72 Jahre alt wird er demnächst, und immer noch ist der am 29. September 1953 geborene Priester im Einsatz, gerade erst ist er von einer Reise aus Osteuropa zurückgekehrt. Die Rede ist von Rolf Schönenberger. Zusammen mit drei Geschwistern in Wil SG aufgewachsen, maturierte er an der Klosterschule Einsiedeln. Es folgten theologische Studien an der päpstlichen Lateran-Universität in Rom und Innsbruck.
Nach seiner am 8. Dezember 1992 in Fatima erfolgten Priesterweihe gründete er in der slowakischen Diözese Rožňava das Werk «Osteuropahilfe – Triumph des Herzens». Damaliger Diözesanbischof war Eduard Kojnok. Mit Elan und Begeisterung nahm Pater Schönenberger seine Arbeit auf: 1994 gründete er den ersten Stützpunkt in Kiew, zwei Jahre später folgte die zweite Niederlassung in Moskau.
Eine Orgel für Moskau
«Ich arbeite mit der Vorsehung», erläutert Pater Schönenberger im Gespräch mit «swiss-cath.ch». Es ist dies ein Vorsehungsglaube, der buchstäblich «Berge versetzt». Einer dieser «Berge»: Die in die Jahre gekommene Orgel des Basler Münsters. Nach 40 Jahren im Dienst sollte sie 2004 einer neuen Orgel Platz machen. Für 400 000 Franken wurde sie ausgeschrieben, doch es meldete sich niemand. Als unvermittelt die neuen Orgelpfeifen angeliefert wurden, war rasches Handeln angesagt. Die zuständige Kirchenbehörde bot nun die alte Orgel für 60 000 Franken an. Als Pater Schönenberger davon Kenntnis erhielt, erinnerte er sich an Tadeusz Kondrusiewicz, der unlängst zum Erzbischof der katholischen Kirche in Moskau ernannt worden war und händeringend um die Lieferung einer Orgel bat. Pater Schönenberger hatte die Prioritäten anders gesetzt, wollte zuerst den Armen in der Grossregion Moskau helfen, doch auf das wiederholte Drängen des Erzbischofs willigte Pater Schönenberger im Vertrauen auf die Hilfe der Mutter Gottes ein. Sein «Deal»: Wenn Kurt Koch, der damalige Bischof der Diözese Basel, 10 000 Franken beisteuert, werde er für den «Rest» besorgt sein.
Der «Deal» klappte – mit Unterstützung von Hubert Liebherr und dessen Verein «Kirche für den Osten». 30 Handwerker konnten für den Abbau der 5600 Orgelpfeifen gewonnen werden; auf zwei Sattelschleppern wurden sie nach Moskau transportiert. Der damalige, wegen seiner Volkstümlichkeit populäre Bürgermeister von Moskau, Juri Luschkow, wollte sich die Orgel für seinen geplanten Mega-Vergnügungspark unter den Nagel reissen. Mit knapper Not gelang es, ihn von dieser Zweckentfremdung abzuhalten. Mitten in dieser turbulenten Zeit erhielt Pater Schönenberger einen Telefonanruf eines bekannten Orgelbauers aus Kaufbeuren im Allgäu. Dieser hatte in den sozialen Medien von diesem Projekt erfahren und anerbot sich, die Orgel in Moskau kostenlos wieder aufzubauen, sofern ihm das Flugticket bezahlt würde. Abgemacht. Am 16. Januar 2005 war es so weit; Erzbischof Kondrusiewicz konnte während der Einheitswoche der Christen die Orgel unter Anwesenheit zahlreicher Repräsentanten der Politik und der orthodoxen Kirche einweihen. Das Echo auf die Einweihung der grössten Orgel in ganz Russland war gross. Die als Konzertorgel gebaute «Königin der Instrumente» kommt in der Moskauer Kathedrale wegen ihrer hervorragenden Akustik optimal zur Geltung und ist fast zu einer Art Wallfahrtsort westlicher Organisten geworden.
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