Südsudan: Durch die Kämpfe leiden viele Menschen Hunger. (Bild: CSI)

Weltkirche

Papst auf «Pil­ger­fahrt des Friedens»

Nach einem drei­tä­gi­gen Besuch in der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kongo flog Papst Fran­zis­kus am Frei­tag in den Süd­su­dan. Er unter­nimmt zusam­men mit dem Ober­haupt der Angli­ka­ni­schen Welt­ge­mein­schaft, Erz­bi­schof Jus­tin Welby von Can­ter­bury, und dem Mode­ra­tor der Gene­ral­ver­samm­lung der pres­by­te­ria­ni­schen Kir­che von Schott­land, Iain Greens­hields eine «öku­me­ni­sche Pil­ger­fahrt des Friedens».

Auf dem Programm des Südsudan-Besuchs stehen Treffen mit den politischen Führern des Landes, eine ökumenische Gebetswache für den Frieden sowie Begegnungen mit Menschen, die durch den Konflikt vertrieben wurden. Am Samstag findet am John-Garang-Mausoleum in Juba ein ökumenisches Gebet statt, am Sonntag feiert Papst Franziskus dort eine Messe mit Predigt und Angelusgebet.

Die Reise war zweimal verschoben worden; zunächst wegen Sicherheitsbedenken und zuletzt im Sommer 2022 aufgrund von Knieproblemen des Papstes.

Kein Friede in Sicht
2011 wurde der vorwiegend christliche Südsudan unabhängig vom islamisch dominierten Sudan. Zwei Jahre später brach in der jüngsten Nation der Welt ein Bürgerkrieg aus. Obwohl der Bürgerkrieg seit 2018 durch ein Friedensabkommen zwischen Präsident Salva Kiir und Ex-Rebellenführer Riek Macher offiziell als beendet gilt, kommt es weiterhin beinahe täglich zu blutigen Kämpfen. Es geht um Bodenschätze und tief in der Vergangenheit wurzelnde Stammeskonflikte. So forderte ein bewaffneter Konflikt um Vieh diesen Donnerstag im Bundesstaat Central Equatoria mindestens 20 Tote.

«Es ist ein historischer Augenblick für mein Heimatland», sagt Emmanuel Taban. Er ist Autor, Arzt und ehemaliger Kriegsflüchtling aus dem Südsudan. Obwohl er seit vielen Jahren in Südafrika lebt, sind seine Gedanken in diesen Tagen wieder in seinem Geburtsland. Er hofft, dass Franziskus seine Landsleute «zu Frieden und Versöhnung ermutigt» – und dazu, ausserhalb von Stammessystemen zu denken. Die Südsudanesen müssten weiterhin kämpfen, in Zukunft aber nicht mehr um Vieh, Boden und Bodenschätze, sondern für den Frieden, so Taban.

Kopfzerbrechen bereitet Taban bis heute die Gewalt, die seine Heimat seit dem Unabhängigkeitsjahr 2011 erlebt: «Ich sah mit an, wie viel Hoffnung zu dieser Zeit herrschte. Die Leute glaubten, dass die junge Nation aufblühen wird. Aber dann kam der sinnlose Krieg und das Land wurde bekannt für Gräuel, Gleichgültigkeit und Armut.»

Taban hofft auf die drei Kirchenführer als Friedensstifter. Ihr Besuch werde «die Art und Weise der südsudanesischen Existenz verändern», ist er überzeugt. Allerdings setzten Stabilität und Entwicklung auch einen Sinneswandel der Südsudanesen voraus, betont Taban.

Flüchtlinge im eigenen Land
Durch die Kämpfe werden viele Menschen zu Binnenflüchtlingen. Am Samstag trifft Papst Franziskus Konfliktvertriebene in Südsudans Hauptstadt Juba. Beobachter erwarten von dem katholischen Oberhaupt ein Signal der Hoffnung. Der Papst könne die Botschaft senden, «dass die Welt sich um das Leid der Südsudanesen kümmert», sagte der Bürgeraktivist Festo Bali Christopher. Sein Land brauche «heute Frieden, nicht erst morgen».

Priester Samuel Abe Joseph, Koordinator des Papstbesuchs, kündigte an, dass Franziskus den Gewaltopfern neuen Mut mache. Zudem werde er sie wohl ermutigen, «das Leid zu vergeben, das ihnen angetan wurde».

Auf einen Fahrplan Richtung gemeinsame Zukunft hofft auch Emmanuel Taban. Er ist überzeugt: «Der Papst sollte den Vertriebenen versichern,  dass Gott einen Plan für sie hat, sie aus dem Leid aufstehen und Grosses vollbringen können.»

Der Anglikaner-Primas sieht in dem «historischen Besuch» auch eine besondere ökumenische Bedeutung. «Nach Jahrhunderten der Spaltung» kämen nun Führer aus drei verschiedenen Teilen der Kirche als Nachfolger von Jesus. Dessen Geist habe die Kraft, Herzen zu verändern; er gebe «tiefste Hoffnung auf Gerechtigkeit», sagte Welby.

Für die Menschen in diesem jungen Land ist die Botschaft Jesu von Frieden und Gerechtigkeit kein leeres Wort, sondern ihre einzige Hoffnung.


Redaktion


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