Auf seiner bisher längsten Auslandreise bilden neben Begegnungen mit den jeweiligen Staats- und Kirchenspitzen Treffen mit Menschen am Rande der Gesellschaft sowie die Verständigung mit dem Islam die Schwerpunkte. Papst Franziskus nutzt die Reise aber auch zu Treffen mit Mitgliedern des Jesuitenordens.
Am 3. September landet der Papst in der indonesischen Hauptstadt Jakarta. Obwohl seit dem 17. August die Stadt Nusantara offiziell die neue indonesische Hauptstadt ist, wird sich Franziskus ausschliesslich in der bisherigen Hauptstadt Jakarta aufhalten. Nach dem Besuch im bevölkerungsmässig grössten muslimischen Land der Welt reist er am 6. September weiter nach Port Moresby, der Hauptstadt des überwiegend christlichen Papua-Neuguinea. Drei Tage später fliegt Franziskus nach Osttimor. Zwei Tage Aufenthalt sind in der Hauptstadt Dili geplant, bevor der Papst zur letzten Station seiner Reise aufbricht: dem multiethnischen und multireligiösen Stadtstaat Singapur.
Blühende Kirche – mit unterschiedlichen Problemen konfrontiert
Die Katholische Kirche in Asien hat mit höchst unterschiedlichen politischen, religiösen, theologischen und kulturellen Herausforderungen zu kämpfen. Die zahlenmässig kleinen Missionskirchen haben sich seit dem Zweiten Weltkrieg zu Ortskirchen mit einheimischen Bischöfen und Priestern entwickelt. Sie werden jedoch wegen ihrer Nähe zu den Eroberern in der Kolonialzeit oft als «ausländisch» betrachtet. Aber die Katholikinnen und Katholiken zeichnen sie sich durch ein grosses soziales, kulturelles und karitatives Engagement aus, das weit in die jeweilige Gesellschaft ausstrahlt.
Die Wachstumsrate der Katholischen Kirche ist hier weltweit die grösste, dabei stellen die geschätzt rund 150 Millionen Katholiken nur etwa drei Prozent der Bevölkerung Asiens dar.
Zu den Hauptproblemen für Katholiken in Asien gehören stärker werdende fundamentalistische Strömungen im Islam, etwa in Malaysia, Indonesien oder Pakistan, sowie staatliche Repressionen.
Der Islam in Indonesien, der ersten Station der Papstreise, galt lange als gemässigt und tolerant. In den vergangenen Jahren haben jedoch konservative und radikalislamische Strömungen an Einfluss gewonnen, auch in der Politik. Regelmässig kommt es zu Verurteilungen wegen angeblicher Gotteslästerung. Eine Verschärfung des Anti-Blasphemie-Gesetzes soll 2026 in Kraft treten. Es kam in den letzten Jahren immer zu Anschlägen auf Christen, zuletzt am Palmsonntag 2021, als eine mit dem «Islamischen Staat» (IS) verbundene Gruppe einen Bombenanschlag auf die Kathedrale von Makassar in der indonesischen Provinz Südsulawesi verübte.
Papst Franziskus setzt sich seit langem für eine intensive Verständigung mit dem Islam ein. So wird er in Jakarta einer interreligiösen Feier in der grössten Moschee Südostasiens vorstehen. Ob dies positive Auswirkungen auf die konkrete Situation haben wird, muss bezweifelt werden. Ausgerechnet einer seiner Mitbrüder, der ägyptische Jesuit Pater Henri Boulad, warf dem Papst vor, das Wesen des Islams zu verkennen. Man müsse den Mut haben, zu erkennen und auszusprechen, dass sich die Dschihadisten mit ihrer Verherrlichung der Gewalt auf die Grundtexte des Islams berufen könnten. Eroberung und Krieg seien Teil der islamischen Lehre. Weil man diese Tatsachen nicht wahrhaben wolle, erschöpfe sich der bisherige Dialog mit den Muslimen in Zweideutigkeiten und Missverständnissen. Ein Pseudo-Dialog, «der keine Früchte trägt», lautet das harte Verdikt des Jesuitenpaters Henri Boulad.[1]
Hohe Kosten für ein armes Land
Osttimor, das dritte Land der Reise, gehört zu den ärmsten Staaten Asiens. Es ist neben den Philippinen das einzige mehrheitlich katholische Land Asiens. Derzeit stellen Katholiken 97 Prozent der Bevölkerung. Damit ist Osttimor das Land mit der stärksten Wachstumsrate katholischer Christen weltweit. Doch die Freude über den Papstbesuch ist getrübt durch Zwangsumsiedlungen: Hunderte Familien müssen ihre Wohnungen verlassen. Da sie in der Nähe jenes Ortes liegen, wo Papst Franziskus die heilige Messe feiern wird, stellen sie ein Sicherheitsrisiko dar. Offiziell wird ein Zusammenhang zwischen Umsiedlungen und Papstbesuch bestritten, doch für die Betroffenen ist die Sachlage klar, wie die «NZZ» in ihrer Ausgabe vom 12. Juni berichtete.
Ebenfalls für Unmut sorgen die Kosten des Papstbesuches. Allein der Altar verschlingt 1 Million Dollar. Die Regierung erklärt, dass die Millionen für den Papstbesuch gut investiert seien, da der Heilige Vater den katholischen Gläubigen in Osttimor Hoffnung spende. Gerade von Papst Franziskus, der als Papst bewusst den Namen des «Poverello» annahm, wäre diesbezüglich mehr Sensibilität zu erwarten gewesen.
Grosse Reisegesellschaft
Papst Franziskus reist wie schon seine Vorgänger mit einem italienischen Flugzeug. War es früher eine Maschine der «Alitalia», so ist es heute ein Flugzeug der Nachfolgegesellschaft «ITA». Eigene Flugzeuge besitzt der Vatikan nicht, aber eine eigene päpstliche Flugnummer: «AZ4000».
Franziskus wird von Mitgliedern der Schweizergarde sowie einer rund 20-köpfigen Gruppe von Priestern, Bischöfen und Kardinälen begleitet. Neben ärztlicher Hilfe ist auch «himmlischer» Beistand an Bord: Dem Sitz des Papstes gegenüber hängt ein Bild der Madonna von Bonaria. Sie gab Franziskus' argentinischer Heimatstadt Buenos Aires ihren Namen.
Mit bis zu 70 Personen machen die Medienleute den grössten Teil der päpstlichen Reisegruppe aus. Die Journalisten, Fotografinnen und Kameraleute müssen mehrere Tausend Euro für Flug und Unterbringung aufbringen. Dafür haben sie die Möglichkeit, dem Papst schlagzeilenträchtige Fragen zu stellen oder auch ein Selfie mit dem Pontifex zu machen.
Immer wieder für Aufregung sorgen die «Fliegenden Pressekonferenzen» auf dem Rückflug. Eigentlich dürfen die Journalisten nur Fragen zur abgeschlossenen Reise stellen, doch gelingt es den Fragenden oft, diese Vorschrift zu umgehen. Manch fragwürdiges Zitat ist bei dieser Gelegenheit schon gefallen, wie etwa der Satz über Homosexuelle: «Wer bin ich, darüber zu urteilen?».
[1] katholisches.info/2022/11/07/papst-franziskus-will-einfach-nicht-verstehen-was-der-islam-ist/
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