offenkundig zuwiderläuft oder die Würde und Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche und der Akademie selbst ernsthaft verletzt».

Originalbeitrag auf CNA

 

 


CNA Deutsch


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Bemerkungen :

  • user
    Aurelius Gastmann 21.10.2022 um 13:15
    Aus diesem Beitrag ergeben sich zwei Dinge, die zu bedenken sind:

    Es ist unschwer zu erkennen, dass die Bestimmungen der Satzung diese Akademie direkt vom Papst abhängig sind. Er allein entscheidet, was letztlich darin steht und was nicht. Insofern ist es eigentlich müßig, sich auf diese Satzung zu beziehen.

    Da es sich um eine Akademie handelt, jedenfalls wird der Anspruch erhoben, ist es aus wissenschaftlicher Sicht nicht nur sinnvoll, sondern auch geboten, die Themen, die dort im Diskurs stehen, nicht nur aus einer Sicht, wenngleich diese auch die eigene ist, heraus zu diskutieren, sondern sollten und müssen sich auch der Kritik einer entgegengesetzten Sicht stellen und damit messen lassen. Nur so wird eine Aussage, welche am Ende zu formulieren ist, überzeugen können.

    Daher ist logisch und sinnvoll von vorne herein Vertreter verschiedener Gruppen, hier Religionen, und gegenteiliger Ansichten zu Mitgliedern der Akademie zu bestellen.
    • user
      Roland Graf 21.10.2022 um 20:15
      Dem muss ich entschieden widersprechen. Es ist überhaupt kein Problem für eine päpstliche Akademie Referentinnen und Referenten zu ihren Versammlungen einzuladen, damit diese für einen Themenbereich gegensätzliche Positionen darlegen. Das machen Bioethikkommissionen auch. Nach der Anhörung geht dann die interne Diskussion weiter. Der Output der Päpstlichen Akademie für das Leben würde daher überhaupt keine Einbusse erleiden. Ernennt man allerdings Leute, wie Mariana Mazzucato, dann stimmen die nachher ab. Das bringt in der Sache gar nichts, sondern führt zu internen Reibereien und erweckt nach aussen den Eindruck, die Morallehre der Kirche spiele für die Päpstliche Akademie für das Leben nur noch eine untergeordnete Rolle..
      • user
        Aurelius Gastmann 21.10.2022 um 21:47
        Würde in ihrem Modell nicht abgestimmt?
      • user
        stadler karl 22.10.2022 um 08:01
        Herr Graf, da gehe ich mit Ihnen nicht einig. Offenbar verlangen die Statuten, dass einzelne Mitglieder der Akademie zwar auch andern Religionen angehören dürfen, "obwohl sie die Prinzipien des Wertes des Lebens und der Würde der menschlichen Person fördern und verteidigen müssen, interpretiert in einer Weise, die mit dem Lehramt der Kirche übereinstimmt". Nachdem jede Publikation der Akademie vorgehend dem Lehramt unterbreitet werden musss, und es sich bei der Akademie um ein Gremium handelt, dessen Auftrag es ist, "die wichtigsten Probleme der Biomedizin und des Rechts im Zusammenhang mit der Förderung und dem Schutz des Lebens zu untersuchen, darüber zu informieren und entsprechend auszubilden, vor allem in der direkten Beziehung zur christlichen Moral und zu den Richtlinien des Lehramtes der Kirche", ist es gar von Vorteil, wenn eine "Pro-Life-Mitgliedschaft" oder ein entsprechendes Bekenntnis nicht zur Bedingung der Akademiemitgliedschaft erhoben wird. Offenbar handelt es sich bei der Akademie um ein wissenschaftliches Gremium, das die Errungenschaften der Biomedizin und die im säkularen Bereich daraus entstandenen rechtlichen Normierungen im Kontext katholischer Lehre und Moral zu überprüfen hat. Solche Zusammenhänge, gerade was die Moral betrifft, sind keineswegs immer so klar und können sich recht komplex gestalten. Würde man a priori eine Pro-Life-Mitgliedschaft oder ein entsprechendes Bekenntnis an die Voraussetzungen einer Mitgliedschaft bei der Akademie knüpfen, wäre eine unbefangene wissenschaftliche Überprüfung solcher Zusammenhänge gar nicht mehr möglich. Das Verständnis des Verhältnisses von Fides et Ratio, gerade wie es auch Joseph Ratzinger eigen ist, würde eine unglaubwürdige Verengung erfahren und Verlautbarungen der Kirche in diesen Bereichen unnötig abwerten.
        • user
          Aurelius Gastmann 22.10.2022 um 10:15
          Absolute Zustimmung