In bewährter Manier sorgten auch dieses Jahr Monika Gegenschatz (Luzern) und Pirmin Müller (Neuenkirch) für die professionelle Organisation und Moderation des Pro Ecclesia-Einkehrtages in Luzern. Als Referent konnte Don Philipp Isenegger gewonnen werden, geistlicher Leiter des Missionswerks BLESS.
«Allgemeines Priestertum – Mitwirkung am Heilsplan Gottes» hatte er zum Thema seines Vortrages gewählt. Hört sich zunächst einmal an wie der trockene Titel eines Pflichtseminars im Rahmen des Theologiestudiums. War es aber nicht. Don Philipp begeisterte vielmehr mit einer lebendigen, anschaulichen Vortragsweise, welche die Zuhörerschaft gleich zu Beginn in ihren Bann zog.
Der «Aufhänger»: Die Tragödie der im Jahre 1912 untergegangenen Titanic, genauerhin die «Tragödie in der Tragödie». Konkret: Die meisten Matrosen machten sich mit ihren Rettungsbooten davon, ohne Schiffbrüchige mitzunehmen. Nur gerade zwei Rettungsboote, so Don Philipp, kehrten an den Unglücksort zurück, um Passagiere vor dem Ertrinken zu retten. Ein gelungener Einstieg ins Vortragsthema, wie sich bald zeigen sollte. Denn die Matrosen, die sich ihrem Beruf, ihrer Berufung verweigert hatten, nämlich Schiffbrüchige zu retten, stehen in der Geschichte keineswegs isoliert da. Auch nicht in der Heilsgeschichte, wie die Bibel auf höchst eindrückliche Weise dokumentiert: Der Ruf Gottes an den Menschen zieht sich wie ein roter Faden durch das Alte und Neue Testament. Ebenso der Versuch des Menschen, sich diesem Ruf zu entziehen, ihm, wenn immer möglich, aus dem Weg zu gehen.
Es beginnt schon mit dem Ruf Gottes an Adam: «Wo bist du?». Worauf Adam zur Antwort gibt: «Ich hörte dich im Garten, da fürchtete ich mich, weil ich nackt bin und verbarg mich.» Der manifeste Wille, sich dem Ruf Gottes zu widersetzen, setzt sich fort in der Berufungsgeschichte Moses: «Ach Herr, ich bin kein beredter Mann; ich war es von jeher nicht und bin es auch jetzt nicht, seitdem du mit deinem Knecht redest, sondern schwerfällig ist mein Mund und meine Zunge […] Ach Herr, sende doch, wen du senden willst» (Ex 4,13). «Aber bitte nicht mich», ist man versucht hinzuzufügen.
Es geht weiter mit der Berufungsgeschichte des Propheten Jonas. Dieser erhält von Gott den Befehl, sich nach Ninive zu begeben und wider sie zu predigen, «denn ihre Bosheit ist vor mich gekommen» (Jon 1,2). Doch Jonas weigert sich, flieht vor dem Angesicht des Herrn nach Tarschisch. Zur Strafe muss Jonas drei Tage und Nächte im Bauch eines grossen Meerfisches verbringen. «Jeder Prophet», brachte es Don Philipp auf den Punkt, «hatte eine Ausrede, stemmte sich gegen seine Berufung.»
«Gott beruft nicht die Befähigten, sondern befähigt die Berufenen»
Es fällt auch uns Heutigen nicht schwer, ihren Widerwillen nachzuempfinden, denn sie ahnten wohl, welch schwere Last auf sie zukommen sollte. Auch im Neuen Testament setzt sich dieser ausgesprochene Widerwille fort, dem Plan Gottes zu folgen. Denken wir an den ungläubigen Thomas, an die Apostelfürsten Petrus und Paulus. Den unüberholbaren Kontrapunkt setzte Maria mit ihrem vorbehaltlosen «Fiat mihi» – «Mir geschehe nach Deinem Wort.»
Wir alle, so Don Philipp, sind aufgerufen, unser je eigenes «Fiat mihi» zu sprechen. Und das heisst: Nicht zu einer Funktion, sondern zu einer Beziehung mit Gott. Er ist es, der ruft. Aus der bejahten, lebendigen Beziehung folgt die Sendung. All die Arten von Bequemlichkeiten, wie sie das «Wellness-Christentum» feil bietet, Ausflüchte und Hemmungen infolge des eigenen Unvermögens, sie sind fehl am Platz, denn, so Don Philipp: «Gott beruft nicht die Befähigten, sondern befähigt die Berufenen.»
Kommentare und Antworten
Bemerkungen :
Dieser Vortrag bringt es auf den Punkt. Unsere Kirche darf nicht zu einem Player der Freizeitindustrie werden, auch nicht einfach zu einem Selbstbedienungsladen. Unser Gott ist Liebe. Ja. Er ist aber auch der Herr, Er ist barmherzig, Ja. Er ist aber auch gerecht. Wir sind seine Kinder. Ja, Er ist aber auch unser Vater, der uns fördert und fordert, der uns gegebenen Falls auch Schranken setzt und nötigenfalls sogar straft. Er ist der allumfassende, allwissende und allmächtige Gott. Ihn müssen wir wieder lernen wirklich ernst zu nehmen. Das ist jene Furcht des Herrn, welche in der Schrift als der Anfang der Weisheit gepriesen wird. (Ps 111.10)