Pater Felix Weber. (Bild: zVg)

Kirche Schweiz

Pater Felix Weber: In acht Spra­chen die Hei­lige Messe gefeiert

Am 3. Novem­ber 2024 ver­starb Pater Felix Weber im Alter von 83 Jah­ren in Arth SZ. Pater Weber war als Mit­glied der «Weis­sen Väter» viele Jahre Mis­sio­nar in Afrika.

Trotz seiner schlechten Gesundheit hat Pater Felix noch eine Woche vor seinem Tod eine Aushilfe übernommen; dies zeigt, wie wichtig ihm die Feier der Heiligen Messe war. Am 9. Juli 1978 zum Priester geweiht, war ihm der damit verbundene Auftrag, «das Volk Gottes zu heiligen und Gott das Opfer darzubringen» ein Herzensanliegen. Durch seine lange Krankheitsgeschichte lebte er auch die Verbundenheit mit Christus am Kreuz. Trotz aller Beschwerden war es ihm möglich, viele Aushilfen zu übernehmen und so seinen wertvollen Dienst in der Kirche bis zu seinem Tod auszuüben.

Pfarrer Viktor Hürlimann führte Anfang September ein Interview mit Pater Felix über dessen Leben als Missionar.

Du bist jetzt schon seit 2007 wieder in der Schweiz und wirkst, wenn es dir die Gesundheit erlaubt, in etlichen Pfarreien in deiner Umgebung. Aber ursprünglich warst du im Ausland in den verschiedenen Missionsgebieten tätig. Wie kam es dazu?
Der katholische Pfarrer in meiner Heimatgemeinde Netstal GL war ein grosser Förderer der Weltmission. Alljährlich am Hochfest Mariä Himmelfahrt hielt ein Missionar, der gerade auf Heimaturlaub war, die Festpredigt und nachmittags nach der Vesper einen Vortrag über seine Missionstätigkeit. Ein Film oder Lichtbilder wurden über das Land, indem der Missionar tätig war, gezeigt.

Die Missionare gehörten verschiedenen Orden an: Kapuziner, Weisse Väter, Steyler Missionare und andere. Ich freute mich jedes Jahr auf diesen Missionstag. Mariä Himmelfahrt war für mich der schönste Tag im Kirchenjahr. Schon als Ministrant wünschte ich mir, einmal Missionar zu werden. Die Missionare und ihre Predigten faszinierten mich. So las ich viele Missions-Zeitschriften und Biografien von Missionaren. Besonders berührten mich die Lebensgeschichten vom Indienmissionar Franz Xaver und von Damian de Veuster, der den Leprakranken auf der Insel Molokai zur Seite stand. Der Wunsch, in ein fernes Land zu gehen und dort das Evangelium zu verkünden, wurde immer stärker.

Spielte bei deinem Entschluss auch ein wenig Fernweh mit?
Ich denke schon. Ich interessierte mich für alles Fremde und Unbekannte, vor allem für Fremdsprachen. Das ist auch heute noch so.

In welchen Ländern warst du tätig?
Meine erste Mission war Malawi (Nyasaland). Dort war ich von 1967 bis 1994 (mit einem Unterbruch von fünf Jahren zwecks Theologiestudium in Fribourg und London). Später war ich in Ghana, Jerusalem und Mauretanien (Sahel) tätig.

Wenn du neu in ein Land kamst, was war dir wichtig?
Das Erlernen der Landessprache. Für uns Weisse Väter war das sehr wichtig. Ohne Sprachkenntnisse wäre unser Dienst sinnlos. Der Sprachkurs in Malawi dauerte sechs Monate. Während dieser Zeit lernten wir nicht nur die Landessprache, sondern befassten uns auch mit dem Brauchtum, den Sitten und Traditionen des Gastlandes. Vertrautheit mit der Kultur des Landes, in das wir gesandt wurden, war uns wichtig.

Du hast also einige Sprachen gelernt. Welche sprichst du?
Die Heilige Messe feierte ich in all den Jahren in acht Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch. Italienisch, Chichewa (Malawi), Dagbanli (Ghana), Arabisch und Latein. Gepredigt habe ich in fünf dieser Sprachen.

Die Sprache und die Bräuche zu kennen ist ja das eine. Zu merken, wie die Leute ticken, also dass sie einen auch mit dem Herz verstehen, ist das andere. War das für dich einfach?
Vertrautheit mit den Menschen des Gastlandes und ihren Sitten muss geübt sein. Einfach ist das nicht, aber auch nicht unmöglich. Als Fremder muss man sich bemühen, die Menschen im fernen Land zu verstehen, indem man ihnen zuhört, sie beobachtet, ihre Sprache versteht und spricht. Vor allem darf man keine Vorurteile haben.
 


Was hat sich seit deinem ersten Missionseinsatz bis heute verändert?
Viel! Früher waren wir zu Fuss oder mit dem Fahrrad unterwegs. Heute fährt man mit dem Auto oder Motorrad. Während wir früher in den Dörfern, die wir besuchten, ein paar Tage – oder auch länger – blieben, kehrt man heute am gleichen Tag zurück zur Missionsstation. Persönliche Kontakte sind seltener. Das ist ein grosser Verlust für die Bevölkerung und den Missionar. Es gibt weniger Begegnungen und Gespräche mit den Einwohnern. Aber auch TV, Internet und Handy bringen nicht nur Vorteile. Früher legte man mehr Wert auf persönliche Begegnungen, heutzutage herrscht die Bürokratie.

Hast du eine besondere Anekdote, ein Erlebnis, das du uns mitteilen möchtest?
Besondere Anekdoten gäbe es viele. Hier ein Beispiel. Es war Regenzeit. Ich befand mich auf einer Aussenstation, ca. 40 Kilometer von der Mission entfernt. Die Naturstrassen waren in schlechtem Zustand. Es war Sonntag und viele Gläubige kamen zur Messe. Die Heilige Messe sollte eben beginnen, als ein Vater mit einem Knaben kam, der auf dem Weg von einem tollwütigen Hund gebissen worden war. Das Kind weinte vor Schmerzen. Es brauchte dringend medizinische Hilfe. Wir waren weit weg von der nächsten Klinik und die Strassen waren kaum befahrbar. Wir beschlossen, dass zuerst dem Knaben geholfen werden musste. Die anwesenden Kirchgänger einigten sich, auf unsere Rückkehr zu warten. Also fuhr ich los mit Vater und Kind. Drei Stunden später kehrte ich allein zurück. Alle Gläubigen waren noch da und wir konnten mit der Heiligen Messe beginnen. Der Knabe und sein Vater blieben in der Klinik. Dort erhielt der Patient erste Hilfe.

Hast du unseren Leserinnen und Lesern zum Schluss noch einen Tipp, wie sie den Auftrag Jesu «Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium!» in ihrem Alltag umsetzen können?
Christen sind Zeugen Christi: Seiner Hingabe am Kreuz und glorreichen Auferstehung. «Ihr werdet meine Zeugen sein … bis an die Grenzen der Erde». Zeugnis ablegen für Christus bedeutet, seiner Lehre zu folgen und sie zu vermitteln. Als Christen bekennen wir unseren Glauben öffentlich; denn Jesus sagt: «Wer sich nur vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen».

Lieber P. Felix. Vielen herzlichen Dank.»
 

Das Interview erschien in der Oktoberausgabe des Pfarrblatts von Rothenthurm und wurde «swiss-cath.ch» freundlicherweise von Pfarrer Viktor Hürlimann zur Verfügung gestellt.


Redaktion


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Bemerkungen :

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    Paulus M. Wambach 17.11.2024 um 10:15
    Ich durfte P. Felix vor ein paar Jahren während meines Praktikums kennen und schätzen lernen. Die Begegnungen waren immer ein Gewinn für mich, besonders dann, wenn ich mich mit Ungereimheiten auseinander setzen mußte.
    R.I.P
  • user
    Stefan Fleischer 11.11.2024 um 12:12
    «Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen.» Mt 10,32
    Ehrlich gesagt, das ist eine Forderung unseres Herrn, die mir oft sehr schwer fällt. Zu meiner Entschuldigung; wenn sich unsere Kirche und ihre Amtsträger immer bewusst zu Gott, zu Christus unserem Herrn und Erlöser. voll und ganz bekennen würden, würde das auch mir leichter fallen. Aber als Rechtfertigung vor unserem gerechten Richter dürfte das nicht genügen. Glücklicherweise erbarmt er sich aller, die ihn fürchten, oder anders gesagt, die sich bemühen. Attende Domine et miserere!