In der Tat wird die finanzielle Belastung durch die Krankenkassenprämien für zahlreiche Haushalte zu einer kaum noch zu tragenden finanziellen Bürde. Allein für die Prämienverbilligung mussten Bund und Kantone im Jahre 2022 5,4 Milliarden Franken aufwenden.
Nostalgische Gefühle aus längst vergangenen Zeiten übermannen mich, wenn ich an meine Jugendzeit zurückdenke, genauerhin an den Beginn meines Studiums an der Universität Fribourg in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts: Zu den obligatorischen Immatrikulationsgebühren gehörte auch ein Beitrag an die Krankenkasse „Avenir“ – 20 Franken pro Semester. Tempi passati.
Seither habe ich mir – mit zunehmendem Alter immer mehr – die Frage gestellt, weshalb eigentlich die obligatorischen Krankenkassenprämien bei der Berechnung des Teuerungsausgleichs im statistischen Zahlendschungel zu versickern scheinen. Ein Fakt, der von der Politik erstaunlicherweise kaum oder gar nicht thematisiert wird. Nun bringt Lukas Hässig auf dem von ihm betriebenen Medienportal insideparadeplatz.ch Licht ins Dunkel.
In seinem Beitrag «Explosion: Kassen-Prämien in 2 Jahren 15 Prozent höher» hält er lapidar fest: «Für 2024 schnellten die Krankenkassen-Prämien um 8,7 Prozent hoch, im Jahr 2025 werden sie nochmals 6 Prozent mehr kosten. Eine gigantische Erhöhung eines Ausgabenpostens, der bei vielen Schweizern 10 Prozent des Nettoeinkommens ausmacht.»
Auf der Webseite des Bundesamtes für Statistik (BfS) ist Hässig fündig geworden. Dort ist die Gewichtung der Elemente des sog. Warenkorbes einsehbar. Die private Krankenversicherung versteckt sich hinter dem Stichwort «Sonstige Waren und Dienstleistungen» und diese wiederum in der Rubrik «Versicherung». Die Gewichtung für Versicherungen beträgt 1,7 %, für die private Krankenversicherung 0,815 %. Hässig hat hochgerechnet: «Wenn das 0,815 % des monatlich verfügbaren Einkommens gemäss Warenkorb wären, dann ‹gilt› der Warenkorb für Angestellte mit einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 46‘478 Franken.» Auf ähnlicher Höhe liegt die Gewichtung von Käse (0‘854 %) und Wein (0,759 %). Von einem solchen Monatseinkommen kann das Gros der Bevölkerung nur träumen.
Für Lukas Hässig ist klar: «Jedenfalls gibt der Warenkorb nicht die wirklichen Preisänderungen wieder, die Herr und Frau Normalschweizer zu spüren bekommen.» Sein Fazit: «Irgendetwas scheint faul.» Bleibt zu ergänzen: Da ist was faul, nicht nur im Staate Dänemark.
Seit 1996 ist die Krankenversicherung für jede sich in der Schweiz aufhaltende Person obligatorisch. Spätestens seit diesem Zeitpunkt ist die faktische Nicht-Berücksichtigung im Warenkorb nicht mehr vertretbar. Immerhin ist der Warenkorb für die Berechnung des zweijährlichen Teuerungsausgleichs für die AHV massgebend ebenso wie für die Geldpolitik der Nationalbank.
Die Katholische Arbeiterbewegung (KAB) feiert heuer ihr 125-jähriges Bestehen. Sie hat sich für die soziale Besserstellung der Arbeiterschaft grosse Verdienste erworben. Sie gab auch die Initialzündung für die christlichsoziale Bewegung der Schweiz. Heute nennt sie sich «Christliche Sozialbewegung KAB». Es wäre für die KAB in ihrem Jubiläumsjahr eine ideale Gelegenheit, sich dieser Thematik mit grossem gesellschaftspolitischen Konfliktpotential anzunehmen und sich damit auch zukünftig als wichtiger Player in der schweizerischen Sozialpolitik zu positionieren.
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