(Symbolbild: Kschneider2991/Pixabay)

Hintergrundbericht

Römisch-​Katholische Zen­tral­kon­fe­renz: Finanz­plan 2025 – 2028 erst im drit­ten Anlauf genehmigt

Am 21./22. März 2025 ver­ab­schie­dete die «Römisch-​Katholische Zen­tral­kon­fe­renz der Schweiz» (RKZ) in Baar den Finanz­plan 2025 – 2028. Die Dele­gier­ten der Kan­to­nal­kir­chen als deren Haupt­fi­nan­zie­rungs­quelle hat­ten zuvor ent­spre­chende Anträge zwei­mal abge­lehnt. Höhere Kos­ten und weni­ger Steu­er­ein­nah­men ver­an­las­sen die RKZ, ab 2027 ihren Bei­trag zu Guns­ten der kirch­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen auf natio­na­ler und sprach­re­gio­na­ler Ebene um Fr. 570 000 zu kür­zen Ein­spar­po­ten­zial ist zu Genüge vor­han­den, fragt sich nur, ob am rich­ti­gen Ort gespart wird.

Die Mitgliederbeiträge der Kantonalkirchen betrugen 13,5 Mio. Franken, dazu kamen 419 985 Franken «Sonderfinanzierung Aufarbeitung Missbrauch». Von diesen Beiträgen gingen 8,78 Mio. Franken an 40 Organisationen und 2,16 Millionen an die «Schweizer Bischofskonferenz» (SBK). Weitere 937 030 Franken nahm die Eigenfinanzierung der RKZ in Anspruch (Organe Betriebsaufwand, Anlässe usw.) sowie 1,455 Mio. Franken Leistungen der RKZ (Unterstützungen, Sexueller Missbrauch oder Urheberrechte). Dank Einsparungen beim Betrieb und den Leistungen sowie aufgrund des verspäteten Starts der neuen Synodalitätskommission ergab sich ein Ertragsüberschuss von rund 200 000 Franken, der für die sich in der Einführungsphase befindenden psychologischen Assessments angehenden Seelsorgerinnen und Seelsorgern eingesetzt wird.

Mehrkosten infolge Massnahmen gegen Missbrauch
Der Mitgliederbeitrag der 26 Mitglieder der RKZ wird je zur Hälfte im Verhältnis zum Anteil an der katholischen Wohnbevölkerung und im Verhältnis zur Finanzkraft der Mitglieder errechnet; die Beiträge basieren auf einer Verständigungslösung. Über die Zahlung der Mitgliederbeiträge entscheiden die Parlamente der einzelnen Kantonalkirchen. Aufgrund der vielen Kirchenaustritte sinken die Kirchensteuereinnahmen, zudem ist die Bereitschaft zur Erhöhung des Mitgliederbeitrages «grossmehrheitlich nicht gegeben» (Jahresbericht 2024 3.1). Die damit verbunden Ausgaben sind stark gestiegen (829 000 Franken). Unter anderem deshalb, weil der Genugtuungsfond für Opfer von sexuellem Missbrauch zweimal aufgestockt werden musste.

Nach der Veröffentlichung der sogenannten Pilotstudie versprachen die Schweizer Bischofskonferenz (SBK), die RKZ und die Konferenz der Ordensoberen (KOVOS) fünf Massnahmen gegen den Missbrauch, von denen vier «bereits konkret aufgegleist und teilweise bereits umgesetzt werden» konnten.[1] Die RKZ trägt die Kosten für die neue Dienststelle «Missbrauch im kirchlichen Kontext» Per 1. Juli 2024 wurde Stefan Loppacher angestellt, per 1. Januar 2025 zwei weitere Mitarbeiterinnen.[2] Die Überführung der Dienststelle Missbrauch von der SBK zur RKZ und die Auslagerung der «Dienststelle Ethik und Gesellschaft» aus der SBK in eine separate Trägerschaft hat eine Reduktion der Beiträge an die SBK zur Folge: Die Plenarversammlung der RKZ beschloss im Juni 2024 der SBK für die Jahre 2025–2028 einen Beitrag von 2,16 Mio. Franken pro Jahr zur Verfügung zu stellen.

Diese Einsparung reichte den Delegierten der kantonalen Körperschaften nicht. Sie waren der Meinung, dass die mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfällen verbundenen Kosten nicht auf die kantonalen Körperschaften abgewälzt werden dürfen. Dazu kamen weitere Mehrkosten durch die solidarische Finanzierung der Seelsorgearbeit in den Asylzentren des Bundes. Die Delegierten beschlossen nach zwei Beratungsrunden, die Mehrkosten von 570 000 Franken bei den «Mitfinanzierten Organisationen» einzusparen: Der Beitrag wird von 9,17  Mio. auf 8,6 Mio. Franken reduziert. Wo genau die Einsparungen ab 2027 vorgenommen werden, müssen die zuständigen Gremien entscheiden.[3]

«Mitfinanzierte Organisationen»
Von den erwähnten 9,17 Mio. Franken an «Mitfinanzierte Organisationen» gehen 2,529 Mio. Franken (27,6 Prozent) an «Cath-Info» (cath.ch), «Associacione ComEc» (catt.ch) und das Katholische Medienzentrum (kath.ch).

1,869 Mio. Franken (20,38 Prozent) sind für Sprachregionale berufsbezogene Bildungsangebote wie z. B. das «Religionspädagogische Institut» (RPI) in Luzern oder an das «Centre catholique romand de formations en Eglise» (CCRFE) in Fribourg bestimmt.

1,53 Mio. Franken (16,69 Prozent) gehen an «Migratio» (Migrantenpastoral), fast eine Million Franken (10,68 Prozent) an die Sprachregionale Jugendarbeit und rund 840 000 Franken an Gesamtschweizerische Fachstellen. Dazu kommen noch kleinere Beiträge an Erwachsenenverbände und Projekt- und Nachtragskredite.

Schaut man sich die Detailauflistung im Finanzbericht 2024 an, finden sich Sparmöglichkeiten zuhauf

oeku Kirchen für die Umwelt
Dieser Verein berät Kirchgemeinden in Umweltfragen, bildet kirchliche Umweltberatende aus und führt Aus- und Weiterbildungen für Sakristane, Sigristinnen und Liegenschaftsverantwortliche durch. oeku ist auch Zertifizierungsstelle für das Umweltlabel «Grüner Güggel».
Es gibt genügend Organisationen, die sich mit Umweltschutz beschäftigen. Einsparpotenzial Fr. 25 500.

Interreligiöse Arbeitsgemeinschaft IRAS/COTIS
IRAS/COTIS will den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Menschen mit unterschiedlichem religiösem und kulturellem Hintergrund fördern. Im Vorstand sind 3 Katholiken, 2 Reformierte sowie 11 Personen anderer Religionen. Im Leitbild heisst es: «Interreligiöse Arbeit ist Bestandteil der Bemühungen, durch Information, Beziehungspflege und Austausch das friedliche Zusammenleben verschiedener kultureller Minderheiten in der Schweiz zu fördern.» Es geht also nicht explizit um Religion, sondern um Kultur. So überrascht es auch nicht, dass IRAS/COTIS im Mai 2025 einen queeren Gottesdienst anbietet. Einsparpotenzial: Fr. 40 800.

Katholisches Medienzentrum
Der Beitrag von 1,183 Mio. Franken ist völlig überrissen, lässt sich in dieser Höhe rational nicht begründen, kommt er doch fast zur Gänze dem kirchenoffiziellen Portal «kath.ch» zugute. Innerhalb von zwei Jahren musste dieses Portal vom Schweizerischen Presserat wegen Verletzung elementarer journalistischer Sorgfaltspflichten dreimal gerügt werden. Auf ihrer Titelseite musste sich «kath.ch» wegen schwerer Ehrverletzung des ehemaligen CEO von Degussa, Markus Krall, entschuldigen und sich zur Zahlung einer sehr namhaften Summe zugunsten einer gemeinnützigen Institution verpflichten. Seit dem Ende letzten Jahres aus gesundheitlichen Gründen erfolgten Ausscheidens des Chefredaktors Christian Maurer begnügt sich «kath.ch» primär mit dem Abdruck von Artikeln anderer Medien. Kommt hinzu, dass das Medienzentrum auch noch Geld von der alljährlichen Medienkollekte erhält.

Jungwacht Blauring Schweiz
Bei Jugendorganisationen sparen zu wollen, scheint auf den ersten Blick fragwürdig. Doch «Jungwacht Blauring Schweiz» erhält neben 489 600 Franken von der RKZ weitere 718 181 Franken vom Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV), Bundesamt für Sport (BASPO) und anderen. Die «Fastenaktion» unterstützt die Jubla mit 40 000 Franken und 581 833 Franken stammen aus Spenden.[4] Per 31.12.2023 wies «Jungwacht Blauring Schweiz» zudem ein Eigenkapital von 579'036 Franken aus. Einsparpotenzial definitiv vorhanden.

Dazu kommt, dass «Jungwacht Blauring Schweiz» schon lange keine wirklich katholische Jugendorganisation mehr ist, auch wenn sie dies auf ihrer Webseite behauptet. Denn gleichzeitig liest man dort: «Die Jubla ist ein Kinder- und Jugendverband mit über 400 Scharen (lokale Vereine) – offen für alle, unabhängig von Fähigkeiten, Herkunft oder Religion.»
Noch klarer wird dies, wenn sie ihre Haltung zu Gender beschreibt: «In Jungwacht Blauring nehmen wir unsere gesellschaftliche Mitverantwortung wahr, die wir als Kinder- und Jugendverband bei Geschlechterthemen haben. Wir anerkennen die Vielfalt von Geschlechtsidentitäten und machen diese Vielfalt sicht- und erlebbar, sodass sich jede Person willkommen fühlt. Wir fördern die Gleichstellung aller Geschlechter und verurteilen jede Form von Benachteiligung aufgrund des Geschlechts. Wir tragen dazu bei, Geschlechterklischees aufzubrechen und fördern Menschen in ihrer Individualität unabhängig von ihrem Geschlecht.»[5] Die Jubla gehört auch dem Trägerverein der «Allianz gleichwürdig katholisch» an.

«Verband katholische Pfadi VKP»
Der Verband versteht sich heute nicht mehr als «katholisch»: «War der VKP zur Zeit des Vereinskatholizismus noch klar katholisch ausgerichtet, ist die heutige Ausrichtung christlich und in erster Linie pfadigemäss. Diese Haltung widerspiegelt sich in der Bezeichnung ‹Beziehung zum Spirituellen›: Gott hat viele Facetten und Möglichkeiten, genauso wird die Spiritualität unterschiedlich gelebt. Alle sollen ihren eigenen Zugang finden.» So unterstützt der Verband z. B. die «Allianz gleichwürdig katholisch». Einsparpotenzial: Fr. 127 500.

Schweizerischer Katholischer Frauenbund (SKF)
Dass der SKF sich schon längst von der Katholischen Kirche verabschiedet hat, ist allgemein bekannt. Er setzt sich für das Recht auf Abtreibung ein und neu auch für das Recht auf assistierten Suizid. «Wir sehen den Menschen als Ebenbild des Göttlichen (sic!) und als Beziehungswesen mit Recht auf Leben und unveräusserliche Würde an. Daraus kann und soll keine Pflicht zum Leben abgeleitet werden.»[6] Konsequenterweise will er nun das «Katholisch» aus dem Namen streichen. Auch der SKF gehört dem Trägerverein der «Allianz gleichwürdig katholisch» an. Einsparpotenzial: Fr. 173 400.

Kirchensteuergelder haben in erster Linie kirchlichen Aufgaben zu dienen
Wie oben erwähnt, werden die Zahlungen an die Schweizer Bischofskonferenz gekürzt. In diesem Zusammenhang heisst es im Jahresbericht 2024 der RKZ: «Die RKZ ist sich bewusst, dass sie die vielfältigen Aufgaben einer Bischofskonferenz nur in einem begrenzten Umfang finanzieren kann, so dass auch in den nächsten Jahren eine Fokussierung auf einige für die Zukunft wichtige Fragestellungen notwendig sein wird.»

Die Kirchensteuern sind aber von Gesetzes wegen dazu da, die Aufgaben der Kirche zu erfüllen. Somit müssen in erster Linie Projekte und Organisationen unterstützt werden, die der Aufgabe der Kirche – die Verkündigung des Evangeliums – dienen. Auch in dieser Beziehung findet sich Sparpotenzial bei anderen Ausgaben der RKZ.

Am 4. Dezember 2024 haben in Engelberg die obersten Organe von SBK, RKZ und der «Evangelischen Kirche Schweiz» den Vertrag zur Bildung einer nationale ökumenischen Koordinationsstelle «Seelsorge im Gesundheitswesen» unterzeichnet. Eine unnötige Institution, wie «swiss-cath.ch» bereits ausführlich darlegte.

Ebenfalls 2024 wurde eine nationale Synodalitätskommission gegründet, der sage und schreibe 30 Personen angehören. Dazu kommt die Geschäftsstelle («swiss-cath.ch berichtete). Der von Papst Franziskus angestossene weltweite synodale Prozess ist bereits in der ersten Phase gescheitert: Gerade einmal ein Prozent der Katholikinnen und Katholiken weltweit beteiligten sich daran. In der Schweiz waren es nur minime 0,5 Prozent. Echte Synodalität entsteht an der Basis und kann nicht «von oben» verordnet oder organisiert werden. Es muss schon jetzt davon ausgegangen werden, dass die nationale Synodalitätskommission nichts bewirken wird – ausser unnötigen Kosten.

In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu erfahren, wie sich die happigen Spesen der «Europa-Delegierten» Helena Jeppesen-Spuhler zusammensetzen, die von der RKZ bezahlt wurden. «Aufwände in Zusammenhang mit der Teilnahme an der Weltsynode durch Helena Jeppesen-Spuhler»: Fr. 23 518.74 (2024), Fr. 28 493 (2023).

Weiteres Sparpotenzial liegt bei den aufgeführten Projekten der RKZ. So wurde die «Allianz Gleichwürdig Katholisch» in den letzten Jahren mit jeweils 20 000 Franken unterstützt.

 

Quellen

RKZ-Finanzbericht_2024.pdf

RKZ-Jahresbericht_2024.pdf

 


[1] Die fünf Massnahmen sind: Selbstverpflichtung zur Aufbewahrung der Akten; Schaffung verschiedener unabhängiger Meldestellen; standardisierte psychologische Abklärung für alle, die einen Dienst in der Kirche übernehmen oder einem Orden resp. einer Gemeinschaft beitreten wollen; Professionalisierung des Personalwesens, Schaffung eines nationalen kirchlichen Straf- und Disziplinargerichts.

[2] Die beiden Mitarbeiterinnen werden von der «Fédération ecclésiastique catholique romaine du canton de Vaud» bezahlt.

[3] Diese sind paritätisch aus Mitgliedern der pastoralen Führungslinie (Bischöfe, General- und Bischofsvikare, leitende Mitarbeitende) und der staatskirchenrechtlichen Körperschaften (Präsidenten und Generalsekretäre von Landeskirchen) zusammengesetzt, ergänzt durch unabhängige Experten des jeweiligen Themenbereichs.

[4] Zahlen aus dem Jahr 2023; aktuellere Zahlen sind nicht verfügbar https://cdn.jubla.ch/target/6e9bde9d0062c66f20264f474c91eb797352422f/Jahresbericht-2023-Interaktiv.pdf

[5] https://cdn.jubla.ch/target/afff6373a3d1c9d3174889d6f94a997f306c82c6/Haltungspapier-Gender-2020.pdf

[6] https://www.frauenbund.ch/unser-engagement/ethik/lebensende/assistierter-suizid


Redaktion


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

Captcha Code Kann das Bild nicht gelesen werden? Klicken Sie hier, um zu aktualisieren

Captcha ist erforderlich!

Code stimmt nicht überein!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Sei der Erste, der kommentiert