Collage aus Screencopys der Webseiten bluewin.ch und nzz.ch (Grafik: swiss-cath.ch)

Mit spitzer Feder

Papst Leo XIV. ver­sus Erz­bi­schof Haas oder wie mani­pu­la­tiv darf Jour­na­lis­mus sein?

NZZ-​Redaktor Simon Hehli, refor­mier­ter Pfar­rers­sohn, ist – unter sträf­li­cher Ver­nach­läs­si­gung der eige­nen Kon­fes­sion – an inner­ka­tho­li­schen Ver­wer­fun­gen bren­nend inter­es­siert. Gerne schreibt er sie auch her­bei. So, als er im Vor­feld des Besuchs von Papst Fran­zis­kus in Genf vor­ei­lig einen Kon­kurs des West­schwei­zer Bis­tums Lau­sanne, Genf und Frei­burg her­bei schrieb (NZZ vom 18. Juni 2018). Jüngst war es wie­der ein­mal so weit. «Der neue Papst griff einst in Vaduz durch» lau­tet der Titel sei­nes Bei­tra­ges in der NZZ vom 13. Mai 2025.

Was war geschehen? Im Sommer 2023 hatte Robert Francis Prevost in seiner Eigenschaft als soeben ernannter Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe einen «heiklen Entscheid» treffen müssen. Gemeint war die Reaktion des Vatikans auf das am 7. August 2023 fällige Rücktrittsgesuch des Liechtensteiner Erzbischofs Wolfgang Haas. Letzterer tat dies konform zu den Vorschriften des Kirchenrechts (can. 401 § 1: «Ein Diözesanbischof, der das fünfundsiebzigste Lebensjahr vollendet hat, wird gebeten, seinen Amtsverzicht dem Papst anzubieten, der nach Abwägung aller Umstände entscheiden wird.»).

Fakt ist, dass Erzbischof Haas schon lange vor seinem 75. Geburtstag von einschlägigen Kreisen wiederholt respektlos mit seinem Rücktrittstermin konfrontiert wurde, was dieser begreiflicherweise nicht goutierte. Es wurde gar kolportiert, Erzbischof Haas würde sich dem altersbedingten Rücktritt verweigern – eine bösartige Unterstellung. Tatsächlich verlief die Verabschiedung aus dem bischöflichen Amt völlig ususgemäss. Nur in Ausnahmefällen verlängert der Papst die Amtszeit eines Bischofs über dessen 75. Altersjahr hinaus. Bischof Markus Büchel kann diesen Sachverhalt problemlos bestätigen: Er hatte am 9. August 2024, seinem 75. Geburtstag, dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Bereits vier Tage später, am 13. August, nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch an − eine schon fast rekordverdächtig kurze Reaktionszeit.

Bei Erzbischof Haas liess die offizielle Rücktrittsbestätigung durch den Vatikan mehrere Wochen, d. h. bis zum 20. September, auf sich warten. In dem von Robert Francis Prevost, dem heutigen Papst Leo XIV., unterzeichneten Dekret wurde zugleich Benno Elbs, Bischof der Nachbardiözese Feldkirch, zum Apostolischen Administrator des Erzbistums Liechtenstein ernannt. Eine nachvollziehbare Entscheidung, erfolgt im Bestreben, das infolge der permanenten Anti-Haas-Polemik aufgeheizte kirchenpolitische Klima im Ländle vorerst einmal zu beruhigen.

Rundumschlag eines bluewin-Journalisten

War schon der Artikel von NZZ-Redaktor Hehli mit tendenziösen, nicht belegten Mutmassungen durchsetzt («Offenbar liess Wolfgang Haas mehrere Tage verstreichen, bevor er dem Papst seinen Rücktritt anbot»), gab es für Samuel Walder auf dem notabene der staatlichen Swisscom gehörenden Newsplattform bluewin.ch kein Halten mehr. Bereits im Titel holte der bluewin-Journalist zum Rundschlag aus: «Papst Leo XIV. entlässt berüchtigten Schweizer Erzbischof.» Wie bitte? Da mutiert der Liechtensteiner Erzbischof flugs zum Schweizer. Mehr noch: Papst Leo XIV., obwohl offiziell noch gar nicht im Amt, soll ihn entlassen haben. Dabei wurde die Annahme des Rücktrittschreibens von einem Mann namens Robert F. Prevost unterzeichnet, der zum damaligen Zeitpunkt noch nicht einmal Kardinal war.

Quasi als Beleg, dass es sich bei dieser Titelüberschrift nicht um eine versehentliche Entgleisung handelte, doppelte bluewin-Journalist Walder in der nächsten Zeile gleich nach: «Er war jahrzehntelang Symbolfigur für einen polarisierenden Katholizismus – nun ist Wolfgang Haas abgesetzt. Der neue Papst Leo XIV., zieht in Vaduz einen Schlussstrich und stellt das Mini-Erzbistum vor eine ungewisse Zukunft.» Die weltweit übliche Annahme eines Rücktrittsgesuchs als «Absetzung» zu bezeichnen, übersteigt das gängige Desinformationspotential der Mainstream-Medien bei weitem.

Der Frust des Samuel Walder, angesichts des weltweiten Echos der Papstwahl auch noch etwas schreiben zu müssen, ohne davon auch nur die geringste Ahnung zu haben, muss gewaltig gewesen sein. Fragt sich nur, welches Mass an Tatsachenverdrehungen der Leserschaft zuzumuten ist. Im Falle der katholischen Kirche sind diesem Mass offensichtlich keine Grenzen gesetzt.


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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  • user
    stadler karl 18.05.2025 um 12:02
    Diese unsinnigen journalistischen Beiträge sind auch mir als Aussenstehendem aufgefallen.